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HEINZ Magazin Bochum 05-2016

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HEINZ Magazin Mai 2016, Ausgabe für Bochum, Herne und Witten

AUSSTELLUNGEN TIPP DES

AUSSTELLUNGEN TIPP DES MONATS Wunder der Natur Flora, Fauna und die „wohl größte Erde der Welt“ Tierbilder sind der Renner. Kein Wunder also, dass „Wunder der Natur“ bereits im Auftaktmonat den 100.000. Besucher begrüßen konnte. Die aktuelle Ausstellung im Gasometer Oberhausen lädt zur Reise in die faszinierende Welt der Tiere und Pflanzen – mit brillanten Naturaufnahmen. Und sie präsentiert die Weltkugel selbst aus der Astronauten-Perspektive – mit animierten Satellitenbildern. Neugierige Gruppe von Schopfmakaken (Foto: Anup Shah) Raumeindruck der Ausstellung (Foto: Thomas Wolf) 56 | HEINZ | 05.2016

20 METER GROSSE ERDE IM INNENRAUM DES GASOMETERS, FOTO/MONTAGE: THOMAS WOLF D ie Ausstellung führt zunächst ins Tierreich – mit Augenkontakt gleich am Eingang: Von Ticket, Flyer und Katalogcover starrt uns ein Affe an. Ein magischer Blick, anziehend. „Warum empfinden wir diesen Blick gleichermaßen als neugierig, suggestiv und bedrohlich?“, fragt Kurator Peter Pachnicke im Katalog. Was das Tier sieht oder fühlt, können wir nicht wissen. Doch können wir nach dem Ausstellungsbesuch „ahnen, dass wir kein Recht haben, so zu handeln, als wären diese Wesen empfindungslos, könnten weder Lust und Schmerz erleben.“ Staunen, schwelgen, aber auch die Natur verstehen, lieben und schützen lernen – das möchten die Ausstellungsmacher erreichen. Pachnicke und sein Team haben GEO-Magazine und Fotobände durchforstet und rund 150 brillante Fotografien von über 30 international renommierten Naturfotografen ausgewählt, die hochaufgelöst im XXL-Format „funktionieren“. Auf zwei Ausstellungsebenen sind die monumentalen Fototafeln frei im Raum zwischen Decke und Boden verspannt und mit knappen Begleittexten versehen. Wer keine Lust auf Lektüre hat, kann sich vom Audioguide vorlesen lassen, dabei von Bild zu Bild schlendern und faszinierende Kreaturen mit mal befremdlichen, mal „allzumenschlichen“ Eigenarten bestaunen. Die Schopfmakaken- Bande z.B., die sich vor Anup Shahs Kamera aufbaut und frech-neugierig mit bernsteinfarbenen Augenpaaren ins Objektiv stiert. Auge in Auge mit der Kreatur. Im ersten Themenbereich der Schau starren Chamäleon, Diademseeigel, Leguan, Libelle und Tiefseefisch mit ihren eigenwilligen Sehorganen zurück. Der Bereich „Fressen und gefressen werden“ zeigt packende Jagdaufnahmen, allen voran Bridgena Barnards Foto eines vor Geparden flüchtenden Springbocks, aufgenommen in den letzten Sekunden seines Lebens. Das ist die Natur der Natur und mitunter auch unfreiwillig komisch, wenn z.B. ein Hecht einem Alligator direkt ins weit aufgerissene Maul springt (Foto: Marina Scarr). Ungetrübtes Vergnügen bietet die Sex-Abteilung mit sich paarenden Weinbergschnecken, grimmigen Kämpfen unter Böcken oder Graureihern und entzückenden Balzritualen. Eine kichernde Besuchertraube steht vor einem der 23 auf dem Boden platzierten Monitoren mit Filmausschnitten aus BBC-Tierreportagen und beklatscht die Stepptanz-Balzshow des Kragenparadiesvogels. Na, wenn dies die gefiederte Damenwelt nicht überzeugt. Tierwanderungen sind ähnlich prächtig ins Bild gesetzt wie Tierkinder – vom Blick in die bunte Kinderstube im Korallenriff bis hin zur Babyschildkröte, die sich zackig aus dem Ei pellt und erstmals tief durchatmet. Das „Wunder des Lebens“ – im Zentrum der unteren Ausstellungsebene vollzieht es sich auch im Mutterleib: Eine berührende Dokumentation des schwedischen Fotografen und Wissenschaftsfilmers Lennart Nilsson zeigt die Entstehungsphasen eines menschlichen Embryos. Die Treppe ins Zwischengeschoss führt hoch ins Reich der Pflanzen und Kleinstlebewesen: vom Baumriesen bis zu Blütenpollen und Bärtierchen-Ei. Unterschiedliche Lebensräume mit bizarren Vegetationen werden vorgestellt und mit Fossilien, Tier- und Pflanzenpräparaten aus dem Fundus des Ruhr Museums ausgeschmückt. Es gibt viel zu sehen. Drei Stunden vergehen wie im Flug, speziell, wenn man auf der dritten Ausstellungsebene den Blick auf die wohl größte Erde der Welt meditativ genießen möchte. Hoch oben im 100 Meter hohen Luftraum baumelt unser blauer Planet als 20 Meter große Riesenkugel und Projektionsfläche für hochauflösende bewegte Satellitenbilder. Mit 1,5 Millionen Satellitendaten hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Projektpartner der Ausstellung, die Erdskulptur zum Leben erweckt. Den etwa 15-minütigen Rundum-Film auf der Kugel, unterlegt mit dezenten Sphärenklängen, sollte man gemütlich in einen Sitzsack gefläzt von der Freitreppe aus verfolgen. Wir sehen die Ozeane und die Kontinente, Luftströme, wirbelnde Wolkenbänder, die Eisschmelze am Nordpol, die Welt im Sonnenlicht, im Nachtschatten und im Wandel der Jahreszeiten. Zum Abschluss geht’s hoch hinauf aufs Gasometerdach: Der gläserne Lift wird zum Raumschiff, fährt seitlich an der Erdskulptur vorbei und lässt sie unter uns zur Murmel schrumpfen. „Wunder der Natur“ aus Raumfahrer-Sicht: Die Erde erscheint selbst als belebter Organismus, winzig, bunt und einmalig schützenswert. C. Heinrich ❚ WUNDER DER NATUR Gasometer Oberhausen, Arenastr. 11; Dauer: bis 30.12., Di-So 10-18 Uhr; Begleitprogramm: u.a. Science Slam am 1.6. sowie Vorträge mit GEO-Fotograf Klaus Nigge am 9.6. oder zur Faszination von Satellitenaufnahmen am 28.6.; www.gasometer.de AB MAI 2016 IM KINO :

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