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HEINZ Magazin Wuppertal 11-2016

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HEINZ Magazin November 2016, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

BÜHNE TIPP DES MONATS

BÜHNE TIPP DES MONATS Welch mystische Welt Neueste Show des Cirque du Soleil Trommelschläge. Die Echsen-Menschen tanzen. Flink springen sie durch Reifen. Doch dann: höher, noch höher, einen Reifen nach dem anderen stapeln sie übereinander. Eine Echse entfernt sich, schaut entschlossen auf den aufgebauten Turm – und sprintet los. Die Zeltproduktion „Amaluna“ kommt vom 17.11.-28.12. nach Düsseldorf. HEINZ-Autorin Lene Lemmer besuchte die Show vorweg in Frankfurt. A bsolut atemberaubend ist das neueste Programm „Amaluna“ des Cirque du Soleil, das am 17.11. unter dem weißen Grand Chapiteau im Grafental an der Metro-Straße in Düsseldorf Premiere feiern wird. Manchmal kann man vor Spannung kaum hinschauen. Da gibt es einen Hand-Balanceakt auf einer gigantischen Wasserschale: Oh je, kann das wirklich klappen? Das Herz klopft schnell vor Aufregung. Die junge Frau stemmt ihr ganzes Gewicht auf ihre Arme und lächelt. Es kann klappen! Denn die Artisten sind absolute Profis. Selbstbewusst heben die Amazonen ihre Köpfe und bewegen sich elegant und herrisch im feuerroten Dress, fliegen an Seilen über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Pfauen mit riesigen blauen Fächern schreiten voran. Exotisch, mystisch, fabelhaft sind die Bühnenbilder. In blaues Licht getaucht. Die Geschichte wird fließend, aber dezent, um die Kunststücke herumgewebt. Erzählt wird von der geheimnisvollen Insel Amaluna, auf der Götter leben, von der Königin Prospera und ihrer zur Frau herangewachsenen Tochter Miranda. Erzählt wird von einem heraufbeschworenen Sturm und einer Gruppe junger Männer, die deshalb auf der Insel strandet – und nicht zuletzt von einer Liebesgeschichte, die damit beginnt. Regisseurin Diane Paulus ließ sich für „Amaluna“ von griechischen und nordischen Mythen inspirieren. Motive aus Shakespeares Liebeskomödie „Der Sturm“ und Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ werden entdeckt. Allerdings wird die Geschichte nicht mit Worten, sondern allein mit Mimik, Gestik, Muskelkraft, mit Schönheit und mit Melodien erzählt. Erstmals in der Geschichte des 1984 gegründeten Cirque du Soleil bestreiten in der Mehrzahl weibliche Akteure die Show. Grandios ist die Live-Band, die sogar ausschließlich aus Musikerinnen besteht, die mit absoluter Power Spannung aufbauen und dann wieder durch zarte Klänge magische Augenblicke unterstreichen. So wie der Moment, als der Echsen-Mensch vom Boden abspringt und tatsächlich durch den obersten Reifen fliegt. Drei Stunden zuvor... Backstage proben die jungen Frauen ein letztes Mal vor der heutigen Show. Zwischen 18 und 38 Jahren sind die Artisten alt, die nun bei einem Spagat ihre Beine dehnen und an Seilen schwingen. Ihre Blicke sind konzentriert, sie wirken wie weggetreten in eine andere Welt. Ihre muskulösen Arme spannen sich an, ihre Wangen sind gerötet. Schweiß steht auf der Stirn und liegt in den streng zurückgelegten Haaren. Später auf der Bühne ist von all der Anstrengung nichts mehr zu merken. „Sie lassen die Kunststücke so leicht aussehen, wie ein Spaziergang im Park“, bewundert Rachel Lancaster, Artistic Director. „Die Artisten befinden sich alle auf einem sehr hohen Level.“ Die Körper sind perfekt trainiert, ansonsten sehen die Gesichter allerdings wie die ganz normaler 60 | HEINZ | 11.2016

junger Frauen aus – noch. Der Herr der Kostüme Larry Edwards erklärt: „Die Mädchen müssen sich nach einer Anleitung selbst schminken.“ Er zeigt Vorher-Nachher-Bilder, die verblüffen. Mit Airbrush-Technik werden sogar Tattoos ins Gesicht gesprüht. „Bis zu drei Stunden haben einige Mädchen am Anfang gebraucht, um sich zu schminken“, sagt Edwards, „inzwischen brauchen sie nur noch rund 40 Minuten.“ Pro Show kommen außerdem 150 Schuhe und 320 Kostüme zum Einsatz. Jedes Kostüm gibt es zweimal, falls es während der Show gewechselt werden muss. Bei den grandiosen Stunts können die Kostüme nämlich schon mal aufreißen oder mit der Zeit ausleiern. Deshalb steht der Herr der Kostüme hinter der Bühne mit Nadel und Faden bereit. Plötzlich kracht und poltert es. Der Blick um die Ecke verrät: Die Männer sind inzwischen zum Training gekommen – und schleudern sich mit einer großen Wippe abwechselnd in die Luft. Sie fliegen meterhoch, aber verziehen dabei kein Gesicht, als wäre das ganz normal. Bald darauf wird es leerer im Zelt. Alle Künstler atmen noch einmal tief durch, bevor sie sich schminken, ihre Haare stylen, ihre Kostüme anziehen und sich nach und nach in mystische Wesen verwandeln. Dann heißt es endlich: Lasst die Show beginnen! Lene Lemmer ❚ CIRQUE DU SOLEIL. Amaluna Grand Chapiteau, Grafental, Metro-Straße, Düsseldorf; Termine: 17.11.- 28.12.; Preise: ab 25 €, Tickethotline (01806) 570000; www.cirquedusoleil.com LIVE NATION LIVE NATION Der Clown zwischen den mystischen Wesen Schlechte Laune? Nee, sobald er in sein Kostüm steigt, legt er einen Schalter um und miese Gedanken sind verflogen. „Dann lasse ich alles hinter mir und trete mit lachendem Herzen auf die Bühne“, verrät Aaron Sebastian Dewitz (35). Der selbstständige Künstler spielt bei der neuen Show „Amaluna“ des Cirque du Soleil den Clown. Es ist allerdings keine typische Clownsrolle, er trägt weder große Schuhe noch eine rote Nase, sondern ist ein gestrandeter Kapitän, der sich Hals über Kopf in ein Kindermädchen verliebt. Wie die beiden versuchen, sich mit Händen und Füßen zu verständigen, ist aber definitiv eine Lachnummer. Und Dewitz geht in seiner Rolle ganz auf – wie seine Vorbilder Mr. Bean, Charlie Chaplin und Buster Keaton äußert auch er kein sinnvolles Wort auf der Bühne. Er weiß: „Humor unterscheidet sich in verschiedenen Ländern. Aber Witze aus dem Alltag versteht jeder.“ Schon in der Schule war Dewitz der Klassenclown und hat gerne Lehrer zum Lachen gebracht. Außerdem stöberte er als Kind am liebsten in der Verkleidungskiste. Mit 18 Jahren fing er an zu jonglieren. Während der Schulzeit interessierte er sich fürs Straßentheater und besuchte schließlich eine Clownsschule. Heute reist er mit seiner Frau und seiner vierjährigen Tochter um die Welt. „Meine Frau ist meine Agentur-Chefin“, sagt er. „Und Kinder sind ein ehrliches Publikum, wenn es ihnen nicht gefällt, gähnen sie.“ Es ist ein Leben, das viel gibt und gleichzeitig viel fordert. Das weiß er genau. Aber es ist seine Welt, sein Herz schlägt für die Show. „Nach einem Auftritt habe ich noch so viel Adrenalin, dass ich erst um zwei oder drei Uhr nachts schlafen kann.“ Sein großer Wunsch ist schließlich in Erfüllung gegangen. „Als ich 18 Jahre alt war, habe ich ein Video vom Cirque du Soleil gesehen. Es war mein absoluter Traum, dort eines Tages mitzuspielen.“ Da können ihn keinerlei negative Gedanken herunterziehen. Und so tritt er freudestrahlend auf die Bühne. © Wolf Birke © Theater Liberi © Lars Langemeier © Showtime Australia © praxis-kom.de

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