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09_2019 HEINZ MAGAZIN Dortmund

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BÜHNE | TIPP DESMONATS

BÜHNE | TIPP DESMONATS Viel zu fühlen Dieneue Spielzeit 19/20 im Überblick Nachden Intendantenwechseln des vergangenen Jahres herrscht nunder Alltag an denRuhrbühnen. Lediglich das Gelsenkirchener Publikum verabschiedetesichvon der beliebten Ballettchefin Bridget Breiner.Als inhaltlicheBesonderheit findet man in etlichen Spielplänen Inszenierungen zum100-jährigenBauhaus-Jubiläum. Z ehn Jahre lang hat Kay Voges am Schauspiel Dortmund gewirkt, dies istnun die letzte Möglichkeit, seineInszenierungen anzusehen. Eine seiner Errungenschaften ist der konsequente Einsatz digitaler Medien. Seine „Akademie für Theater und Digitalität“, die im Herbst 2019 mit elf Stipendiaten startet, forscht an der Schnittstelle zwischen Kunst und Technologie. Auf der Schauspielbühne gibt es „Das Reich der Tiere“, „Familien gegen Nazis“ und „Die Dämonen“. Vogesverabschiedet sich mit der Produktion „Play. Abriss einer Reise“ vom Publikum. Seit einem guten Jahr leitet Heribert Germeshausen die Dortmunder Oper und hat durch viele Mitmachprojekte neues Publikum gewonnen. Neben dem in der Region einzigartigem Sprechchor,hat er eineBürgeroper insLeben gerufen, die wöchentlich unter professionellen Bedingungen probt.Zusätzlich plant er mit „BeyondOpera“ im April 2020 ein Musiktheater-Festival mit sechs Premieren für überwiegend junge Zuschauer. Puccinis „MadamaButterfly“, Wagners „Lohengrin“und Benatzkys „Im weißen Rössl“ stehen auf dem Programm, ebenso das Musical „Jekyll &Hyde“. „Bauhaus 100“ heißt ein besonderer Tanzabendu.a.mit OskarSchlemmers „Triadischen Ballett“. Castropund Bochumauf Erfolgskurs Schrille Klamotten, krasse Frisuren und Glamourrock der 80er: Das Landestheater Castrop-Rauxel verabschiedete sich mit „Rock of Ages“ krachend indie Sommerpause. Die sehenswerte Musical-Comedy-Show ist ab Oktober wieder auf Tour durch die Region. Thriller-Inszenierungen haben amWLT längst Tradition und mit dem Stück„Blackout“ vonMarcElsberg ist abermals ein Bestsellerauf der Bühne am Europaplatz zu sehen. DerAutor beschreibt einenTerroranschlag auf das europäische Stromnetz als Beginn einer Katastrophe. Nicht weniger dramatisch ist „Drachenläufer“ nach dem bekannten Roman von Khaled Hosseini. Die Geschichte zweier afghanischerBrüder bewegteMillionen vonLesernund auch bald dieZuschauer in der Castroper Stadthalle. AmBochumer Schauspielhaus istdas neue Ensemble unterder Leitung vonJohan Simons mit Lob verwöhnt worden. Laut einer Kritikerumfrage erhielt die Bühne an derKönigsalleedie Beurteilung: „BestesTheater der Saison in NRW“. Damit das auch so bleibt, eröffnet Regisseurin KarinHenkelmit „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth die neue Spielzeit, gefolgt von einer Koproduktion mit den Bochumer Sym- 60| HEINZ |09.2019

phonikern unterdem Titel„EinFestfür Mackie“(Neukompositionen von Moritz Eggert). Anschließend kommt Heiner Müllers „Die Hydra“auf die Bühne und in „Antibodies“ resümiertdie kanadischePerformance-MusikerinPeaches über den alternden Körper. Szene aus „Biedermann und die Brandstifter“ ©Martin Kaufhold Politikund Puppenspiel in Essenund Gelsenkirchen Brandanschläge und Bücherverbrennung: MaxFrischs „Biedermann und die Brandstifter“ erlebt seit einigen Jahren eine Auferstehung auf den Bühnen, nun auch am Essener Grillo-Theater. Als Reaktion auf den Nationalsozialismus entstanden, kritisiert Frisch ingrotesken Bildern das angepasste Kleinbürgertum. Politisch aktuell ist auch der Theatertext von Annalena und Konstantin Küspert mit dem Titel „Der Reichsbürger“. Auf welchen Argumenten beruht die Ablehnung des deutschen Staates der gleichnamigen Gruppierung? Wie ernst ist die Gefahr? Näheres dazu als Solo des Schauspielers Stefan Diekmann zu Spielzeitbeginn. Das für Theater- Games bekannte Berliner Kollektiv machina eXmanövriert sein Publikum in „Sign here“durch einen fiktivenPapier-und Paragraphenwald einer Behörde.ZuschauerwerdenzuSpielerneines verwirrenden Buchstaben-Spiels. Um ein Glücksspiel dreht sich die erste Opernpremiere amEssener Aalto-Theater: In„Pique Dame“ verliert der ProtagonistHermannamEnde seinLebenaufgrund einesverlorenenKartenspiels.TschaikowskysGeisterstückerklingt in Essenauthentisch in russischer Sprache. Mit dem Gruselklassiker „Frankenstein“startetdas Musiktheater Gelsenkirchen in die neue Saison. Allerdings in einer Puppentheater-Fassung mit der Musik von Jan Dvořák.Unterstütztvom NRW-Förderprogramm „NeueWege“ eröffnet das MiR damit eine neue Kunstsparte, die Puppenspielerinnen EviBrygmannund Gloria Iberl-Thiemesindfür zwei weitereProduktionen eingeplant. Aber auch der frisch gebackene Leiter der Tanzsparte Giuseppe Spota gibt mit „Les Noces/Sacre“ zuIgor Strawinskysbombastischer Musikseinengebührenden Einstand, danach erarbeitet er eine Ballettfassung von „Momo“. Außerdem plant erein digitales Tanzlabor im Settingeines Green-Screen-Studios. Fluchtwege undSpionage in Mülheimund Oberhausen Die Mülheimer Theatercrew trifft sich anDeck zum „Untergang der Titanic“, einer humorvollen Havarie nach Hans Magnus Enzensberger. Am Jahresende geht es dann ernster zur Sache, wenn Roberto Ciulli mit dem Ensemblein„Boat Memory“ eine Gegenwartsanalyse zum Thema Flucht und Heimat erarbeitet. Das Team am Theater an der Ruhr kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, denn inhaltlich steht das international wirkende Haus nicht zuletzt mit seinen „Klanglandschaften“ im regen Austausch mit Künstlern anderer Kulturen. Zwischen großen und kleinen Lebenslügen bewegt sich Oberhausens Intendant Florian Fiedler, wenn erHorváths „Glaube, Liebe Hoffnung“ und die Komödie „Hase Hase“ inszeniert. Für den Nachwuchs gibt’s „Keloğlan Eulenspiegel“, die türkischdeutschen Abenteuer zweier Kinderhelden, deren Streiche weltberühmt sind. Einen besonderen Coup kann die Oberhausener Bühne vermelden: Marita Lorenz, Ex-Geliebte Fidel Castros und Geheimnis umwobene Spionin, istaus den USAnach Oberhausenumgesiedelt. Sie liefert die Vorlage für das Doku-Drama mit dem Titel „Alles ist wahr –die neun Leben derMarita Lorenz“. Beziehungen im Bergischen Die schönen und die dunklen Seiten zwischenmenschlicher Beziehungen siehtman vermehrt aufWuppertalsBühnen. Im Opernhaus etwa stürzen sich Shakespeares „Romeo und Julia“ mal wieder gemeinsam inden Tod(Premiere 28.3.), während im Theater amEngelsgarten Wolfgang Herrndorfs Isa in „Bilder deiner großen Liebe“ eineschwierigeBeziehungmit dem Leben selbst eingeht(Premiere 7.12.). Komplizierte Familienbeziehungendeckt indesAlbert Camus in „Das Missverständnis“ auf, wenn ein verloren geglaubter Sohn heimkehrt, ohne seine Identität preiszugeben (Premiere 5.10.). Wen es nach leichtererKostdürstet,der könnte am 7.11. im Remscheider Teo-Otto-Theater das Charlie-Chaplin-Musical besuchen, welches 2012 am Broadway uraufgeführtwurde und seitdem für stetes Staunen sorgt. Auch nicht ohne seine dunklen Passagen, aber voll von kindlichem Vergnügen. Wer davon die volle Dosis braucht, muss einige Tage vorher (3.11.) ebendazu„PeterPan“pilgern.ZeitloseStory,fantasiereichinszeniertund für jedes Altergeeignet. Kinderliteratur auf eine ganz neue Art erlebt hingegen, wer imTeo-Otto-Theater am 5.12. zur Junk-Oper-Version vom Struwwelpeter geht: „Shockheaded Peter“ amplifiziert dasDunkelder Geschichte underzählt sieauf durchgeknallt poetische,eigenwilligwitzigeund skurril schöne Art. Und witzig wird es auch in Solingen: Aus dem neuen Programm sticht inSachen Humor die Komödie „Taxi, Taxi“ heraus. Thema: Ein Taxifahrer mit Doppelleben und endlosem Gefahrenpotenzial auf humorige Verstrickungen. Ernster wird es da beim Stück „Hunger“ des Jungen Theaters Solingen, welches am 29.2. auf der Studiobühne aufgeführt wird. Die Schlagwörter: Lebensmittelverschwendung,Körperwahnund Fertigessen. Klassikerstehenwie immer in den Programmen derneuen Spielzeit. Aber nicht Weniges wird mit modernem Griff auf die Bühnen gehievt. Welche Überraschungen Monat für Monat auf Theaterfans warten,steht immer auf diesen Seiten. as, lv Im Teo Otto Theater: Peter Pan ©Tom Schulze Neu in Gelsenkirchen: Giuseppe Spota leitet das Ballett am MiR ©Gerd Kaemper 09.2019| HEINZ |61

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