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HEINZ Magazin Wuppertal 03-2016

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HEINZ Magazin März 2016, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

KONZERTE TIPP DES MONATS

KONZERTE TIPP DES MONATS Jedi-Ritter des Rock Dream Theater spielen Zukunft Sie haben das Genre Progressive Metal in den vergangenen 25 Jahren maßgeblich beeinflusst. Nun setzt das Quintett aus New York auf einen neuen Coup. Ihre retrofuturistische Rockoper „The Astonishing“ erzählt in zwei Akten und 34 Songs ein postapokalyptisches Szenario von einer Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt. Olaf Neumann sprach mit Sänger James LaBrie und Gitarrist John Petrucci. In Ihrem neuen Album sagen Sie Amerika eine düstere Zukunft voraus. Was ist „The Great Northern Empire of the Americas“? John Petrucci: Das ist ein Imperium im Jahr 2285 und befindet sich im Nordosten der heutigen USA zwischen New Jersey, New England und Kanada. In dem Album versuchen wir uns vorzustellen, was mit unserer Heimat in 300 Jahren passieren wird. Wie wird Amerika sich verändern? Bleibt es in den Grenzen von heute bestehen? Wie wird sich die Gesellschaftsstruktur weiterentwickeln? Auch wenn die Geschichte in der fernen Zukunft spielt, gibt es darin einen Imperator, der wie früher über ein Reich herrscht. Das gemeine Volk hingegen wird wieder zu Bauern, die für die Aristokraten arbeiten, die das Land besitzen. Obwohl die Handlung in der Zukunft spielt, sind die Zustände wie in der Vergangenheit. Wie realistisch ist diese Vision im Jahr 2016? Petrucci: Das Ganze ist eine Vision davon, was passieren kann, wenn Einzelne zu viel Macht haben. James LaBrie: In unserer Zukunftsvision haben die Menschen die Fähigkeit verloren, sich künstlerisch auszudrücken. Das geht einher mit Unterdrückung, und so leben die meisten in Armut unter der Herrschaft eines Tyrannen. Aber der Held unserer Geschichte namens Gabriel zeigt ihnen, wie mächtig Kunst wirklich ist. Ihm gegenüber stehen die Noise- Maschinen des Regimes, die Musik nachahmen sollen. Aber das Ergebnis klingt herz- und seelenlos. Wenn man sich einmal genauer umschaut, passiert vieles, was wir hier beschreiben, bereits jetzt. Auf eine Art und Weise wird Technologie heute wundervoll genutzt und sie wirkt leistungsfördernd, aber gleichzeitig ist sie roboterhaft und vorformuliert. Ich glaube, unsere Vision kann sehr schnell real werden. Haben Sie moderne Technologie benutzt, um dieses Werk zu erschaffen? LaBrie: Das tun wir doch alle. Technologie ist etwas Wunderbares, solange man sie auf vernünftige Weise benutzt. Petrucci: Man muss sich nur mal angucken, wie Roboter und Computer immer mehr Tätigkeiten übernehmen, die zuvor von Menschen ausgeführt wurden. Aktuelles Beispiel sind selbstfahrende Autos. Viele verlieren deshalb ihre Jobs. Ich habe mir beim Schreiben vorgestellt, wie es wäre, wenn eine künstliche Intelligenz unseren Job als Musiker übernehmen würde. Dann würde es keine handgemachte Kunst mehr geben. Diese Vorstellung finde ich richtig übel, denn Maschinen ist ja nicht bewusst, was sie da tun. Sie funktionieren einfach nur. Haben Sie versucht, Musik aus der Sicht einer Maschine zu machen? Petrucci: Ja, das haben wir tatsächlich. Auf unserem Album sind auch Songs von diesen Noise-Maschinen drauf, so elektronisches Zeug. Diese Sachen werden kontrastiert durch richtige Dream-Theater-Songs mit echter Rockband, echtem Orchester, Chor und Piano. Und wie haben Sie die Story entwickelt? Petrucci: Das Projekt war von Anfang an sehr breit angelegt. Ich wollte eine Story schreiben, die als Grundlage für ein Konzeptalbum und eine Live-Show an besonderen Orten funktionieren sollte. Im Zentrum der Zukunftstory steht ein altes, morbides Herrschaftssystem. Interessieren Sie sich für Politik? Petrucci: Sicher. Ich stehe aber auch auf „Herr der Ringe“, „Star Wars“, „Game Of Thrones“ oder „Jesus Christ Superstar“. In unserem Album findet man auch religiöse Aspekte, jedoch nicht auf salbadernde Weise, 20 | HEINZ | 03.2016

JIMMY FONTAINE sondern auf symbolische. Mich fasziniert die Konstellation Judas und Jesus. In unserer Geschichte ist die Person, die mit der Gabe der Musik geboren wird, die Jesus-Figur. Wie haben Sie Ihre Charaktere kreiert? Petrucci: Ich habe schon immer gerne Geschichten erzählt. Mir war wichtig, dass alle Charaktere glaubwürdig wirken. Und Sie als Sänger sind dann wie ein Schauspieler in die verschiedenen Rollen geschlüpft? LaBrie: Genau. Ich habe die Story immer wieder gelesen, und als dann die Songtexte folgten, habe ich mir auch diese zu eigen gemacht. Dabei bin ich vorgegangen wie ein Schauspieler. Anders hätte es nicht funktioniert. Auf unserem Album sind keine Gäste, ich singe alle Rollen selbst. Mit diesem Projekt betreten wir definitiv Neuland. Sie haben Ihr Album mit einem echten Orchester und einem echten Chor eingespielt. War das eine große Herausforderung? Petrucci: Auf jeden Fall. Zum Glück musste ich das nicht persönlich tun, dafür gibt es Spezialisten. In unserem Fall war das David Campbell. Er hat meine Musik für Gospelchor und Orchester arrangiert und alle Aufnahmesessions in Prag und in Los Angeles über Monate organisiert. Bei diesem Projekt kommt alles zusammen, was wir lieben. Aufführen werden Sie Ihre Rockoper ausschließlich in bestuhlten Theatern und Konzertsälen. Auch das ist neu für Sie. Petrucci: Für dieses Projekt haben wir uns eine ganz besondere Show ausgedacht, die sehr filmisch ist. Das Publikum sitzt wie in einem Kino oder Theater und kann sich zurücklehnen und die opulente Optik inklusive Animationen und Theaterelementen genießen. Wir haben ja schon überall gespielt von großen Hallen bis kleinen Clubs. Die Akustik und die Bühne sind immer anders. Hand aufs Herz: Hat Musik wirklich die Kraft, Menschen zu verändern und sogar Regierungen zu stürzen? LaBrie: Musik ist eine Kunstform, auf die wir unmittelbar reagieren. Als die Menschheit noch in Höhlen lebte, entstanden die ersten Rhythmen und es wurde wahrscheinlich dazu rituell getanzt. Das Potenzial von Musik ist unerschöpflich. Sie kann bei Menschen durchaus zu einer positiveren Lebenswelt beitragen und ihnen die Kraft geben, sich von der Negativität zu befreien. Wird es in 300 Jahren noch Rockmusik geben? LaBrie: Ich denke, ja. Aber wir werden nicht mehr da sein. Petrucci: Genau das ist die tieferliegende Botschaft hinter dieser Geschichte: Wenn es keine Kunst mehr gibt, erkaltet das Leben. Natürlich wird dieses Phänomen in unserer Geschichte sehr dramatisch dargestellt, darin kippt Musik ein totalitäres Regime. Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, es ist ja Fiktion, aber Musik spielt unbestritten im Leben vieler Menschen eine sehr große Rolle. Rock’n’Roll war Amerikas bedeutendste kulturelle Revolution. Als Bob Dylan elektrisch wurde, war das ein einschneidendes Ereignis. Was ist Rockmusik heute? Petrucci: Eigentlich ist der Rock’n’Roll noch relativ jung, viele der Pioniere sind immer noch aktiv. Verrückt, aber in der Geschichte der Musik ist der Rock’n’Roll tatsächlich nur ein winziges Kapitel. Für mich geht es vor allem um den Spirit: Rockmusik ist revolutionär, rebellisch und geradeheraus. Es ist eine machtvolle Möglichkeit, Botschaften rüberzubringen, weil die Leute bei Rockmusik genauer hinhören als bei Popmusik und eine Aussage deshalb mehr Bedeutung bekommt. Sie schaffen es immer wieder, dass sich Nicht-Musiker Ihre unglaublich komplexe Musik anhören. Wie machen Sie das? Petrucci: Nun, es gibt da draußen eine Menge intelligente Leute, die mehr von Musik erwarten als der Durchschnitt, die in die Tiefe gehen wollen und fasziniert sind von fantastischen Geschichten. Ein Großteil der Kunst kommt und geht, aber gleichzeitig sind komplexe Werke wie „Herr der Ringe“ und „Star Wars“ extrem erfolgreich, weil es sich um große Erzählkunst handelt. Ich glaube, Leute, die sich unsere Platten anhören, haben diese Mentalität. Sie machen es sich bequem, dimmen das Licht runter und setzen einen Kopfhörer auf, um sich wirklich auf Musik einzulassen. ❚ DREAM THEATER RuhrCongress, Stadionring 20, Bochum; Termin: 10.3., 20 Uhr; Preis: ab 54 € (VVK); Tickets unter (0211) 274000; Verlosung: 5x2 Karten unter www.heinz-magazin.de THE BARRY WHITE EXPERIENCE FEAT. 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