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HEINZ MAGAZIN ESSEN 01-2017

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HEINZ Magazin Januar 2017, Ausgabe für Essen

KINO ÜBERSICHT

KINO ÜBERSICHT HEINZ-AUTOR 2016 PARAMOUNT PICTURES, DANIEL SMITH DOPPELAGENT ODER DOPPELHERZ Allied – Vertraute Fremde ■ Achtung, kein Spoiler: Marion Cotillard ist unschuldig. Die Gerüchte um eine Romanze hinter den Kulissen dieses romantischen Agententhrillers waren wohl doch eher ein Fantasieprodukt der Skandalpresse – oder eine geschickte Finte der PR-Strategen. Liebe und Beruf hält der frankokanadische Geheimdienstoffizier Max Vatan (schwer Botox-verdächtig: Brad Pitt) für unvereinbar, schließlich lebt der Spezialagent im Kampf gegen die Nazis gefährlich. Als er 1942 in Casablanca den deutschen Botschafter umbringen soll, ist die Résistance-Kämpferin Marianne seine Partnerin. Sie verlieben sich ineinander. Später holt er die Französin nach London und sie heiraten. Doch dann meldet sich seine Behörde mit einem schrecklichen Verdacht: Marianne soll für die deutsche „Abwehr“ arbeiten. Trotz einiger 007-Einlagen ein eher betulicher Spionage-mit-Herz-Thriller. pk ❚ (ALLIED) USA 2016, 125 Min., Regie: Robert Zemeckis, mit: Brad Pitt, Marion Cotillard, Jared Harris, Lizzy Caplan, Matthew Goode, August Diehl; Start: 22.12. PATCHWORK-CHRISTKIND Eine schöne Bescherung ■ Die Weihnacht ist längst nicht mehr weiß, sondern grün, und mit dem Schnee sind auch die „guten alten Sitten“ dahingeschmolzen. Jedenfalls ist die moderne Familie eine Herausforderung für traditionelle Vorstellungen vom trauten Fest unterm Tannenbaum. Daselbst lässt es diese schwedische Produktion ordentlich krachen: Oscar und Simon sind schon lange ein Paar. Nun haben sie sich mit Freundin Cissi ein Haus gekauft und laden die Eltern ins festlich dekorierte Heim. Doch die älteren Herrschaften haben Eigenheiten und Ansichten, die bald für Spannungen sorgen. Auch mit der großen Überraschung hatten sich die Gastgeber die Angelegenheit einfacher vorgestellt. Bevor der Schnee doch noch leise rieselt und man sich an der „Krippe“ versammelt, geht erst ein reinigendes Gewitter über die offene Multikulti-Selbstverwirklichungs-Gemeinschaft nieder. pk ❚ EINE SCHÖNE BESCHERUNG (En underbar jävla jul) SW 2015, 108 Min., Regie: Helena Bergström, mit: Robert Gustafsson, Maria und Anton Lundquist; Start: 22.12. PETER MOKROSINSKI PHILIPP KOEP Unterm Baum Von wegen Weiße Weihnacht! „Zwischen den Tagen“ setzt sogar Disney auf Südsee-Gefühle („Vaiana“, Start: 22.12.) und selbst den Schweden geht der Schnee zu Jul aus („Eine schöne Bescherung“, 22.12.), dafür liegt so manche Überraschung des modernen Zusammenlebens unterm Baum. Die gute alte Zeit steht mit musicalisch (sic!) verklärtem Blick im Zentrum des Musiker- Dramas „La La Land“ (12.1.), das zu den heißen Oscar-Anwärtern zählt. Die schlechte alte Zeit dominiert „Die Blumen von gestern“ (12.1.) aus heikel-grotesker Perspektive heraus: Darf man den Holocaust auch mal ad absurdum führen? Das spielt Frankreichs Shootingstar Adèle Haenel jedenfalls grandios vor. Und sie ist vorher in der neuen Produktion der belgischen Arthouse-Granden Luc und Jean-Pierre Dardenne in dem ergreifenden Schulddrama „Das unbekannte Mädchen“ (s. Story, Start: 15.12.) zu sehen. Philipp Koep THE JOKERS, BAC FILMS SÜDSEE-MÄR Vaiana FEELGOOD FÜR KATZENFREUNDE Bob der Streuner ■ Das Paradies in Ozeanien ist in Gefahr; gegen die Zerstörung der Inselwelt braucht es keine Energiewende, sondern lediglich einen unerschrockenen Backfisch und einen querformatigen Halbgott. Bei Disney bleibt die Weltenrettung jedenfalls ein magisches Abenteuer mit Kindchenschema, allerlei komischem Beiwerk und Musical-Untermalung. Häuptlingstochter Vaiana möchte nicht länger zusehen, wie ihr Volk auf dem Heimateiland dahinsiecht. Ermutigt von der Großmutter besinnt sie sich auf die Seefahrertradition der Vorfahren, überwindet die Brandung des Atolls mit dem Katamaran und erreicht den launigen Halbgott Maui. Der ist wenig begeistert von der Mission, doch schließlich stellt er sich den Dämonen der Vergangenheit. Ein debiler Hahn und die animierten Tatoos auf Mauis Körper zählen zu den Pluspunkten des Computertrickfilms. pk ❚ VAIANA USA 2016, 107 Min., Regie: John Musker, Ron Clements, mit den Stimen von: Andreas Bourani, Nicole Scherzinger; Start: 22.12. 2016 CONCORDE FILMVERLEIH GMBH, ANDREAS LAMBIS BILDSTARKER EROTISCHER THRILLER Die Taschendiebin ■ Im Anschluss an einen kurzen Ausflug nach Hollywood mit „Stoker“ kehrte der koreanische Regisseur Park Chan-Wook („Old Boy“) für seine neue Produktion in seine Heimat zurück. Im Gepäck hatte er allerdings den Roman „Solange Du lügst“, dessen Handlung er aus dem viktorianischen England in die Zeit der japanischen Besatzung Koreas in den 1930er-Jahren verlegt. Der Heiratsschwindler Graf Fujiwara tut sich mit der Taschendiebin Sookee zusammen, um an das beträchtliche Vermögen der Gräfin Hideko zu gelangen. Die schöne junge Frau wird allerdings von ihrem Onkel Kouzuki gefangen gehalten und dient ihm als Vorleserin erotischer Literatur. Sookee soll als Kammerzofe das Vertrauen Hidekos erlangen und sie Fujiwara zuspielen, der sie heiraten und dann ins Irrenhaus sperren lassen will. Doch Sookee verliebt sich in Hideko und die Frauen schmieden ein weiteres Komplott. pk ❚ DIE TASCHENDIEBIN (Ah-ga-ssi/The Handmaid) KR 2016, 145 Min., Regie: Park Chan-Wook, mit: Kim Min- Hee, Kim Tae-Ri, Ha Jung-Woo; Start: 5.1. ■ So wie „Harry Potter“ der alleinerziehenden Sozialhilfe-Empfängerin Joanne K. Rowling sagenhaften Reichtum herbeigezaubert hat, so sorgte der rote Kater Bob für ein Junkie-Wunder. Veredelt mit dem Prädikat „Wahre Geschichte“ wurde die Lebensgeschichte des obdachlosen Straßenmusikers James Bowen zu einem Millionen-Bestseller, dem bisher vier (!) „Bob“-Bücher und nun die Verfilmung folgten. James ist 30 und sein Lebensruin ist vorgezeichnet, er hängt an der Nadel, hat kein Zuhause und keine Hoffnung. Doch die Sozialarbeiterin Val glaubt an ihn, verschafft ihm eine Wohnung. Dort wartet der herrenlose Kater Bob, der dem Musiker Halt und Aufgabe gibt. Die Symbiose aus Fürsorge und Lebenssinn funktioniert, James kriegt sein Leben in den Griff. Roger Spottiswoode setzte die rührende Streunergeschichte ohne allzu viel Sozialromantik um. pk ❚ BOB DER STREUNER (A Streetcat Named Bob) GB 2016, 103 Min., Regie: Roger Spottiswoode, mit: Luke Treadaway, Ruta Gedmintas, Joanne Froggatt; Start: 12.1. 2016 DISNEY 50 | HEINZ | 01.2017

CAROLE BETHUEL STUDIOCANAL GMBH, DALE ROBINETTE MIT DEM FRAUENTAXI IN DIE ZUKUNFT Where to, Miss? LIEBE ODER RUHM La La Land ■ Die Renaissance des klassischen Musicals ist eine raffinierte Stilübung aus Technicolor, Glamour und dem immerjungen Traum vom Ruhm. Wie in dem autobiografischen Musikerdrama „Whiplash“ geht es Damian Chazelle um das klassische Künstler-Dilemma zwischen Talent und Erfolg. Das Ganze verpackt er mit schickem Kitsch-Appeal und Anleihen bei den Musical-Klassikern der 1930er- bis 50er-Jahre von Busby Berkeley und Arthur ■ Die junge Inderin Devki will sich nach dem Scheitern ihrer Ehe, in die sie der Vater verheiratete, als Taxifahrerin unabhängig machen. Eigentlich ist ihr Traum bescheiden, und dennoch braucht es viel Mut und Beharrlichkeit, um sich gegen die traditionellen patriarchalischen Strukturen Indiens zu behaupten. Die Widerstände begegnen ihr immer wieder in Form männlicher Ignoranz. Nachdem sie die Taxiprüfung geschafft hat, heiratet sie wieder und bekommt einen Sohn. Erneut gerät sie unter männliche Bevormundung, schließlich kehrt sie nach Delhi zurück, um als Taxifahrerin für weibliche Fahrgäste zu arbeiten. Über drei Jahre begleitet die Dokumentation der gebürtigen Münchnerin Manuela Bastian den Weg der jungen Frau zur Selbstbestimmung. Dabei gelingt dem mehrfach preisgekrönten Streifen der Filmemacherin ein auch eindrucksvoll bebildertes Porträt ohne belehrende Attitüde. pk ❚ WHERE TO, MISS? D 2015, 83 Min., Buch u. Regie: Manuela Bastian, mit: Devki Verma; Start: 19.1. DIE BÖSEN GEISTER, DIE ICH RIEF Personal Shopper Freed. Der Jazz-Pianist Sebastian ist Fan von Thelonious Monk und träumt von einem eigenen Club. Doch seine musikalischen Vorlieben geraten öfter mit dem Geschmack des Publikums in Konflikt. Mia will Los Angeles als Filmschauspielerin erobern und glaubt fest an den Erfolg. Einstweilen jobbt sie in der Kantine eines Studios. Bald funkt es zwischen den beiden, doch das Auf und Ab des Künstlerlebens belastet die Beziehung. pk ❚ LA LA LAND USA 2016, 127 Min., Regie u. Buch: Damien Chazelle, mit: Ryan Gosling, Emma Stone, John Legend, J. K. Simmons, Finn Wittrock; Start: 12.1. ■ Der französische Regisseur Olivier Assayas hat seit „Lebenswut“ (1985) ein schwer berechenbares Oeuvre unterschiedlicher Filme gemacht. Auf die „Carlos“-Biografie folgte zuletzt das etwas mühsame Autorendrama „Die Wolken von Sils Maria“, für den das bisherige „Biss“-Objekt Kristen Stewart auch Arthouse- Meriten erntete. Nun präsentiert Assayas den Hollywoodstar erneut in einem obskuren Psychodrama mit Jenseits-Hauch. Die Amerikanerin Maureen lebt in Paris und erledigt als „Personal Shopper“ die Einkäufe für eine prominente Modedesignerin. Sie glaubt, als Medium eine Verbindung ins Reich der Toten zu haben. So wartet sie auf Nachricht von ihrem kürzlich verstorbenen Zwillingsbruder Lewis. Als sie mysteriöse Nachrichten auf dem Handy empfängt, steigert sie sich manisch in die Entschlüsselung der Botschaften des unbekannten Absenders hinein. pk ❚ PERSONAL SHOPPER F 2016, 110 Min., Buch u. Regie: Olivier Assayas, mit: Kristen Stewart, Nora von Waldstätten, Lars Eidinger, Sigrid Bouaziz; Start: 19.1. W-FILM, JAN DAVID GÜNTHER

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