KONZERTE | TIPP DES MONATS Wagt euch das! Festival fürArtenvielfalt DasPlatzhirsch Festival lädt Besucher zumzweitägigen Streifzug quer durch sämtlicheSpartender Kultur.Neben etlichenKonzerten stehen auch Lesungen, Ausstellungen, Partys und Kinderprogramm im Terminkalender desalternativen und ehrenamtlich geführtenFestivals.Das dieses Jahr allerdingseiniges anders macht... E infach hat man es als Festival ohne große Veranstalter oder Geldgeber imRücken dieser Tage sicher nicht. Steigende Sicherheitskosten, immer komplizierter werdende Auflagen und Konkurrenten, die alles mit dem Vorschlaghammer wegbuchen machen kleinen Unternehmungen wie dem Platzhirsch Festival das Leben nicht leichter. Trotz allem: Die Ehrenamtlichen hinter dem Festival stemmen sich seit Jahren gegen den Wind und kuratieren ein stets abwechslungsreiches und spannendes Programm, das mit Überraschungen, Neuentdeckungen und Experimenten aufwartet. 2018 ist dennoch etwas anders: Statt wie sonst im spätsommerlichen September röhren die Platzhirsche dieses Jahr im späten November –und ausschließlich indoor. Die kostenfreie Freiluftbühne am Dellplatz wird es somitnicht geben. Laut Veranstaltererstmal eine Ausnahme, mit Blick auf die Zukunft sollen durchaus wieder Sommertermineund Outdoor-Stages stattfinden. Trotz dieser Einschnitte amKonzept strotzt das Programm vor Stärke und Vielfalt. Beeindruckend ist etwa der Auftritt von Punk-Ikone Lydia Lunch mit ihrer Band Big Sexy Noise. Lunch gehörte im Ende des letzten Jahrhunderts zu einer der wichtigsten Performerinnen, die an der Dekonstruktion von Rollen- und Geschlechterbildern arbeitete. Mitder BandBig Sexy Noise fabriziertdie NewYorkerin dreckigen,melodischen und unerbitterlichen Rock in Reinform. Eine andere Art von denkwürdiger Perfomance liefert der aus Bad Salzuflen stammende Bernd Begemann ab, der Pop als Ereignis zelebriert und gerne mal stundenlang singt, erzählt und macht. Besonderen Pop gibt’s zudem von der britischen Sängerin und Cellistin AbiWade, dieklassische Musikmit kontemporären Ideen zu einzigartigen Kompositionen verbindet. Irgendwo zwischen Avantgarde und Popwunder,zwischenden naturalistischen Momenteneiner Björk und den dramatischen Songs einer Lady Gaga. Wer es melodramatisch mag, sollte sich zudem das schwedische Duo Wy gönnen, die tiefen, nachhallenden und Dream Pop machen. Ihre Klanglandschaft entführen ineine Welt, in der man stets auf einer windigen Klippe steht und auf wehende Graslandschaft und brechende Wellenhinabschaut. 56| HEINZ |11.2018
