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09_2019 HEINZ MAGAZIN Bochum, Herne, Witten

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KINO|TIPP DES MONATS

KINO|TIPP DES MONATS Heiligt den Schein Wichtige Aufarbeitung Mitdem Drama „Gelobt sei Gott“arbeitet derfranzösische Filmemacher François Ozon nur einen vonvielen Missbrauchsskandalen der katholischen Kirche auf.Erscheintder Film dabeioft sachlich und bedachtruhig,hältOzonsich mitscharferKritik an der Institution Kirche in keiner Sekunde zurück. D ie Serie von Missbrauchsfällen imZentrum von „Gelobt sei Gott“ dreht sich umeinen Priester aus Lyon, der in den späten 80ern gegenüber mehr als 80 Kindern sexuell übergriffig wurde. Leider keine Fiktion: Sämtliche Geschehnisse im Film basieren auf tatsächlichen Ereignissen. Ozon erzählt davon durch drei gelungen charakterisierte, weil nie einseitige Hauptfiguren in drei ineinanderlaufenden Episoden. Aufeinander treffen Alexandre, François und Emmanuelschließlich durch einen Verein,den die Opfergegründet haben,umdie Missbrauchsfälleöffentlich zu machen und sich gegen die mächtige Institution Kirche zu stämmen, die ihre Geschichtenunter Schweigenbegraben will. Regisseur und Drehbuchschreiber Ozon gelingt mit „Gelobt sei Gott“ eine fast unglaublich vielseitige Durchleuchtung der Thematik. Ganz klar formuliert erseine Anklage in Richtung Kirche, lässt keinen Zweifel daran, wie falsch und ungerecht deren abartig scheinheiliger Umgang mit den Opfern ist. Und dennoch gelingt es ihm, die Vertreter der Kirche nicht wie Monster darzustellen, sondern wie Menschen mit (gravierenden) Fehlern. Gleiches gilt für El- tern, die ihren Kindern nicht zuhörten und anderen Mitwissern, die untätig blieben. Gleichfalls scheut Ozon sich nicht davor, die Makel seiner Hauptfiguren hervorzuheben –essind keine strahlenden Helden, manche sind zu passiv, andere zuaufbrausend, keiner trifft instinktiv die richtigen Entscheidungen, alles ist ein Prozess. Ozons Blick auf die Protagonisten, die Haupt- wie Nebenfiguren, ist ein sachlicher und entfernter. Paradoxerweise gelingt es ihm gerade deswegen, ausFiguren einer Geschichte echte Menschen zu schneidern. Diese fehlende Scheu vor Komplexität und Grauzonen ist erzählerisch eine von Ozons größten Errungenschaften in „Gelobt sei Gott“. WenigAmbivalenz lässt der Film beim Thema Missbrauch zu.Vor allem mit denen, die die Fälle wegreden, baggatellisieren und totschweigen wird hier hart ins Gericht gegangen. Ozon illustriert mit zunehmender Dramatik, welche Auswirkungen der Missbrauch auf die Psyche, die Körper und auch den Glauben der Opfer hat. Und auch, wie der Umgang der Kirche mit den Anklagen der Opfer derenTrauma weiter vertieft. DerFilmprangert abernichtnur dieIns- 52| HEINZ |09.2019

©Pandora Film FLETCH BIZZEL Humboldtstr.45I44137 Dortmund Tel. 0231 /142525lwww.fletch-bizzel.de SEPTEMBER Alexandre ©Pandora Film François ©Pandora Film Fr. 30.08., 20Uhr KULTURBRIGADEN &THEATER FLETCH BIZZEL: „OSKAR UND DIE DAME IN ROSA“ Sa. 31.08., 20 Uhr ENSEMBLE FLETCH BIZZEL: „SEINE BRAUT WAR DAS MEER UND SIE UMSCHLANG IHN“ Mi.04.09., 20 Uhr EMSCHERBLUT: „MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW “ Fr. 06.09., 20Uhr JULE VOLLMER &THOMAS KEMPER: „OFFENE ZWEIERBEZIEHUNG“ Sa. 07., 20 Uhr +So. 08.09., 18 Uhr THEATER FLETCH BIZZEL PRODUKTION: „DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN“ Do. 12.09., 20Uhr SUSE &FRITZI: „ALTWEIBERSOMMER“ –2FRAUEN IM AUFTRAG DER HORMONE Fr. 13. +Sa. 14.09., 20 Uhr UTA ROTERMUND: „50PLUS! SENIORENTELLER?“ So. 15.09., 11 Uhr THEATER TURBINE: „DER KLEINE LÖWE LEOPOLD“ So. 15.09., 18 Uhr LUKAS HEINSER &FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH: „LUCKY &FRED –DIE GALA“ Fr. 20.09., 20Uhr JULE VOLLMER &THOMAS KEMPER: „OFFENE ZWEIERBEZIEHUNG“ Sa. 21., 20 Uhr +So. 22.09., 18 Uhr ENSEMBLE FLETCH BIZZEL: „DER RECHTE AUSERWÄHLTE“ Mi. 25.09., 10 Uhr THEATER TURBINE: „DER KLEINE LÖWE LEOPOLD“ Do. 26. +Fr. 27. +Sa. 28.09., 20 Uhr ENSEMBLE FLETCH BIZZEL: „DER VORNAME“ So. 29.09., 11 Uhr THEATER TURBINE: „DER KLEINE LÖWE LEOPOLD“ Emmanuel ©Pandora Film titution Kirche an für ihre Verweigerungshaltung und dafür, wie sie mit allen Mitteln den Schein wahren will, sondern legt auch offen, wieganze Gesellschaftsstrukturen sich gegenüberdiesem sensiblen Thema verschließen. In einem der pointiertesten Momente des Films entscheidet sich ein junger Bauarbeiter, nicht gegen den Priester auszusagen, der ihn missbrauchte, weil erAngst vor dem sozialen Stigma hat, welches ihm als Missbrauchsopfer angeheftet würde. Weil ein Mann nicht schwach, nicht verletzlich, kein Opfer sein darf. „Gelobt sei Gott“ ist ein wichtiger Film, der seine brisante Thematik mit sachlichem Kalkül aufarbeitet, ohne dabei kalt zu werden. Filmisch wird nicht durch visuelle Spielereien oder wilde Kreativität brilliert, sondern durch filmische Erzählkunst par excellence. Dadurchwirddie Botschaftvon „Gelobtsei Gott“umso stärker –auch, wenn die katholische Kirche versucht hat, den Filmstart per Anwalt zu verhindern. LukasVering ❚ GELOBT SEI GOTT FRA, BEL 2019 R: François Ozon; D: Melvil Poupaud,DenisMénochet, Swann Arlaud,Josiane Balasko, MartineErhel,Aurélia Petit; Start: 26.9. 09.2019| HEINZ |53

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