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HEINZ Magazin Dortmund 02-2016

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HEINZ Magazin Februar 2016, Ausgabe für Dortmund

Pop und American Way of

Pop und American Way of Life und der Weg zum Himmel Pop Art wollte populär sein, verständlich und erschwinglich. Viele amerikanische Pop-Artisten der 1960/70er Jahre produzierten schon für kleines Geld. Der Düsseldorfer Heinz Beck griff zu und sammelte Auflagenobjekte und Druckgrafik. Aus Becks Nachlass zeigt die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen nun Multiples von Rauschenberg bis Warhol. Und verblüfft mit einer erstaunlichen Kombination: Die „Meisterwerke massenhaft“ treffen auf kostbare historische Originale – in einer Parallelschau zum Thema Tod. P op Art und Spätmittelalter: Bunte Bilder aus dem amerikanischen Alltag einerseits, altmeisterliche Darstellungen vom „Guten Weg zum Himmel“, dem „richtigen“ Sterben, andererseits – wie geht das wohl zusammen? Die Ludwiggalerie zeigt den American Way of Life neben dem spätmittelalterlichen Blick auf ein glückliches Lebensende, das geradewegs zur Erlösung himmelwärts führt. Es sind zwei separate Ausstellungen, räumlich getrennt, doch mit überraschenden Parallelen. Aber eins nach dem anderen: Zunächst eröffnet am 23. Januar eine großangelegte Pop-Art-Schau auf drei Ausstellungsebenen: Multiples aus den USA, „Meisterwerke massenhaft“, in den 1960er/70er Jahren erworben von dem Düsseldorfer Rechtsanwalt Heinz Beck. Damals wandelte sich die Kunstproduktion rasant. Junge Künstler waren genervt von Informel und Abstraktion. Sie wollten nicht mehr abgehoben im Elfenbeinturm das eine große genialische Meisterwerk schaffen, sondern sich ins Leben mischen und die Kunst in den Alltag integrieren. Comics, 56 | HEINZ | 02.2016

der Tod Fahnen, berühmte Film-, Pop- oder Politstars, Bilder aus Presse und Werbung, Colaflaschen, sogar Suppendosen oder ein weiblicher Fuß mit knallrot lackierten Zehennägeln wurden plötzlich kunstwürdig. Bilder sollten allgemeinverständlich sein, Motive trivial und Werke reproduzierbar und damit für Normalsterbliche erschwinglich. Kunst für die Massen. Dieser Ansatz faszinierte den passionierten Kunstfreund Heinz Beck und er ergriff die Chance zum Aufbau einer exquisiten Sammlung von Auflagenkunst. Kleine Werke der heute ganz Großen – von Robert Rauschenberg über Mel Ramos, Roy Lichtenstein, Christo, Arman und Claes Oldenburg bis Andy Warhol. Nach Becks frühem Tod 1988 ging seine über 2.500 Werke umfassende Sammlung an das Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen. Dr. Christine Vogt, Direktorin der Ludwiggalerie, sichtete das Konvolut und wählte für die aktuelle Ausstellung in Oberhausen Arbeiten von 36 amerikanischen Pop-Art-Künstlern aus, die zum einen ihre besondere künstlerische Strategie verdeutlichen, zum anderen damalige Künstlerfreundschaften und das Betriebssystem Kunstmarkt offenlegen. Alle „üblichen Verdächtigen“ sind mit markanten Werken vertreten: Manches ist exklusiv als Auflagenobjekt produziert, anderes diente als Vorbereitung oder Zweitversion größerer Gemälde. Ein Blickfang im Foyer ist Tom Wesselmanns Bild von einem – vermutlich aus einem Schaumbad – hochgereckten „Fuß“ (1968), daneben ein quietschbunter Blumen-Siebdruck von Warhol, eine Comic-Blondine mit Roy Lichtenstein, eines der berühmten LOVE-Bilder von Robert Indiana („German Love“ in der Farbkombination Schwarz-Rot-Gold, 1968), in Vitrinen Auflagenobjekte von Christo sowie Fotorealistisches wie spiegelnde Hausfassaden von Richard Estes oder eine der irritierenden Rückenfigurengruppen von Howard Kanovitz. Die Gruppe der „Spectators“ ist aus dem Kontext gelöst. Man sieht nur ihre Rücken und nicht das, was sie betrachten. Kanovitz’ Siebdruck ist die Zweitverwertung eines etwa zeitgleich entstandenen großen Leinwandbildes. Viele US-Pop-Artisten kamen aus der Werbung oder bezogen Anregungen aus Film- und Warenwelt. Es war nicht allein Andy Warhol, der mit seiner Druckgrafik u.a. von Campbell’s Suppendosen die Grenzen zwischen Kunst und Konsum auflöste. Tom Wesselmanns freche Akte und Körperdetails provozierten hohe Aufmerksamkeit, Mel Ramos’ freizügige Pin-up-Girls, die sich lasziv auf Burgern oder hinter Colaflaschen räkeln, waren im prüden 60er-Jahre-Amerika geradezu skandalös. Tiefere Einblicke in den damaligen Zeitgeist und seine Kunstszene vermitteln Videodokus im Filmraum in der zweiten Etage. Im Raum zwei Stockwerke darunter, im Erdgeschoss, läuft ab 21. Februar eine Art Kontrastprogramm: die Einraumausstellung „Der gute Weg zum Himmel“ mit Bildern aus dem 15./16. Jahrhundert zum „richtigen“, erlösenden Sterben – rund um eine etwa 1475 bemalte und dem Meister des Sinziger Kalvarienberges zugeschriebene Eichenholztafel aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig. Die Ausstellungskombination verblüfft zunächst, doch es gibt Verbindungen: Die Spruchbänder auf den uralten Bildtafeln sind Vorläufer der für Comics so typischen Sprechblasen, geben eine Leserichtung vor und verknüpfen die dargestellten Figuren. Roy Lichtensteins Comic-Gemälde sind ohne diese Vorbilder genauso undenkbar wie Andy Warhols „Death and Disaster“- Serie. Die Lebensinhalte haben sich über die Jahrhunderte verschoben – hier die Religion, dort der Konsum. Doch stets geht es um Erfüllung. Claudia Heinrich ❚ AMERICAN POP ART – Meisterwerke massenhaft Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, Konrad- Adenauer-Allee 46; Dauer: bis 16.5. / DER GUTE WEG ZUM HIMMEL – Spätmittelalterliche Bilder zum richtigen Sterben; Dauer: 21.2.-8.5., Di-So 11-18 Uhr; www.ludwiggalerie.de Bildunterschriften Robert Indiana: LOVE, 1967 © Morgan Art Foundation; ARS, New York; VG Bild-Kunst, Bonn 2015 (links oben), Tom Wesselmann: Foot, 1968 © The Estate of Tom Wesselmann; VG Bild-Kunst, Bonn 2015 (links unten); Meister des Palanter Altars: Errettung der armen Seelen aus dem Fegefeuer, um 1425, Suermondt-Ludwig- Museum, Aachen, © Foto Anne Gold, Aachen (rechts unten) Am besten gleich reservieren: 0231-9145470 info@hoevels-hausbrauerei.de

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