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BÜHNE | TIPP DES MONATS

BÜHNE | TIPP DES MONATS 60| HEINZ | 12.2019

Monster mit drei Zungen BerühmtesMonster In Gelsenkirchen verbreitet Frankensteins Monster Schreckenauf der Opernbühne des MusiktheaterimRevier. DasKonzept dahinter gehtnur teilweiseauf. ©Monika und Karl Forster v ier Jahre ist es her, da das Musiktheater im Revier mit einem ungewöhnlichen Projekt, eine neue Zielgruppe für sich erschlossen hat: Die „Steampunker“ strömten in großer Zahl nach Gelsenkirchen, umdie „welterste Steampunk-Oper“ „Klein-Zaches“ mit der einschlägigen Rockband „Coppelius“ zusehen. ImMai kehren die Berliner Musiker mit der düsteren Märchenoper „Krabat“ zurück. Quasi zur Einstimmung gibt es nun von „Klein Zaches“-Regisseur Sebastian Schwab eine „Frankenstein“-Gothic-Oper zu sehen. Samstagwar Premiere. Kein Gothic-Rock Als das Stück 2018 in Hamburg zur Uraufführung kam, war eslängst nicht die einzige Bühnen-Adaption des Schauerromans von Mary Shelley, denn der war genau 200 Jahre zuvor erschienen. Es brauchte also schon einen besonderen Kniff, um aus der Jubiläumswelle hervorzuragen. Komponist und Librettist Jan Dvorák sah also für die Rolle des Monsters eine lebensgroße Puppe vor, die von drei Puppenspielerinnen auf der Bühne bewegt wird. In der überarbeiteten Fassung für Gelsenkirchen werden die Texte des Monsters auch von jenen drei jungen Frauen abwechselnd gesprochen. Denn dieser „Frankenstein“ ist eine „Erzähloper“, in der jede Menge gesprochen wird. Und das ist ein Widerspruch in sich. Dieses Stück ist keine wirkliche Oper und vom Label „Gothic“ sollte sich auch niemand zu viel versprechen: Mit Gothic-Rock hat die Partitur Dvoráks nicht viel zu tun. Es ist eher eine Art Filmmusik mit vielen plakativen Klangeffekten, zu der – wenn denn nicht gerade gesprochen – überwiegend deklamierend und rezitativisch gesungen wird. Was fehlt, sind echte Arien, Duette, Ensembles – bis auf sehr wenige Ausnahmen bei den Arien. Immerhin ist der Einsatz eines Kammerchors als Seelenspiegel Frankensteins eine gute Idee. ©Monika und Karl Forster Zuerst Schauspielmusik Wie diese Struktur zustande kam, ist leicht nachzuvollziehen: Dvorák hat sein Stück auf der Grundlage einer Schauspielmusik ausgebaut, die er 2014 für das Theater Basel komponiert hatte. Und so wirkt die Opernfassung auch irgendwie hingebogen. Die Erzählstruktur weist einen ebenso deutlichen Bruch auf: Steht amAnfang noch das „Monster“ als sensibler Mörder wider Willen im Mittelpunkt, ist esnach der Hälfte des Vierakters sein Schöpfer Frankenstein. Die Folge daraus ist, dass das zweieinhalb Stunden lange Stück (plus Pause) inTeilen durchaus länglich gerät. Dazu bei trägt auch die Einheitskulisse von Britta Tönne bei. Einerseits ist das Anatomie-Theater mit seinen Zuschauerrängen imHalbrund ein wirkungsvolles und vielseitig nutzbares Bühnenbild, andererseits wäre ein Kulissenwechsel invier Akten, die auf der ganzen Welt verteilt spielen,doch ganz schöngewesen. Engagierte Umsetzung Die musikalische Umsetzung unter Leitung von Giuliano Betta ist engagiert und effektvoll. Der junge Bariton Prochera singt und spielt den ehrgeizigen Frankenstein mit beeindruckendem (Körper-) Einsatz. Die schön gesungenen Frauenpartien von Bele Kumberger als Frankensteins Braut Elisabeth und Rina Hirayama als Kindermädchen Justine bieten die wenigenlyrisch-ariosen Momente, andenen es definitiv mangelt. Und die jungen Puppenund Schauspielerinnen Evi Arnsbjerg Brygmann, Bianka Drozdik und Eileen von Hoyningen Huene machen einen tollen Job. Allein das Konzept des dreizüngigen Monsters vermag nicht zu überzeugen. KarstenMark ❚ FRANKENSTEIN MusiktheaterimRevier,Kennedyplatz, Gelsenkirchen; Termine: 1.12. (18Uhr), 20.12. (19.30 Uhr), 5.1. (18Uhr) 12.2019| HEINZ |61

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