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12-2017 WUPPERTAL HEINZ MAGAZIN

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HEINZ Magazin Dezember 2017, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

KINO | ÜBERSICHT LUKAS

KINO | ÜBERSICHT LUKAS VERING Die Macht des Monopols Wenn ein neuer Teil der Star-Wars-Saga auf die Leinwände dieser Welt zurollt, haben andere Filme es schwer. Der Megakonzern Disney, der inzwischen die Geschicke des Franchises lenkt, überschwemmt jegliches Medium mit geballter Marketingpower. Leisere Töne gehen im Krach von Laserschwertern und Wookierufen einfach unter. Und wenn nicht Star Wars läuft, dann lärmen eben der nächste Marvel-Streifen, ein Animationsabenteuer von Pixar, Musik von einem der fünf Disney Label oder eine Serie vom Sender ABC. Denn die, und unzählige andere, gehören alle zum Unterhaltungsgiganten Disney. Jüngst sickerte dann noch durch, dass Disney in Gesprächen mit Konkurrent 21st Century Fox gerade deren Aufkauf bespricht und sich zudem von Streaminganbieter Netflix lösen will, um den eigenen Content auf eigener Plattform anzubieten. Das Wort Monopolstellung schwebt im Raum. Nun könnte man hoffen, dass der nach außen so nett wirkende Konzern mit seinen Märchenprinzessinnen und Superhelden diese Macht mit Verantwortung einsetzt. Stattdessen kündigt Disney für den Vertrieb des neuen Star Wars Filmes in Amerika neue Konditionen an, die Kinos etwa dazu zwingen, den Film vier Wochen auf der größten Leinwand zu behalten und mehr Anteile vom Ticketverkauf abzudrücken. Ähnliche Beispiele finden sich zuhauf. So groß die Fanliebe für Star Wars, die Avengers und animierte Knuddeltierchen auch sein mag, müssen sich Zuschauer die Frage stellen, wie weit sie den Erfolg eines Megakonzerns mit Monopolmacht unterstützen wollen. Und wann aus einer netten Micky- Maus-Firma ein Imperium wird, das auf der dunklen Seite der Macht steht. Lukas Vering Universal Pictures Camino Filmverleih TOT ABER LUSTIG Coco Alle Jahre wieder bringt das Animationsstudio Pixar mal keine Fortsetzung von Cars, Toy Story oder Monster AG auf den Markt, sondern mutigen, originellen Stoff. Mit „Coco“ wagt man sich nun an das nicht wirklich blumige Thema Tod, präsentiert das aber in knallbunten Farben und Formen, inspiriert vom mexikanischen Tag der Toten. In besagtem Mexiko verirrt sich der junge Miguel ins Reich EIN-MANN-SHOW S.U.M. 1 Von dystopischer Science Fiction bekommt die Welt dieser Tage nicht genug – kein Wunder, scheint unsere eigene Realität oft genug wie eine verkehrte Wirklichkeit. Immerhin wurden wir noch nicht von einfallenden Aliens unter die Erde getrieben und müssen die Reste der Zivilisation verteidigen. Anders sieht das für S.U.M 1 aus, der als Soldat in besagtem Szenario auf eine hunderttägige Mission im AUFSTEHMÄNNCHEN Lieber Leben Als Benjamins Körper nach einem Unfall größtenteils gelähmt ist, sieht das Leben erstmal bescheiden für den jungen Sportler aus. In einer Rehaklinik kämpft er sich mit Willen und Witz bis in den Rollstuhl, lernt andere Patienten und ihre Geschichten kennen und versucht, den Sinn in seiner neuen Lebenssituation zu erkennen. In „Lieber leben“ bringt der französische HipHop-Musiker Grand Corps Malade SCHWESTERNZWIST Die Vierhändige Nachdem Sophie und Jessica im Kindesalter die Ermordung ihrer Eltern mitansehen mussten, hängt dieses Trauma wie eine schwarze Wolke über dem Leben der beiden Schwestern. 20 Jahre lebt das Geschwisterpaar irgendwie damit, zum Wolkenbruch kommt es, als die Täter aus dem Gefängnis kommen. „Die Vierhändige“ schlägt von der ersten Minute einen turbulenten Ton an und entfaltet sich schnell zu der Toten, wo er auf der Suche nach seinem Idol, dem Sänger Ernesto de la Cruz, auf dahingeschiedene Verwandte und andere skelettale Unterweltsbewohner trifft. So makaber das Szenario, so leichtfüßig handhabt der Film die schwere Thematik. Mit gesteigertem Taschentuchverbrauch ist aber auch bei diesem Pixar-Werk zu rechnen. lv ❚ COCO – Lebendiger als das Leben USA 2017, R: Lee Unkrich, Adrian Molina, D: Heino Ferch, Start: 30.11. Wachturm gesandt wird. In der Isolation seiner langen Wache stellt der junge Soldat mehr und mehr Fragen, stößt auf Ungereimtheiten, versinkt in Paranoia. „S.U.M 1“ ist eine interessante Exploration der psychologischen Effekte von Einsamkeit, auch wenn die Geschichte keine wirklich neue ist. Die teils unterirdische CGI spielt Hauptdarsteller Iwan Rheon mit einer beachtlichen Solo-Show an die Wand. lv ❚ S.U.M. 1 DEU 2016; R: Christian Pasquariello, D: Iwan Rheon; Start: 7.12. Neue Visionen Filmverleih einem packenden, verzwickten Spiel mit allerhand Überraschungen. Gepaart mit einer cineastisch hochbrillanten Optik und dem furiosen Spiel beider Hauptdarstellerinnen entsteht ein gelungen eigensinniger Mix aus Thriller, Mystery und Drama. Bissig, rasant und furchtlos – modernes deutsches Kino in Höchstform. lv ❚ DIE VIERHÄNDIGE DEU 2017, R: Oliver Kienle D: Frida Lovisa Hamann, Friederike Becht, Christoph Letkowski; Start: 30.11. WAS KOMMT DANACH? A Ghost Story Diese Geistergeschichte ist weder eine Kinderkomödie, noch ein Horrorstreifen über verfluchte Wohnräume. Vielmehr ist „A Ghost Story“ eine Meditation über Tod, Trauer, Sterblichkeit und Vergänglichkeit. Es ist eine Geschichte darüber, wie Erinnerungen uns plagen und heimsuchen, und was es heißt, erinnert und vergessen zu werden. Statt flüchtigen Schockermomenten und Gänsehautanfällen, vermittelt der Film dabei nichts weniger als Existenzkrisen. Mutig ist dieser Film, der von seinen Zuschauern verlangt, dass sie ein schleppend langsames Tempo und eine dialogarme Erzählart aushalten. „A Ghost Story“ ist sicher nicht für jeden Geschmack, wer sich aber auf die Reise durch das Gespensterleben einlässt, erfährt eine genauso bewegende wie schmerzliche Wahrheit, die einen noch lange nach dem Kinobesuch heimsucht. lv ❚ A GHOST STORY USA 2017, R: David Lowery, D: Rooney Mara, Casey Affleck; Start: 7.12. seinen autobiografischen Roman „Patients“ auf die Leinwand und erschafft dabei einen bewegenden und unterhaltsamen Film voller Charaktere, mit denen man Verbindungen aufbaut, die man versteht, die sich echt anfühlen. Die Dramödie driftet dabei nie in zu pathetische Gefilde ab, sondern balanciert geschickt zwischen Humor und Hilflosigkeit. Gelungen. lv ❚ LIEBER LEBEN FRA 2017, R: Grand Corps Malade, Mehdi Idir, D: Pablo Pauly, Soufiane Guerrab, Nailia Harzoune, Moussa Mansaly; Start: 14.12. 2017 Disney Pixar All Rights Reserved Universum Film 50| HEINZ |12.2017

2017 Constantin Film Verleih GmbH / Jürgen Olczyk KARDIO-STREIFEN Dieses bescheuerte Herz Lenny ist Chirurgenkind, verprasst Papis Moneten und lottert sein Leben vor sich hin. Als Vater der Kragen platzt, setzt er den Sohn darauf an, Zeit mit dem herzkranken David zu verbringen, um die Lektionen des Lebens zu erlernen. „Dieses bescheuerte Herz“ ist einer dieser Filme, der alle fünf Minuten mit dem nächsten Popsong das Kommando für eine neue Emotion gibt, der alles einwattiert, verträglich sterilisiert und kaum mehr als einen hohlen Nachklang hinterlässt.Wer sich einfach zwei Stunden an Tränendrüsen und Lachmuskeln kitzeln lassen will, ohne ernsthaft fühlen zu müssen, der wird hier mit gut gemeinter Story nach wahren Begebenheiten, Leinwandliebling M’Barek und herausforderungsloser Regie bestens bedient. lv ❚ DIESES BESCHEUERTE HERZ DEU 2017, R: Marc Rothemund, D: Elyas M‘Barek, Philip Schwarz; Start: 21.12. SANGESFREUDEN Pitch Perfect 3 Die Barden Bellas laden zum dritten Ausflug in ihre völlig bekloppte A- cappella-Welt, in der sich das ganze Universum um singende Studentinnen dreht. Inzwischen haben die vokalstarken Ladys die Uni aber hinter sich gelassen, schlagen sich durch mittelmäßige Jobs und wollen für ein letztes Konzert in guter alter A-capella-Manier die US-Truppen in Europa besingen. Wo, natürlich, musikalische Konkurrenz wartet, dummdödelige Situationen gemeistert werden wollen und ihre A-cappella-Freundschaft auf die Probe gestellt wird. Das alles präsentiert auch der dritte Teil der „Pitch Perfect“-Reihe mit einem gekonnten Gespür für verschepperten Ulk-Faktor, liebenswert lustigen Charakteren und einer unterhaltsam hahnebüchenen Story, die zu den richtigen Momenten ans Herz geht. lv ❚ PITCH PERFECT 3 USA 2017, R: Trish Sie, D: Anna Kendrick, Rebel Wilson, Hailee Steinfeld; Start: 21.12. Universal Pictures 2017 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH DSCHUNGELFIEBER Jumanji Tief im Dickicht der 90er Jahre verborgen liegt das mythische Brettspiel Jumanji, dass einst Robin Williams und Kirsten Dunst mit den Gefahren des Dschungels plagte. Mehr als 20 Jahre später lockt das Spiel ahnungslose Teenies im Gewand einer Videospielkonsole an, um sie nach dem Griff zum Controller in eine gefahrenstrotzende Wildniswelt zu saugen. In den Körpern ihrer stereotypen Spielfiguren müssen die Kids sich nun durch Tierherden, fiese Fallen und platte Witze hangeln. Dass die Figuren, Handlung und Logik der Jumanji-Welt dabei wie ein Jump’n’Run-Videospiel funktionieren, mag für überzogene Action sorgen, lässt den Film aber auch recht infantil wirken. Wer ein Auge zudrückt, darf sich über so schamlose wie logikfreie Späßchen und Stunts freuen. lv ❚ JUMANJI - Welcome to the Jungle USA 2017, R: Jake Kasdan, D: Dwayne Johnson, Karen Gillan, Jack Black, Kevin Hart, Nick Jonas; Start: 21.12. 12.2017| HEINZ | 51

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