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HEINZ MAGAZIN OBERHAUSEN 04-2017

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HEINZ Magazin April 2017, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

STADTPLAN STORY Im

STADTPLAN STORY Im Wandel der Zeit Fotografisches Gedächtnis Das Ruhrgebiet ist im Wandel wie keine andere Region in Deutschland. Zwei groß angelegte Fotoprojekte im Netz – „Neue Heimat Ruhr“ und „ZEIT-RÄUME RUHR“ – haben sich zum Ziel gesetzt, Erinnerungen wachzurufen, aber auch Zeitgeschichte zu dokumentieren und damit neue Einblicke zu gewähren. Sie zeigen den Facettenreichtum – lebensweltlich und sozial genauso wie landschaftlich und historisch. K öttelbecke und künstliche Berge, Beach Boys und Reviercowboys – gibt es eine facettenreichere Region in Deutschland? Das Ruhrgebiet ist geprägt und gestaltet von den Menschen, die hier leben, Menschen aus über 150 Nationen. Ein Schmelztiegel, der seinesgleichen sucht. „Das Ruhrgebiet hat eine Migrationsgeschichte, die nicht erst 2015 beginnt.“ So formuliert das Peter Liedtke. Liedtke hat 2003 das „Pixelprojekt_Ruhrgebiet“ ins Leben gerufen, eine „Digitale Sammlung fotografischer Positionen als regionales Gedächtnis“. 2013 wurde www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de einer von deutschlandweit hundert „Ausgezeichneten Orten im Land der Ideen“. Mittlerweile an die 300 Fotografen, darunter so renommierte wie der Amerikaner Duane Michals oder der in Essen lebende, sechsfache World- Press-Preisträger Henning Christoph sind hier mit Fotoserien vertreten. Sie alle zeigen das Ruhrgebiet aus ganz speziellen Perspektiven. Liedtke lässt eine Fachjury, mehrheitlich einschlägige Professoren, über die Aufnahme von Fotografen entscheiden. „Aus aktuellem Anlass“, so Liedtke, „haben wir jetzt alle Fotoserien, insgesamt 465, im Hinblick auf die Einwanderungsgeschichte des Ruhrgebiets durchforstet.“ Dieser besondere Ausschnitt ist unter www.neueheimat.ruhr zu sehen. Er reicht von Schwarzweißaufnahmen aus den 1960er-Jahren – Hans Rudolf Uthoff begleitete damals türkische Gastarbeiter von Istanbul bis zum Dortmunder Hauptbahnhof – bis zu ganz aktuellen Innenansichten 12 | HEINZ | 04.2017

« Oben: Deutschland, Hamm. Hindutempel Sri Kamadchi Ampal. Die Schwestern Gayathri, Laavanya und Sushmitha Ambur als Tempeltänzerinnen, Foto: Pascal Amos Rest. Unten: Abgelehnte Asylbewerber in der JVA Büren (sehnen sich nach Sonne), Foto: Michael Kerstgens der Flüchtlingszelte in Recklinghausen. Und dieser Ausschnitt zeigt: Migration hat es schon immer gegeben, teils sogar in wesentlich größeren Wellen. Klaus Rose dokumentierte in den 1980ern die Ankunft deutscher und ausländischer Flüchtlinge aus der DDR, Bosnien und Sri Lanka im Durchgangslager Unna-Massen. Gerno Michalke hielt in den 1990ern fest, wie Hobbyfußballer aus allen Teilen Afrikas mit Hilfe der Turngemeinde Essen-West als „Africa United Football Club“ bis in die A-Liga aufstiegen. Kim Sperling porträtierte Koreaner, die von 1963 bis in die 1980er-Jahre ins Ruhrgebiet kamen, um als Bergarbeiter oder Krankenschwestern auszuhelfen. Projektleiter Liedtke, selbst Fotograf, argumentiert, warum solche Aufnahmen nicht in Schubladen verschwinden dürfen: „Es würde uns an Information fehlen, denn diese Bilder liefern Erkenntnisse über unsere Region jenseits von statistischen Daten. Sie ermöglichen uns, ein Gefühl für Milieus zu bekommen und unsere Vorstellung zu verbessern. Erst durch diese verschiedenen Positionen, die die Fotografen darstellen, haben wir die Möglichkeit, eine Wahrheit dazwischen zu finden.“ Die Bilder dokumentieren fast fremde Kulturen in der Nachbarschaft und die Geschichten einer zusammengewachsenen multikulturellen Gesellschaft. Daniel Kessen nimmt uns mit auf Marktplätze ganz anderer Art, zwei spezielle Flohmärkte in Essen und Gelsenkirchen: „Hier wird feilgeboten, was vom Tisch der Überflussgesellschaft gefallen ist. Schrott und Trödel. Zwischen den Lumpen glitzern fröhliche Festtagskleider.“ Über ein Jahr hinweg ging Kessen immer wieder zu den Tuchhändlern, Wurstverkäufern und Gewürzständen, lauschte den verschiedenen, für ihn unverständlichen Sprachen, kam dennoch mit einigen ins Gespräch. Mit der Zeit akzeptierten ihn viele Händler als festen Bestandteil des Marktes, nannten ihn „Herr Fotograf“ oder „Herr Künstler“, baten um Gefälligkeiten wie: „Machst du Foto von mein Bruder. Für Facebook!“ Andere benötigten Bilder ihrer Waren für Ebay. Daniel Kessen hat seinen Aufnahmen einen lesenswerten Erfahrungsbericht zur Seite gestellt. Wie er hat sich auch Brigitte Kraemer viel Zeit genommen, in die Milieus einzutauchen. „Zeit ... ist vielleicht das Wichtigste, wenn man Menschen fotografieren will, die ganz bei sich sind“, findet die mehrfach ausgezeichnete Fotografin. Kraemer verwendet die Leica M6, „eine unscheinbare, leise Kamera“. Mit ihr fängt sie ungewöhnliche Szenen von solcher Vertrautheit ein, dass man meint, keiner hätte die Fotografin bemerkt. Momente vor der großen Pose oder hinterher, wo der geistliche Ordensträger das Kind mit der Wasserpistole beschießt oder das kleine Mädchen rittlings auf der Mutter sitzt wie auf einem schweren Ross. „Das sind die wichtigen, authentischen Augenblicke. Dokumente eines Lebensgefühls. Ich bin nicht mehr Außenstehende, sondern nehme einen Teil davon in mein eigenes Leben mit.“ Kaum zu ertragen der Anblick der von Kriegswaffen verstümmelten Kinder, die seit 1967 im Friedensdorf Oberhausen betreut werden. Oder die Frauen und Männer in den Gefängnissen für abgelehnte Asylbewerber in Büren und Herne: Die seelischen Narben sind ihnen ins Gesicht geschrieben. In den Bildserien der insgesamt 29 Fotografen werden auch die Nöte von Flüchtlingen als aktuelles Phänomen emotional erfahrbar. Die Fotografin Rosa Maria Rühling ist mit Bulgaren und Türken in Kontakt gekommen, die sich rund um den Dortmunder Hauptbahnhof als Stricher verkaufen. Fast alles, was sie verdienen, schicken sie an ihre Familien in den Heimatländern. Schlaglicht auf die verquere Situation, ohne Arbeitserlaubnis gezwungen zu sein, Geld anders zu verdienen. Die Freier, mehrheitlich deutsche Männer zwischen 40 und 80, zahlen fünf bis dreißig Euro, je nach Angebot. Doch www.neueheimat.ruhr hält auch ganz andere Eindrücke bereit. Pascal Amos Rest zeigt uns drei „Göttinnen“, die wie aus einem Märchen entsprungen zu sein scheinen: Gayathri, Laavanya und Sushmitha Ambur sind Schwestern und studieren alle drei Medizin in Essen. Wenn aber in Hamm das große Hindu-Fest ist, treten sie als überirdisch schöne Tempeltänzerinnen in Erscheinung. „Pottperlen“ nennt Magdalena VERSCHAFF DIR DEN DURCHBLICK! STUDIENINFORMATIONSTAG 26. APRIL 2017 | 15 BIS 19 UHR BACHELOR HANDWERKSMANAGEMENT Betriebswirtschaftslehre (B.A.) Das Triale Studium an der Hochschule Niederrhein Drei Abschlüsse in zehn Semestern: Gesellenbrief | Meisterbrief | Bachelor www.hs-niederrhein.de/triales-studium DER STUDIENINFORMATIONSTAG AM CAMPUS MÖNCHENGLADBACH // Studierende und Fachbereiche stehen für Fragen zu den Studieninhalten zur Verfügung // Hilfe bei der Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche // Vorträge zu Themen rund ums Studium // Beratung zur Studienwahl und Informationen zur Bewerbung Weitere Informationen unter: www.hs-niederrhein.de/studieninformationstag

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