BÜHNE ÜBERSICHT HEINZ-AUTORIN MARIANNE MENKE GROSSES THEATER MIT KLEINEN MITTELN Mario und der Zauberer ■ Angesiedelt im faschistischen Italien der 1930er-Jahre, in einer von Misstrauen und Intoleranz allem Fremden gegenüber geprägten Atmosphäre, ist die Novelle „Mario und der Zauberer“ des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann, auf der das Stück beruht, eine Parabel auf die Manipulierbarkeit des Menschen. Zentrale Figur ist der machtgierige Krüppel Cipolla, der nicht nur äußerst scharfzüngig ist, sondern auch über verblüffende Hypnosefähigkeiten verfügt. Doch sein gefährliches Spiel findet ein bitteres Ende. Die Bühnenfassung von Sebastian Kautz verbindet Dichterworte mit Puppenspiel und Live- Musik zu einem spannenden Theaterabend. Als Wunder an Wandlungsfähigkeit zeigt sich Sebastian Kautz, der auch als Regisseur überzeugen kann. Musiker Gero John zeigt mit der von ihm komponierten Musik seine ganze musikalische Bandbreite. dt ❚ MARIO UND DER ZAUBERER Theater Duisburg/ Foyer III, Neckarstr. 1; Termin: 25.4., 20 Uhr; Preise: 12/7 € erm., Tickets (0203) 28362100; www.westticket.de CLOWNESKER BLICK AUF DIE WELT Clowns im Sturm ■ Mit minutenlangem Applaus und Bravorufen belohnte das Premierenpublikum Roberto Ciullis Inszenierung „Clowns im Sturm – Eine komisch-musikalische Traumfahrt in die Fremde”. Das fast wortlose Stück, das von der Gestik und Mimik der grandiosen Darsteller und der Musik von Matthias Flake lebt, führt auf eine Reise, deren Etappen dramaturgisch höchst versiert einen Spannungsbogen zaubern. Eine geträumte Odyssee, die durch die ganze Welt führt – vom Okzident zum Orient und wieder zurück. Ein Teppich, der möglicherweise fliegen kann, inklusive. Zumindest bietet er Schutz – als Rolle, in den sich die Clowns einwickeln können. Putzig, wenn die höchst heterogen zusammengesetzte Reisegruppe zwischendurch Rast macht – auf kleinen weißen Stühlen. Poetisch – das Zusammenschlagen der Wellen über ihnen bei der angedeuteten Fahrt übers Meer. dt ❚ CLOWNS IM STURM Theater an der Ruhr, Mülheim, Akazienallee 61, Tel. (0208) 5990188; Termine: 1./7.4., jew. 19.30 Uhr; Preis: 20/8 € erm. SCHMITZ KERSTIN TURLEY Die Lust am Körper Vielleicht ist es Zufall, dass in diesen Tagen viel Ballett auf den Spielplänen steht, womöglich lässt sich aber auch eine subtile Verbindung finden zu einem frühlingsbedingten und dadurch neu erwachten Gefühl des körperlichen Bewusstseins. Wenn die Wollpullis fallen und T- Shirts erste Blicke freilegen auf das Mehr jenseits der Schal-Grenze, wird deutlich, welch aussagekräftiges Potenzial der menschliche Körper eigentlich in sich trägt. Der Körper als nonverbales Ausdrucksmedium, im Grunde verfügbar für jedermann/frau, wird in seiner ästhetisierten Form im Ballett sozusagen auf die Spitze getrieben. Zu schön ist der Anblick durchtrainierter Tänzer, die in vollendeter Körperbeherrschung zu einer Sprache finden, die sich intuitiv erfassen lässt und eine gewisse Rauschwirkung hervorruft. Der Zugang über die (körperlichen) Sinne macht den besonderen Reiz des Tanztheaters aus und wirkt dabei generationsübergreifend. Das aktuelle Angebot an Ballettabenden ist groß und lädt ein in das Reich der physischen Expressivität. Kleiner Motivationsschub für die Bikini-Figur inklusive. Kerstin Turley SASCHA KREKLAU CHAUFFEUR CHRISTIAN KORTEN PACKT AUS Promigeschichten ■ Am Taxistand, gleich neben dem Theater in Bochum-Riemke, da gibt der Mann Gas! Schirmbemützt öffnet Moderator Christian Korten die Türen seines Taxis und chauffiert seine Fahrgäste durch die Show – aparte Anekdötchen und pikanter Promigossip inklusive. Noch rechtzeitig gelingt es dem Stimm- Imitator, nach anfänglicher Nervositätsbremse das Gaspedal durchzutreten und in Erinnerung an seine prominenteste Tour Sprech RASANT ENTSCHLEUNIGT IN ZWEI STUNDEN SLOW ■ „Es braucht Geduld mit Tieren!“ Mit stoischer Gelassenheit begutachtet Flugzoo- Dompteur Claude Criblez aus Bern seinen schwitzenden Fisch. Gleich soll das zeppelinartige Flugobjekt durch den Theatersaal schweben. „Wir müssen unser Leben entschleunigen, das aber schnell“, meint Regisseur Knut Gminder und entwickelte einen Gegenentwurf zu der federleichten Komik des Schweizers: Hochbegabte Artisten suchen das Schnelle. Pavel wagt Tricking-Elemente am Pole, Jonas Witt dreht sich – zum einnehmenden Gesang von Ingrid Korpitsch – geschwind im Cyr. Chu lässt die Diabolos rasen, das Trio J-Ropes entfesselt Springseile – und Begeisterung. Sensationell ist die Tango-Dubstep-Akrobatik von Acelya & Pavel. Und Criblez? Rekonstruiert seelenruhig die Schwimmwege aller Künstler und „hetzt“ in seiner herrlich gemischten Raubtiernummer Katze auf Fisch. Ein WOW für SLOW! susa ❚ SLOW GOP Varieté-Theater Essen, (0201) 2479393; Termine: bis 14.5.; Preise: 26-39 € ET CETERA VARIETÉ GMBH EINMAL BECKETT UND ZURÜCK Endspiel ■ „Warum diese Komödie jeden Tag?“, fragt Clov seinen Herrn Hamm in Becketts „Endspiel”. Warum spielen sie Tag für Tag ihr eingefahrenes Spiel aus Herrscher und Diener, in dem der eine längst schon gehen will, aber nicht kann, und der andere sich in einer Mischung aus Bedürftigkeit und Herrschaft in der Abhängigkeit seines scheinbar freiwillig Untergebenen suhlt. Schmerzvoll bringen die großartig aufeinander eingestellten Schauspieler Jonas Schütte und Matthias Matz unter der Regie von Kevin Barz die enervierende Routine der ineinander verwobenen Figuren auf den Punkt. Die beklemmende Grundstimmung wird potenziert durch die düstere, arena-artige Bühne, in der die clownsartig verzerrten Figuren in ihrer eigenen Show feststecken. Ein intensiver Theaterabend, der durch rhythmische Feinheit und ausgesprochene Bildkraft glänzt. Die Inszenierung feierte im Rahmen des Duisburger AKZENTE- Festivals eine fulminante Premiere. ez ❚ ENDSPIEL Theater Duisburg, Neckarstraße 1, Tel. (0231) 982120; Termin: 8.4., 20 Uhr; Preise: 12/7 € erm. und Schnauze von Helge Schneider, Udo Lindenberg, Dieter Bohlen und Peter Maffay originalgetreu aus dem Mund purzeln zu lassen. Körperstark agieren die Artisten: Maxim Kriger schwitzt bei seiner waghalsigen Rola- Rola-Balance (Foto), Phil Os rockt und rollt augenschmausig das Diabolo, das Duo Strange Comedy ulkt und verblüfft vor dem roten Zaubervorhang. Mit ihrem rasanten Kostümwechsel läutet Martyn Chabry das Finale einer Show ein, die gut beschleunigt. susa ❚ PROMIGESCHICHTEN Varieté et cetera, Herner Str., Bochum, (0234) 13003; Termine: bis 11.6., Do-So; 20-33 € 58 | HEINZ | 04.2017
04 2017 INFO-MAGAZIN FÜR DUISBURG,
April 2017 Nicht lange rumeiern am
Turbinenhalle feiert Silberhochzeit
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