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HEINZ MAGAZIN ESSEN 02-2017

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HEINZ Magazin Februar 2017, Ausgabe für Essen

Elternschaft heute Alete

Elternschaft heute Alete statt Latte Macchiato Gab es eigentlich ein Leben vor den Kindern, und wenn ja, warum nicht mehr? Frei nach dem Pop-Philosophen Precht lässt sich so die zentral-existenzielle Frage der Windel-Milieu-Komödie „Was hat uns bloß so ruiniert?” von Marie Kreutzer umschreiben. Drei Paare markieren das Pandämonium des Neo-Elternseins. Und wie könnte man das Thema garstiger angehen als mit Wiener Schmäh? 52 | HEINZ | 02.2017

MOVIENET, JUHANI ZEBRA MOVIENET, JUHANI ZEBRA K inderkriegen ist der neue Trend in „Bobostan“. Der letzte Schrei in den gentrifizierten Altbauvierteln von Leopoldstadt und Josefstadt ist der erste Schrei der totalen Selbstverwirklichung. Doch kaum ist der Lebenssinnstiftungszuwachs im noblen Bugaboo durchs Café-Viertel paradiert worden, stellt sich der Baby-Blues ein. Nachdem die österreichische Regisseurin das Schicksal der 68er-Kinder anhand der Kommunenerfahrung in „Die Vaterlosen“ seziert hat, rückt die 39-Jährige nun ihren Altersgenossen zu Leibe. Es ist das Porträt einer Generation, deren größtes Problem hausgemacht ist: der Anspruch auf Glück und Harmonie. Dass Kinder dafür eine sehr unsichere Voraussetzung sind, davon ist in den Lifestyle-Magazinen eher selten zu lesen, in denen die Kleinen gern als schick herausgeputztes Hipster-Accessoire präsentiert werden. Doch als wären Wehen, Schlaflosigkeit und Dreimonatskoliken noch nicht genug, die schlimmste elterliche Prüfung entsteht erst unter anderen Eltern. Da ist der Geburtsvorbereitungskurs mit seinen bizarren Einsichten nur das billige Vorgeplänkel ideologischer Glücksstrategien, die mit veganer Ernährung anfangen, regional geröstetem Kaffee und allerlei esoterischen Befindlichkeiten noch lange nicht aufhören. Stella ist Filmstudentin und bezieht das Projekt Mutterschaft kurzerhand in ihren Abschlussfilm ein. Markus kocht gern und steht bald in der Kindergruppe „Kartoffelsupp” am Kochtopf, doch viele Eltern verderben gern mal den Brei mit weltanschaulichen Diskussionen über Essenszutaten. Ines und Chris haben gleich eine kraus-karierte Version des Patchworkens ersonnen. Ines hat den Kindsvater der 120-Quadratmeter-Wohnung verwiesen, weil sie Platz für sich braucht und schließlich nur unfreiwillig schwanger geworden ist. Seither wohnt Chris in seinem Kombi, den er vor der Tür geparkt hat, und nimmt regelmäßig Sorgezeiten für das Mädchen, das sie transgender-korrekt Elvis genannt haben. Ansonsten gibt Ines das Kind gern zu Mignon, die zwar eine echte Burgenländerin ist, aber seit ihrer Aupair-Zeit in Paris überwiegend französisch gebrochenes Deutsch spricht. Klar, dass das Kind Aimée heißen musste, denn der ewig gut gelaunte weil harmoniesüchtige Luis hat sowieso nichts zu sagen. So nimmt ein bunter Reigen elterlicher Verrenkungen seinen Lauf im Spannungsfeld von erschlaffendem Bindegewebe, Impfgegnerschaft aus „Schleißigkeit“, windelfreien Experimenten und der bitteren Erkenntnis, dass die Coolness irgendwie dahin ist. Nach dem Krebsdrama „Gruber geht“ (2015) lässt Marie Kreutzer es deutlich leichter angehen: eine Bobo-Komödie voll origineller One- Liner zum genüsslichen Fremdschämen. philipp koep ❚ WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT? A 2016, 100 Minuten, Regie u. Buch: Marie Kreutzer, mit: Vicky Krieps, Pia Hierzegger, Marcel Mohab, Manuel Rubey, Pheline Roggan, Andreas Kiendl; Start: 9.2. „Bobo“ ist das neue „Yuppie“ Keine Generation ohne die eigene Markenbezeichnung. Schon allein um die Zielgruppe zu treffen, verhängt das Kino gern solche Etiketten. Auf die Hippies der 1960er folgten die Yippies der 70er und die Yuppies in den 80er-Jahren. Aus der kiffenden Gegenkultur im Zeichen von „Easy Rider“ und Flower Power wuchs der „American Psycho“ in der Generation der koksenden Karrieristen im Banne der „Wall Street“ heran. Die „Generation X“ setzte auf Innerlichkeit und quasselte sich „Before Sunrise“ um den Verstand, die Karriere wurde zugunsten von „Work-Life-Balance“ zurückgestellt. Das Pendel schlug in der nächsten Dekade zurück. Die „Generation Y“, heute in den Twens, sind digital natives und suchen die Karriere in Turnschuhen und T-Shirt wie Mark Zuckerberg. Sie sehen die Selbstverwirklichung als oberstes Ziel, doch dies ist mit ständigen Zweifeln behaftet. Deshalb verweist der doppeldeutige englische Begriff auch auf ihr Wesen: „Generation Why?“ Das Zuckerberg-Biopic „The Social Network“ umreißt die Altersgruppe, die auch als Millenials, Generation Next, Generation Net bezeichnet wird. Bobo ist wie Yuppie (aus Young Urban Professional) ein Akronym. Es überbrückt die Gegensätze von Bourgeois und Bohème, also bürgerliches Sicherheitsstreben und ausgelassenes Leben oder Reichtum und Rebellion. Das einzigartige Event zum Lutherjahr 2017 POP-ORATORIUM begeisternder Mega-Chor mitreißende Bühnenshow internationale Musicalstars 4. 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