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HEINZ MAGAZIN WUPPERTAL 07-2017

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HEINZ Magazin Juli 2017, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

STADTPLAN STORY Grüner

STADTPLAN STORY Grüner wird’s nicht Nachhaltige Entwicklung Manch einer sprach von einem „Wunder“, als am 23. Mai 2017 ein Teil der Ruhr wieder zum Baden freigegeben wurde. Und tatsächlich: Die vielen Projekte und Events der „Grünen Hauptstadt“ Essen zeigen, dass der Wandel von der Industriehochburg zur drittgrünsten Stadt Deutschlands für eine dauerhafte Erhöhung der Lebensqualität sorgt. Das zeigen insbesondere die drei folgenden Beispiele. DER EHEM. SCHWIMMWELTMEISTER CHRISTIAN KELLER WAGTE MIT VIELEN ANDEREN DEN SPRUNG IN DIE RUHR, FOTO: SASCHA KREKLAU Baden in der Ruhr Ganze 46 Jahre mussten die Essenerinnen und Essener warten, um endlich wieder samt Badehose & Co. in „ihre“ Ruhr hüpfen zu dürfen. Als Ende Mai 2017 in Sachen Wasserqualität grünes Licht gegeben wurde, waren Andrang und Begeisterung an der ausgewiesenen Badestelle am Seaside Beach Baldeney groß. Die Freigabe der 50x15 m großen Fläche ist durchaus mit Emotionen behaftet, wie Markus Pließnig, Pressesprecher der Grünen Hauptstadt Europas, unterstreicht: „Das nun wieder mögliche Baden in der Ruhr hat eine hohe Symbolkraft als Zeichen für den Strukturwandel hier im Ruhrgebiet.“ Und tatsächlich: Neben der Ruhr – lange Zeit als schmutziger Fluss verschrien – erfährt auch die Emscher eine Renaturierung. Zwei Flüsse also, die innerhalb weniger Jahre den Essener Bürgern zurückgegeben wurden bzw. -gegeben werden. Der Weg dorthin war ein langer, und nahm mit dem Ruhrreinhaltegesetz von 1913 seinen Anfang: weg vom Entsorgungsort für Industrieabwässer, hin zum sauberen Gewässer. Dass die Ruhr seit diesem Jahr nun tatsächlich wieder zum bedenkenlosen Baden einlädt, ist zudem auf das Projekt „Sichere Ruhr“ zurückzuführen, in dessen Zuge seit 2012 die Rahmenbedingungen für hygienische Standards erarbeitet wurden. Hier ist auch das Frühwarnsystem zu nennen, das rechtzeitig Schwankungen der Wasserqualität voraussagt: „An sechs Stationen entlang der Ruhr wird der Niederschlag gemessen – sollte eine dieser Stationen einen Tageswert von über fünf Millimeter erfassen, kommt es automatisch zum Badeverbot“, erklärt Markus Pließnig die Vorgehensweise. Eine gründliche Untersuchung auf bestimmte Keime gibt nach der Entnahme von Wasserproben zusätzliche Sicherheit. Die örtlichen Gegebenheiten samt Infrastruktur des Seaside Beach Baldeney runden das Gesamterlebnis „Baden in der Ruhr“ ab – bleibt die Frage, ob künftig weitere Flächen zum Schwimmen und Planschen angelegt werden können: „Bei der jüngst eröffneten Badestelle handelt es sich um ein Pilotprojekt“, so Pließnig, „dieses dient dazu, sich ein genaues Bild von der Entwicklung der Wasserqualität zu machen. Es ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden Jahren weitere Bademöglichkeiten an der Ruhr hinzukommen.“ ❚ BADEN IN DER RUHR Seaside Beach Baldeney, Freiherr-vom-Stein-Str. 384, Essen; Termin: je nach Wetterlage; Preis: 3,50 €; www.seaside-beach.de Tag der Bewegung Mit der Ernennung Essens zur „Grünen Hauptstadt Europas“ erhielt erstmals in der Geschichte der „Green Capital“ eine Stadt der Montanindustrie diese ehrenvolle Auszeichnung. Doch genau in der Transformationsgeschichte der Ruhrmetropole liegt die Begründung für diese Entscheidung: Der Wandel von der Kohle- und Stahlstadt zum grünen Farbtupfer im Revier kann synonym für den viel besungenen Strukturwandel im Pott verstanden werden. Mit Blick auf diese Dynamik erhält der „Tag der Bewegung“ durchaus eine gewisse Doppeldeutigkeit, schließlich stand und steht die Entwicklung der Stadt niemals still. Wenn am 2.7. also eine Strecke von 3 Kilometern zwischen der Essener Hachestraße und dem Viehofer Platz für den Verkehr gesperrt wird, stehen – wie bei all den anderen Projekten der „Grünen Hauptstadt“ – die fünf Themenfelder „Mein Grün“, „Meine Wege“, „Meine Flüsse“, „Mein Einkauf“ und „Meine Zukunft“ im Mittelpunkt. Dabei ist die Partizipation der Bürger höchstes Gebot, schließlich sollen an diesem Sonntag alle Teilnehmer ordentlich in Bewegung kommen. Dies geschieht an mehreren Mitmachstationen auf der Strecke, an denen sich jeder ganz unterschiedlich ausprobieren und seinen Teil zum „Tag der Bewegung“ beisteuern kann. Doch nicht nur der Essener Innenstadtring soll in Bewegung geraten, auch im Kopf der Bürgerinnen und Bürger möchten die Initiatoren der „Grünen Hauptstadt“ für progressives Umdenken sorgen: Wieso nicht mal öfter aufs Rad umsteigen? Weshalb bei kürzeren Strecken nicht auf den ÖPNV setzen und das Auto in der Garage lassen? Wer solcherlei Gedanken für sich selbst in Gang bringt, befindet sich auf dem richtigen Weg. Das ausgewählte Areal, das übrigens schon um Mitternacht für den Autoverkehr gesperrt wird, bietet jede Menge Platz für Bewegung und Aktionsideen, die alle Interessierten beim Projektbüro der „Grünen Hauptstadt“ einreichen konnten. Fest steht bereits, dass eine Fahrrad-Sternfahrt des ADFC sowie ein Seifenkistenrennen den Tag ordentlich ins Rollen bringen werden. Im Idealfall nehmen alle Besucher des Aktionstages diesen (ideologischen) Schwung auch über den 2.7. mit nach Hause. ❚ TAG DER BEWEGUNG Innenstadtring, zwischen Hachestr. und Viehofer Platz, Essen; Termin: 2.7., 11 Uhr; Preis: Eintritt frei; www.essengreen.capital/tagderbewegung SASCHA KREKLAU 12 | HEINZ | 07.2017

Paradiese und Utopien Über 200 Bürgerprojekte umfasst das „Grüne Hauptstadt“-Jahr, Projekte, die bislang bestens angenommen und im Stadtgebiet zusehends sichtbarer werden. Dass die rege Teilnahme der Essenerinnen und Essener der Hauptmotor des Aktionsjahres ist, gilt auch für das Familien- und Upcycling-Fest „Paradiese und Utopien“, das am 8. und 9.7. mit einem bunten Programm in den Essener Stadtgarten lädt. Der Mix aus Kulturprogramm, Mitmachaktionen und Austausch kann beim Flanieren und JOCHEN TACK RUPERT OBERHÄUSER Verweilen genossen werden; Konzerte von Schülerinnen und Schülern der Folkwang Musikschule und des Jugend-Symphonieorchesters sorgen für den sommerlichen Sound, Science Slams erklären Naturphänomene auf eingängig-witzige Art, und ein ökumenischer Gottesdienst bringt unter dem Titel „Toast, Schwarzbrot, Sekt und Selters“ am Samstagabend alle Besucher zusammen. Auch im Stadtgarten bilden die fünf Themenschwerpunkte der „Grünen Hauptstadt“ das Gerüst des Wochenendes; auf mehreren Präsentationsflächen rund um den See werden diese künstlerisch, theatralisch, tänzerisch und wortgewandt umgesetzt. Was den Organisatoren von „Paradiese und Utopien“ (und der „Green Capital“ im Allgemeinen) wichtig ist: All dies geschieht stets ohne den erhobenen Zeigefinger, sondern vielmehr unter der Prämisse, dass das Thema „Umwelt“ durchaus Spaß machen kann. Diese erlebnisreiche Vorgehensweise ist es, die den „Paradiesen und Utopien“ innewohnen soll und auch im Upcycling-Gedanken seinen Platz findet. Aus Alt mach Neu: Welche ausgedienten Gegenstände können mit ein paar kreativen Ideen eine neue Bestimmung finden? Wie kann ich Abfall vermeiden und effizienter leben? Auf den bereits erwähnten Präsentationsflächen zeigen Essener Bürgerinnen und Bürger, mit welchen Wiederverwertungsideen sie ein Teil der „Grünen Hauptstadt“ sein möchten. Biologisch, fair und nachhaltig kann es zudem auch bei der Ernährung zugehen. Aus diesem Grunde findet am zweiten Aktionstag gemeinsam mit dem Projekt „säen, ernten, Essen“ zwischen 10 und 12 Uhr ein Picknick im Stadtgarten statt. An mehreren Ständen warten kulinarische und regionale Angebote auf die Besucher, die ihre Picknickdecke daher nicht vergessen sollten. ❚ PARADIESE UND UTOPIEN Stadtgarten, Brunnenstr. 21, Essen; Termin: 8.7., 14 Uhr, 9.7., 10 Uhr; Preis: Eintritt frei; www.essengreen.capital Alle Texte: Robert Targan

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