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08-2018 OBERHAUSEN HEINZ MAGAZIN

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HEINZ Magazin August 2018, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

KONZERTE | TIPP DES

KONZERTE | TIPP DES MONATS Songs in Flugzeuglautstärke Niedie Bordsteinmagie vergessen Seit bald 25 Jahren ziehen die Donotsaus Ibbenbüren ihr musikalisches Ding durchund scheinen sichdabei vonAlbumzuAlbum weiter zu steigern. Mit„Lauter als Bomben“legtendie Alternative-Rockerdieses Jahr ihre elftePlattevor.Wohin soll derWeg desQuintetts eigentlich noch führen? DiesenSommer auf jedenFall auf die Festivalbühnen derNation. Sänger Ingo Knollmann sprachmit RobertTargan über Ausdauer,Texte mit Message unddie erfüllteTräume. 26| HEINZ |08.2018

Dennis Dirksen F ür Eure diesjährige Festival-Saisongab es einnettesWarm-up- Programm: Ihr habt die TotenHosen Open Airsupportet! Das ist für uns natürlich ein gemachtes Nest, mit den Toten Hosen spielen zu dürfen. Nicht nur, daesFreunde von uns sind, sondern auch, weil estextlich und musikalisch wie Arsch auf Eimer zusammenpasst –spätestes seitdem wir auch deutsch singen. Für uns zudem einetolle Gelegenheit,vieleneueFanszuerreichen.Die Hosen warenübrigensmeinerstesRockkonzert, Endeder 80er-Jahre. StichwortToteHosen:Inderen Karrieregab es über dieJahreimmer wieder neue Erfolgsschübe–ähnlich wie beiden Donots,oder? In der Tat! Es verwundertmichauchimmer noch einwenig,dasswir solch eine Marathonläufer-Band sind. Bei vielen Acts ist esjaso, dass die ersten drei Alben durch die Decke gehen, bevor der Sinkflug beginnt. Inunserer fast 25-jährigen Geschichte haben wir so viele unterschiedliche Phasen durchgemacht: Von der anfänglichen DIY-Zeit,überMajor-Veträgebis hinzum Reboot2008, als wirübers eigene Label veröffentlichten. Und jetzt spielen wir plötzlich die größtenKonzerteder Band-Historie. WelcheRolle spielenda–nebender Musik –auchGlück und Zufall? Glückgehörtnatürlich immer dazu;man muss zur richtigenZeit am richtigen Ort sein. Ich denke aber, dass vor allem langer Atem und dieser Sportsgeist wichtig sind: Jedes Konzert muss immer wieder das beste aller Zeiten werden. Eine Stempeluhr-Routine hat es bei den Donots aufder Bühne niegegeben. Dievon Euch besungenen „Geschichtenvom Boden“kenntIhr ja selbst... Da kann ich nur nochmals die Toten Hosen anführen, eine Stadion- Band, die immer noch auf „Magical Mystery“-Tour geht und Wohnzimmer-Gigs spielt. Diese Bordstein-Romantik –wokomme ich her, für wenmacheich das –die darfman nievergessen. Seit zwei Alben singendie Donots aufDeutsch undwerden verstärkt als „politische Band“ bezeichnet. Ist das nur dem Sprachwechsel geschuldet? Wirhaben uns ja auchschon vorher politisch positioniertund arbeitenseit Jahren etwa mit „Kein Bock auf Nazis“ und AmnestyInternational zusammen. Scheinbar ist das tatsächlich vielen erst bewusst geworden, seitdem ihnen die Texte sozusagen auf dem Präsentierteller gereicht werden. Natürlich ist esmit der deutschen Sprache auch einfacher, noch zielgerechter zutexten. Als wir einst mit Flogging Molly auf US-Tour waren, haben wir bei deren Gigs bemerkt, wie unmittelbar man die Leute mit ihrer Muttersprache erreichen kann. EinGroßteildeutscherPopmusik kommtallerdingsohnesonderliche Aussage aus... Mittlerweile sage ich: „Es muss nicht jede Musik politisch aufgeladen sein.“ Manche Genres kommen eben ohne Message aus. Was mich aber stört, ist, wenn Künstler sich inInterviews nicht positionieren oder gar komplette Passagen zensieren, wenn kritische Fragengestellt wurden.Das hatnatürlich auch wirtschaftlicheGründe. Dieletzten drei Donots-Alben landeten allesamt in dendeutschen Top-10 –mussman da einen Mittelwegzwischen Masseund Aussage finden? Um ehrlich zu sein: Wirschielennicht aufStadion-Gigsund das, was gerade en vogue ist. Wir machen Musik seit Jahren so, wie uns die Nasegewachsenist,und ichdenke,dassdas die gesündeste Herangehensweise ist. Natürlich ist estoll, nun so große Konzerte spielen zu können. Aber dastun wirjagenau deswegen, weil die Leutemögen, waswir machen.Wir werden niemals anfangen, unsere Platten mit Excel-Tabellenund PowerPoint-Präsentationen zu planen. „Lauter alsBomben“, so der Albumtitel. Geht’s heutenur noch darum, wer der Lauteste ist? Jedenfalls sind wir in einem Zeitalter angekommen, indem die Überschriften wichtiger sind als der Inhalt. Wenn die Föhnfrisur im Oval Office inGroßbuchstaben twittern darf, muss man eben linkspopulistisch dagegenhalten, finde ich. Dann funktionieren auch solch plakativeAlbumtitel. Hattet ihrwährend desEntstehungsprozesseseine Vorahnung, dass das Album einschlagenkönnte? Nein, du bist einfach zu sehr im Prozess und freust dich viel mehr wie ein Schneekönig über jeden fertigen Song, den du dir dann abends in Flugzeuglautstärke anhörst (lacht). Über potentielle Hits denken wir aber nicht nach –Erwartungshaltungen sind nur dazu da, um enttäuscht zu werden. Bands mit Fünf-Jahres-Plänen funktionieren nicht, denke ich. WirachteninersterLinie aufunser Bauchgefühl. „Lauter als Bomben“klingt sehr ausgewogen–Bretterwie „WhateverForever“werden da voneherruhigeren Stückeneingerahmt… Eine gute Playlist muss beiuns immer den „Jogging-Test“bestehen: Ich höre mir beim Laufen die neuen Songs an und bastle anschließend an den passenden Positionen. Wenn ein Stück wie „Whatever Forever“ zwischen zwei ruhigenSongs landet,ist das ganz wunderbar, und ich freue mich diebisch, dass wir so etwas dürfen. Viele Bands hätten da vielleicht Sorge, mit den Konventionenzubrechen. Der Donots-Sound definiert sich aber durch genau solche Freiheiten. Auf welcheFreiheitenfreut IhrEuch beim ZeltfestivalRuhr am 27.August? Es wird sicherlich ziemlich heiß unterm Zeltdach! Auch hier planen wirnicht,sondernwerdenauf den Moment und die Zurufe ausdem Publikum eingehen. Was ich allerdings bereits weiß: Als Fanboy freue ich mich riesig, nebenan von a-ha spielen zu dürfen. Ich hoffe sehr auf ein Foto mit Morten Harket imgemeinsamen Backstage – einalter Jugendheld ausder Zeit des 80er-Pops! Dann werdeich vor lauter Freude dasZeltabreißen. Sänger Ingo (Mitte) und die Band ©Dennis Dirk- 08.2018| HEINZ |27

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