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HEINZ Magazin Wuppertal 03-2016

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HEINZ Magazin März 2016, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

BÜHNE TIPP DES MONATS

BÜHNE TIPP DES MONATS Judas in Sorge Bahnbrechend „Jesus Christ Superstar“ gehört zu den erfolgreichsten Musicals der Welt und wurde zahllose Male aufgeführt. Wegen seiner unorthodoxen Darstellung der letzten sieben Tage im Leben Jesu und seiner Dichte an Hits begeistert es Menschen jeden Alters, Glaubens und Nichtglaubens. Im April ist die Neuinszenierung erstmals in Essen zu erleben. Vorab besuchte HEINZ-Autorin Isabelle Reiff das Musical in Birmingham und sprach vor Ort mit dem Regisseur Bob Tomson. L ange Gewänder statt Jeanshosen, keine Anspielungen darauf, dass Maria Magdalena vielleicht ja wirklich etwas mit Jesus hatte: Im Unterschied zu sehr modernen Interpretationen wie zuletzt an der Oper Dortmund orientiert sich die Version des Regisseurs Bob Tomson und des Produzenten Bill Kenwright am klassischen Vorbild und hält sich haargenau an Andrew Lloyd Webbers ursprüngliche Bühnenfassung: Webber persönlich hat Tomsons Inszenierung abgesegnet. Gerade einmal 21 Jahre alt war Webber, als er das Musical komponierte, das als erste Rockoper in die Geschichte einging. Die Songtexte schrieb Tim Rice. Vor mehr als 40 Jahren feierten die beiden ihren großen Durchbruch mit diesem revolutionären Werk. „Jesus Christ Superstar“ ist ein Meilenstein, sein durchkomponierter Stil bislang unerreicht“, so Bob Tomson. „Aber das Musical riskierte damals auch große Kontroversen, allein mit seinem Titelsong und dem Infragestellen der christlichen Überlieferung. Gleichzeitig sind die großen Themen, die hier verhandelt werden – die Fragen nach Liebe, Verständnis, Großzügigkeit, Wahrheit, Treue, Opferbereitschaft und Hoffnung – hochaktuell und betreffen jeden Einzelnen, ganz gleich, welchen Glaubens er ist. Das Bedeutungsspektrum dieses Musicals ist sehr breit und seine Botschaft extrem relevant in unserer heutigen Zeit.“ Tomson konnte mit seinen Produktionen schon zahlreiche Erfolge verbuchen. Neben Musicalund Theaterprojekten kennt man ihn auch als Regisseur beliebter britischer Fernsehserien wie „Hero to Zero“, für die er mit dem BAFTA Award nominiert wurde. Was ist das Bahnbrechende an „Jesus Christ Superstar“? Das Werk revolutionierte die Geschichte des Musicals, nicht nur, weil es Vorreiter eines ganz neuen Musiktheaters war; es wurde durchgehend gesungen, also ohne gesprochene Dialoge komponiert. Genauso revolutionär war es, die Passion Christi mit moderner Popmusik aufzuführen – ein radikaler Bruch mit der Tradition, die Jesusgeschichte nur mit Kirchen- oder klassischer Musik zu vertonen. Nicht zuletzt haben sich Webber und Tim Rice, von dem die grandiosen Lyrics stammen, getraut, das Schlaglicht auf jemanden zu richten, der in dieser Legende sonst immer schlecht wegkommt: Judas – für alle Zeiten ist dieser Vorname mit dem Nimbus des Verrats, der Lüge, des Abtrünnigen belegt. Das Autorenduo Webber und Rice stellt den Jünger in ein ganz anderes Licht: Judas ist bei ihnen derjenige, der in echter Sorge um Jesus ist, der den Personenkult um ihn 60 | HEINZ | 03.2016

Kinderchor gesucht Zur Unterstützung des Ensembles wird ein eingespielter Kinderchor (Kinder im Alter von 7-11 Jahren, nicht größer als 1,45 Meter) gesucht, der mit seinen Stimmen die Chorpassagen in „Hosanna“ und „Superstar“ komplettiert. Interessierte Chöre senden ihre Bewerbung per E-Mail an kinderchor@bb-promotion.com oder per Post an: BB Promotion GmbH, Stichwort: Kinderchor, Röntgenstr. 7, 68167 Mannheim. Die Bewerbung sollte den Chor und seine Mitglieder vorstellen und das Interesse an „Jesus Christ Superstar” begründen. Video- und Tonaufnahmen können gerne beigefügt werden. Jedes teilnehmende Kind erhält zwei Freikarten. „CRUCIFY HIM!“ – PILATUS WILL DEN TOD JESUS VERHINDERN, ABER DAS VOLK FORDERT SEINE KREUZIGUNG. FOTO: PAMELA RAITH „HOSANNA!“ – ALS JESUS IN JERUSALEM EINZIEHT, IST ER NOCH UMRINGT VON FANS ... (FOTO: PAMELA RAITH) aus dem Ruder laufen sieht und den eigentlichen Plan, das jüdische Volk zu befreien, gefährdet. Tatsächlich ist sich auch die Bibelforschung uneinig, ob Judas den Verrat nicht vielleicht als letztes Mittel sah, Jesus zu zwingen, seine wahre Macht zu zeigen oder annahm, in Schutzhaft wäre Jesus vor den Römern sicher, die durch das Aufsehen, das er erregte, sichtbar nervös wurden. De facto fehlen in allen Evangelien Motive für seine Tat. Geldgier kann es nicht gewesen sein, denn dann hätte sich Judas nach Jesu Hinrichtung nicht das Leben genommen. Judas, dargestellt von Tim Oxbrow, brilliert denn auch in wütenden Rock-Titeln wie „Damned for all Times“ oder „Heaven to their Minds“, während Rebekah Lowings als Maria Magdalena berührende Pop-Balladen wie „Everything’s Alright“ oder das berühmte „I Don’t Know How to Love Him“ singt. Es wird für immer das große Rätsel bleiben, ob Maria Magdalena wirklich die Geliebte von Jesus Christus war. In dem in Nag Hammadi gefundenen Philippusevangelium wird Maria Magdalena als „seine Gefährtin“ bezeichnet. Im Evangelium des Johannes begegnet ihr als Erster der Auferstandene und trägt ihr die Auferstehungsbotschaft an die Jünger auf. Im Musical ist Jesu Verbindung mit der ehemaligen Prostituierten ganz besonders Judas ein Dorn im Auge. Jesus nimmt Maria Magdalena vor ihm in Schutz, und die anderen Jünger stellen sich hinter ihn. Judas wird mehr und mehr zum Außenseiter. Die Figur des Erlösers wird in dieser Produktion von Glenn Carter verkörpert. Carter spielt die Todesszene am Kreuz in schier unerträglicher Länge und unter Ausdruck allergrößter Qualen. Der 52-Jährige ist ein erfahrener Jesus-Darsteller. Er hatte diese Rolle in „Jesus Christ Superstar“ am Lyceum Theatre am West End inne und im Anschluss daran auch mit großem Erfolg am Broadway, wofür er einen Drama League Award in der Kategorie „Most outstanding Performance in a Musical“ erhielt. Er verkörperte den Gottessohn auch schon 1996 unter dem preisgekrönten Regisseur Gale Edwards und ist in der daraus entstandenen Filmversion zu sehen. Glenn Carter beweist als Jesus seine große Stimmstärke, nicht zuletzt den enormen Stimmumfang, den Webbers Komposition für diese Rolle vorgesehen hat. Mit kontrastierenden musikalischen Stilen unterstreicht Webber („Cats”, „Evita“, „Das Phantom der Oper“), der 1992 für seine Verdienste um die Kunst von der Queen zum Ritter geschlagen und 1997 in den Adelsstand auf Lebenszeit erhoben wurde, den Charakter der einzelnen Figuren. Die Musik atmet den Geist der 1970er Jahre, die geprägt sind von innovativen Formationen wie Deep Purple, Pink Floyd oder The Who. Paradebeispiel für die Kraft dieser Musik ist der Titelsong „Superstar“. Ergänzt werden die Solonummern durch mitreißende Chorszenen. Nach exklusiven Gastspielen an der Deutschen Oper Berlin und der Staatsoper Hamburg kommt die farbenfrohe Produktion in der Regie von Bob Tomson und mit Starbesetzung aus dem Londoner West End im April erstmals nach Essen. Isabelle Reiff ❚ JESUS CHRIST SUPERSTAR Colosseum Theater, Essen; Termine: 5.-10.4., Di-Fr 20 Uhr, Sa 15 + 20 Uhr, So 14 + 18 Uhr; Preise: ab 32 €, Tickets (01806) 101011 (0,20 € aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen); www.bb-promotion.com; Verlosung: 3x2 Premierenkarten unter www.heinz-magazin.de

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