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HEINZ Magazin Oberhausen 04-2016

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HEINZ Magazin April 2016, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

KONZERTE TIPP DES MONATS

KONZERTE TIPP DES MONATS Laut soll‘s werden Prisma Rea Garvey stimmt sich auf seine sommerliche „Get Loud Open Air Tour” ein. Eine der letzten Stationen ist am 9.9. der Westfalenpark in Dortmund. HEINZ-Autorin Julia Sandforth störte bei den Vorbereitungen und sprach mit dem Musiker über das Lautwerden. Dabei fiel zwar – wie erwartet – oft „Fuck”, aber der Ire war alles andere als laut, sondern sehr nachdenklich, reflektiert, rt, fast in philosophischen Sphären. 20 | HEINZ | 04.2016

SVEN SINDT Ab Mai bist du mit deinem Album „Prisma“ unterwegs. Was bedeutet es für dich, laut zu werden? Ich mag die Einstellung, laut zu sein. Es heißt vor allem, eine Meinung zu haben, andere Auffassungen anzuhören und in der Diskussion zu sein. Ich bin in einer Zeit in meinem Leben, in der ich viel Spaß habe anzugreifen. Nicht auf die aggressive Art, aber auf jeden Fall nach dem Motto „Fuck, lass uns das nun machen”. Früher habe ich mich oft gefragt, ob ich das darf. Im Moment denke ich: „Ja, tu es. Scheiß drauf.” Dabei gehe ich schon gewisse Risiken ein. Darum ist „Prisma” kein leichtes Album für mich. Es spricht nicht unbedingt die Themen an, die meine Hörer hören möchten und ist teilweise politisch. Ich mache mich angreifbar. Aber ich lebe halt, auch wenn es weh tut. Also heißt laut werden auch, die Komfortzone verlassen, sich etwas zu trauen und loszulegen? Ja, wir sollten das, was in der Welt passiert, nicht über uns als Welle ergehen lassen. Dass man wirklich das Gefühl hat, dass man lebt, das ist wichtig. Wir sind mit so vielen Scheißsachen konfrontiert, und so oft denken wir, wir können es nicht mehr hören. Und in solchen Momenten tut es gut, diese Energie zu spüren und einfach zu sagen: „Let’s Do It.– Komm los und mach!” Das ist meine Einstellung, die ich lebe. Das Rainy-Day-Konzept – also das Denken, erst loszulegen bei schönem Wetter – das können wir uns nicht mehr erlauben. Denk an das irische Wetter, da regnet es jeden Tag. Du sprichst vom Symbol der Welle, die uns nicht erwischen sollte. Kannst du mehr dazu sagen? So oft verlieren wir unsere eigene Identität, weil wir uns von dem überrollen lassen, was eine Masse als Norm festlegt. Manche Menschen schaffen einfach nicht, dieser Masse standzuhalten, sich selbst zu informieren und sich ihre eigene Meinung zu bilden. Das möchte ich aufklären. Ich kenne dieses Gefühl. Während ich das Album schrieb, habe ich natürlich teilweise auch mit mir selbst gesprochen. Vielleicht habe ich sogar zuerst mehr für mich geschrieben, weil ich mit meiner Musik versuche, viel von dem zu lösen, was in meinem Kopf unklar ist. Ich möchte kein Prediger sein. Manchmal habe ich mich als Prediger gefühlt. Damit habe ich mich nicht wohlgefühlt. Ich als Musiker schreibe einfach über das, was ich sehe, erlebe und wie ich mich fühle. Also heißt laut sein auch informiert zu sein. Ja, und es heißt, zu diskutieren und etwas zu sagen. Das, was wir im Moment erleben, ist sehr viral und sehr anonym. Natürlich ist es einfach, viral Stellung zu nehmen; da können sich alle verstecken. Damals gab es doch dieses Spiel, Sims hieß das. Das ging noch eine Ebene weiter als das Tamagotchi. Und heute denken wir, wir leben wirklich auf dieser Ebene. Wir äußern so oft nur dort unsere Gedanken und nicht jemandem gegenüber, der wirklich irgendwo sitzt. Wir liken etwas, aber darum sollte es nicht gehen. Man muss eine Diskussion führen und nicht einfach sagen, man sei auf dieser oder jener Seite. Und hier sind wir alle Opfer und Täter. Ich ebenso. Ich nutze Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter und wenn ich da agiere, dann bin ich auch nur einer, der verbreitet. Früher sagte man immer, zu viel Fernsehen mache blind. Noch schlimmer ist das bei den vielen neuen Wegen der Social Media. Distanz ist wichtig, und vorsichtiger sollten wir sein. Auch mal wieder sagen: „Fuck It, ich hole mir den Ball und gehe mit den Jungs Fußball spielen.“ Was passiert ohne diese Distanz? Ohne den nötigen Abstand prasseln viel zu viele Informationen auf uns ein. Das ist gefährlich. Wir können nicht so viele Nachrichten bearbeiten und wenn diese wie Wellen kommen, dann bist du überfordert. Aber so ist eben die Welt, in der wir leben und man muss anfangen, Filter in sich einzubauen. Die Zeit, die man verbringt, alles über alles zu lesen, birgt Probleme, denn dann hast du dir nicht einmal den Tag angeschaut und nichts Gutes getan. Das Leben ist so schön, man muss nur aus der Haustür gehen und es selbst entdecken. SHAKESPEARE FESTIVAL im Globe Neuss 27. Mai bis 25. Juni 2016 www.shakespeare-festival.de Globe Neuss KOMMA PÜTT KUCKEN! Täglich Führungen über Zeche und Kokerei www.denkmalpfad-zollverein.de 04.2016 | HEINZ | 21

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