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HEINZ MAGAZIN WUPPERTAL 03-2017

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HEINZ Magazin März 2017, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

STADTPLAN STORY Durchs

STADTPLAN STORY Durchs Wasser sehen Abwasser als Rohstoff Die Emscher war mal schwarz, die Wupper bunt, und Wasser auf Kinderzeichnungen ist immer blau statt farblos. Das soll keine Abhandlung über Farben werden, sondern über das kühle Nass im Sektor. Der Weltwassertag am 22. März steht unter dem Motto „Wastewater – Abwasser“. HEINZ hat sich umgeschaut und festgestellt: Mittlerweile kann in den meisten Gewässern wieder auf den Grund gesehen werden. V iel ist passiert. Baden im Baldeneysee ist bald möglich! Rechtzeitig zur Badesaison darf wieder geplanscht werden. Das ist pünktlich in dem Jahr, in dem sich Essen mit dem Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ schmücken darf. Und dies war eines der Ziele, mit denen sich Essen als Umwelthauptstadt bewarb. Wenn das Naturfreibad mit seinen zwei eingefassten Becken fertiggestellt ist, dann ist der Seaside Beach nun endlich ein Beach, der auch Badevergnügen bietet. Schwimmen wird jedoch nicht immer möglich sein, vor allem nicht, wenn es viel regnet, denn dann kommt es zu Verschmutzungen. Aber immerhin ist es nach 40 langen Jahren nun überhaupt drin. Dabei geht es um mehr als um die Freude über das bloße Schwimmen. Es geht darum, dass sich in den Köpfen ganz schön viel getan hat. DORTMUND – RENATURIERTER EMSCHER-HAUPTLAUF IN DEUSEN © STEFAN TUSCHY/ EMSCHERGENOSSENSCHAFT WUPPERTAL ROSENAU © WUPPERVERBAND BALDENEYSEE ESSEN 2016 © DANIEL MÜLLER 16 | HEINZ | 03.2017

Der Umgang mit dem kühlen Nass hat sich verändert. Wir nutzen Wasser. Wir verbrauchen es. Es ist Wärmflaschenfüllmittel, Sommergeselle und Nudelweichmacher. Wir nutzen all seine Privilegien und wissen, da bleiben Reste – Abwasser. Auch um dieses kümmern wir uns und halten es von Gewässern fern. Die Ruhr ist nun wieder sauberer. Auch dank des Projektes „Sichere Ruhr“. 2012 kam es im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Gang. Wesentliches Ziel war die Verbesserung der Wasserqualität. Also schon da begann sich das Bewusstsein zu ändern. So heißt es im Mission Statement des Projektes: „Nachdem der Mensch seiner wichtigsten Wasserressource in den letzten Jahren kaum Aufmerksamkeit geschenkt hat, wendet er sich heute weltweit wieder seinen Flüssen zu. Ob München, Berlin, Paris oder Kopenhagen, der Trend geht in den Metropolen zur Rückkehr zum naturnahen Lebensraum in urbaner Umgebung.“ Einiges wurde erreicht und da half natürlich auch die europäische Wasserrahmenrichtlinie. Laut dieser sollen die Gewässer wieder zu Lebensadern der Natur werden und alle Flüsse, Seen und Küstengewässer im Jahre 2027 wieder in einem guten Zustand sein. 150 Jahre Industrie- und Bergbaugeschichte und dichte Besiedlung haben deutliche Spuren hinterlassen. Da sind Mammut-Projekte nötig. Solche wie die große Vorreiterin – die Emscher-Renaturierung. Renaturierung bedeutet grob, Flüssen wieder freien Lauf zu lassen. Die Emscher wurde während der Industrialisierung in ein gerades Bett gepresst und vom Fluss zum miefenden Abwasserkanal. Seit Jahren wird nun ein naturnaher Zustand wiederhergestellt. Das Projekt stürmt voran. Nach und nach werden die Abwasserkanäle unter die Erde verlegt. Darüber fließt die Emscher wieder rein und klar. Und in ihr kreucht und fleucht es wieder: Die Emschergroppe vermehrt sich. Bachflohkrebse und grabende Eintagsfliege fühlen sich pudelwohl und seltene Libellenarten sind auch wieder da. Auch oben, neben dem Wasser ist viel los. Zum Beispiel in Bottrop, am Kirchschemmsbach. Dieser Abschnitt wurde von der Emschergenossenschaft bereits umgestaltet. Obwohl das Wetter noch usselig ist, ist viel Betrieb. Louis flitzt mit seinem Laufrad vorweg. Seine Mutter Nadine Kujawski ist direkt hinter ihm. Sie erinnert sich, wie es einmal war: „Den Geruch kann man kaum vergessen. Köttelbecke haben wir immer gesagt. Als Kind wusste ich gar nicht, dass das mal ein Fluss war.“ Und Nadine schätzt, was sie nun hat: „Viel schöner als an den Straßen vorbei, geht’s hier. Eine schöne Abkürzung.“ Und da spricht sie das an, was das Wasser mitten in den Städten noch bieten kann: Aufenthaltspotenzial. Die Gewässer werden nicht nur für Kleintiere zum Lebensraum. Auch die Anwohner profitieren und bekommen mitten im Wohnviertel ein wenig Erholung. Stadtgesichter verändern sich. Im Sauseschritt entstehen Radwege am Wasser von Emscher, Ruhr und Wupper. Auch in Wuppertal. Aufenthalte am Wasser glichen in der Vergangenheit mehr Hinterhofromantik. Versteckt und kaum beachtet, hinter den ganzen Bauten, floss die Wupper. Und in den Köpfen tummelten sich die Erzählungen der älteren Generationen, dass das Wasser entweder schwarz oder auch mal bunt war. Was nun nach Einhornhype in Regenbogenbegleitung anmutet, war damals Folge der Textilindustrie, wurden doch einst die Abwässer der Textilfärbung eingeleitet. Das ist Geschichte. Auch die Wupper wird wieder zum Blickfang. Der Wupperverband renaturiert emsig: Immer mehr Zugänge zum Ufer kommen hinzu, Steine lockern das Flussbett auf und die Wupper wird mehr und mehr ein Fluss zum Anfassen. Neben den großen Renaturierungsvorhaben gibt es auch Projekte, die noch weiterdenken, die das Abwasser von unseren Gewässern nicht nur fernhalten, sondern nutzen. Gereinigtes Abwasser immer wieder einzusetzen als Brauchwasser, statt es wie bisher in den Fluss einzuleiten, ist Ziel des Forschungsprojekts MULTI-ReUse am Mülheimer IWW Zentrum Wasser. Das Projekt sieht Abwasser als Rohstoff an, nicht mehr als Reststoff. „Es hat dann zwar nicht unbedingt Trinkwasserqualität, eignet sich aber nach einer weiteren Reinigung durchaus für industrielle oder landwirtschaftliche Zwecke“, betont Projektkoordinatorin Barbara Zimmermann. Und das spart Wasser und schont den Grundwasserpegel. Nun ist es an der Zeit, darauf anzustoßen, dass so viel passiert. Mit Wasser natürlich. www.tag-des-wassers.com Julia Sandforth Starte Dein eigenes Business Anmelden und durchstarten www.senkrechtstarter.de Gefördert durch

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