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06_2019 HEINZ MAGAZIN Dortmund

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KULTURKOPF|INTERVIEW

KULTURKOPF|INTERVIEW Immer im Flow 44| HEINZ |06.2019

ZwischenGospel, Jazz und Pott Melodien, diesichins Gehör schmeicheln, Texte, dieauchauf den fünften BlicknochNeues bergen undeineStimme,die einen alles anderevergessen lässt –Sängerin Mara Minjoli ziehtmusikalisch alle Register.Nach StationeninEssenund Amsterdamist diegebürtige Bochumerinwiederzurück in ihrer Heimatstadt.Hier spielt sie mit ihrerBand Metromaraund ist Mitglied im PENG-Kollektiv. Im Gesprächmit TossiaCorman erzählt sie, wassie inspiriert, wieesumdie regionale Musikszene steht und mit welchen Kämpfen Frauen in der Branche konfrontiert werden. ©Eric Engels M ara, wasist denndeinBackground? Ich bin Sängerin aus Bochum und habe Jazzgesang in Essen und Amsterdam studiert. In Amsterdam hat sich auch die BandMetromara formiert. Mitder mache ichUrban Jazz.Mittlerweile hatsichdie Besetzung allerdings geändert. Wasinspiriert dich? Stevie Wonder (lacht). Aber insgesamt inspirieren mich wirklich die unterschiedlichsten Dinge.Ich steh zum Beispiel total aufbrasilianische Musikund auch aufdie Kultur.EinebrasilianischeSängerin, die ich im letzten Jahr sehr viel gehört habe, ist Luedji Luna. Aus der Jazz-Ecke gibt es einige Musiker und Sänger die mich schon seit sehrlangerZeit begleiten,wie Carmen McRaeoder Charles Mingus. Aber ich mag auch Lianne Lahavas und Laura Mvula sehr gern. Außerdem bin ich ein sehr spiritueller Mensch und lasse mich gern von, sagen wir, Übersinnlichem inspirieren. Ich singe auch seit 15 Jahren beim Gospelprojekt-Ruhr und das hat mich sicherlich auch geprägt. Einer deiner Songs ist „Where Rivers Flow“ betitelt –an welchen Ort denkstdudabei? In dem Song geht es um einen Ort, an den man zurückkehrt und Frieden findet. Also einen alles umfassenden Frieden, den man mehr mit sich selbst schließt. So stelle ich mir das Gefühl nach dem Leben vor. rinnendas PENG-Festival,ein Festival für Frauen,was einmal im Jahr im Maschinenhaus in Essenstattfindet. Auch wenn die Frage ein wenigabgenutzt scheint: Wieschwerist es,sich als Frau in der Musikszene zu behaupten? Also ich finde die Frage tatsächlich schwierig. Ich bewege mich mit meiner Musik ja zwischen Pop und Jazz, oder in beiden Bereichen. Ich würde sagen, dassesinder Jazzszene vielleichtals Frau momentan sogarnoch etwasschwieriger ist, alsinder Pop-Szene. DieJazz- Szene ist immer noch ziemlich dominiert von Männern. Und ja: Das ist dann nicht immer so einfach. Ich bin auch schon auf Veranstalter gestoßen, die keine Lust auf Sängerinnen haben. Es gibt auch viele Musiker, die Sängerinnen eher als naiveDummchen sehen– was ich echt krass finde, da alle Sängerinnen und „Man hatals Frau doch einfach auch keine Lust mehr,sich bevormunden zu lassen.“ Instrumentalistinnen inmeinem Umfeld alles andere als das sind. Das sind alles ernstzunehmende Musikerinnen, die ihre eigene Musikschreiben,ihreTourenorganisieren,ihreBandsgestalten. DasVideo für denSongwurde in Kamerun gedreht,richtig? Genau. 2017 bin ich das erste Mal mit meinem Vater und meiner SchwesterinKamerungewesen.Hier kamdie Idee auf, ein Video zu dem Song zu drehen.Das hatfür michperfekt gepasst, da es bei der Reise auch darum ging, zu meinen Wurzeln zufinden. Kamerun ist für michnicht unbedingt der Ort, den ich mit meinem persönlichen Frieden verbinde. Allerdings war esingewisser Weise eine Reise zu mir selbst und damit vielleicht auch ein Teilstück auf dem Weg zu meinem persönlichen Frieden ... Du lebstaktuell wiederinBochum, wo du auch herkommst.Aberwie viel Ruhrpott steckt in deiner Musik? Schwierig zu sagen. Ich mag es sehr, wenn esauch mal etwas rauer und dreckig klingt. Vielleicht ist das meinem Ruhrpott-Background geschuldet. Wie erlebstdudie Musik-und KulturszeneimRuhrgebiet? Ich habe das Gefühl, dass sich hier momentan sehr viel tut. Seit ein paar Jahren gibt es das Institut für Popmusik inBochum und das bringt viele junge und innovative Musiker in die Stadt. Auch inEssen passiert viel. Früher sind viele nach ihrem Studium dort indie großen Städte wie Berlin und Köln gegangen. Aber mittlerweile bleibenimmer mehrimPott und stellenkleine Reihen undFestivals auf die Beine. Ich selbst organisiere mit noch sechs anderen Sänge- Wie istder Support vonMusikerinnenuntereinander? So wieich dasmitbekomme,entstehtdagerade ziemlichviel.Esbilden sich immer mehr Netzwerke, es gibt immer mehr Initiativen. In Köln und Essen fanden Anfang des Jahres Podiumsdiskussionen und eineganze Konferenz zu dem Thema statt. Wirals PENG-Kollektiv waren daauch vertreten. Auch die UDJ (Union Deutscher Jazzmusiker) hat zu dem Thema vor Kurzem eine Erklärung rausgebracht.Datut sich auf jeden Fall was. Gibt es noch die klassischeRolle der Sängerin, die sonst „nichts“ macht? Ich glaube, das ist fast ausgestorben. Ein paar wird es sicher noch geben. Aber heutzutage sind jafast alle Musikerinnen studiert. Außerdem hatdas auch mit der Veränderung der Rolle der Frau im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu tun. Man hat als Frau doch einfach auch keineLust mehr, sich bevormunden zu lassen. Wassind deinePläne? Wassteht 2019 an? Ichhab Ende letztenJahresnoch ein Video zu einer Single gedreht, die jüngst erschien. Nach dem Sommer wird es aller Voraussicht nach dann die nächste Single samt Video geben. Momentan geht alles etwas langsamer, daich im August Mama geworden bin und es auchgenieße, Zeit mit meiner Tochterzuverbringen. ❚ Aktuelle Musik undTermineauf www.metromara.com 06.2019| HEINZ |45

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