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05-2018 WUPPERTAL HEINZ MAGAZIN

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HEINZ Magazin Mai 2018, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

STADTPLAN | STORY

STADTPLAN | STORY Glückauf und Ahoi! BesondereReise In diesemJahr ist Schluss für den Steinkohlebergbau in Deutschland: DasAuslaufen der Subventionen bedeutet für viele Menschen an Saar undRuhr eine Zäsur.Von nunangiltesdaher,die aufregende Vergangenheit nicht aus demBlick zu verlieren undgleichzeitigden Fokusauf die Zukunft zu richten. DasTheaterprojekt„Expedition B“ schafftdiesauf eindrucksvolle Weise. E ine Ära endet: Wenn zum 31. Dezember 2018 die beiden hierzulande letzten aktiven Bergwerke Ibbenbüren und Prosper-Haniel ihre Steinkohleförderung einstellen, ist im wahrsten Sinne des Wortes Schicht im Schacht. Der Ruhrbergbau,der das Revier zur Millionenmetropole machte, ist dann Geschichte –in seinen Hochzeiten gaberbis zu 600.000 Menschen Arbeitinden Zechen.Diese Zeiten sind mittlerweile passé, das Gesicht der Industrielandschaften ändert sich stetig und der Strukturwandel im Pott schreitet unweigerlich voran. Was bleibt, sind die Geschichtenjener Ära, die vonSchweiß undKohlestaub, vor allem jedoch von Gemeinschaft und Solidaritätberichten. Eben jene Erzählungen wachzuhalten, das hat sich auch Frank Lion zur Aufgabe gemacht. Der Kulturschaffende aus Saarbrücken betreibt seit 2007 das Theaterschiff Maria-Helena; im Mai befährt ermit dem einstigen Lastkahn in Duisburg, Mülheim, Frank Lion Oberhausen, Recklinghausen und Herne die Wasserstraßen der Industriekultur. Eine schwimmende Bühne? „Ich mache schon seit über 30Jahren Theater“, blickt Lion zurück, „im Jahr 2006 mietete ich im französischen Nancy ein der Maria-Helena ähnliches Schiff und machte mich von dort aus auf den Weg durchs Saarland, bis Luxemburg und wieder zurück nach Frankreich.“ Begeistert von dieser Mobilität, legte sich Frank Lion kurz darauf die Péniche („Frachtkahn“) zu, mit der er heute das einzige mobile Theater des Landes betreibt. Bei der Verwandlung der Maria-Helena war es ihm besonders wichtig, den denkmalwürdigen Charakter des Schiffs, das 1911 in der Werft Pauly in Straßburg vom Stapel ging, aufrecht zuerhalten. „Ich wollte die Innenräume möglichst so erhalten, wie ich sie vorgefunden hatte, also den Eindruck des alten Laderaums bewahren.“ Ein neuer Holzfußboden, WCs, eine Theke und Notausgänge –technische Herausforderungengab es dennoch zu genüge. 16| HEINZ |05.2018

Frank Lion Wer das schwimmende Theater von außen betrachtet staunt nach dem Betreten, wie viel Platz der einstige Lastkahn inseinem Bauch für Kunst,Kultur undTheater bereithält.Hinzu kommt, dass die Maria-Helena bis heute noch jede Menge Industriegeschichte widerspiegelt –schließlich transportierte sie früher neben Getreide, Zucker und Erbsen auch Kohle, Stahl und Bier. Womit der Brückenschlag zum Ruhrgebiet geschafft wäre: Vom 10. bis zum 21. Mai steuert das Theaterschiff verschiedene Orte in der Region an, die in besonderer Weise mit dem Bergbau verbunden sind (siehe Kasten). Frank Lion erinnert sich an die ersten Planungen dieser sogenannten „Expedition B“: „Wir haben uns intensiv mit dem Thema Bergbaubeschäftigtund dienotwendigen Informationen zusammengestellt. Seit Juli 2017 laufen die Planungen.“ ImZuge dieser Recherchen wurde ihmerstbewusst, wieviel es noch über den Bergbauzu erfahren gab: „Es ist mir wichtig, dass dieses Erbe wachgehalten wird, ohne in Nostalgie zu verfallen. Schließlich wurden sowohl das Saarland, als auch das Ruhrgebiet extrem von dieser Zeit geprägt.“ Nicht minder spannend umschreibt Lion imÜbrigen die Welt der Schifffahrt, in die er ebenfalls eintauchte, fand erdort doch –dem Bergbau ähnlich –eineganzeigeneSprachevor. Wie genau soll nun aber an die Geschichten von damals erinnert und der Blick aufs Kommende gerichtet werden? Die fünf Schauplätze, andenen die Maria-Helena anlegt, werden zum Spielort für die Produktion „Sehnsucht nach Licht“, einer Collage aus Musik, Tanz und Schauspiel.Unter freiem Himmel erzähltdas Stückdie Geschichte des Bergbaus;die Kombination mit den historischen Orten sorgtsofür Authentizitätund eine ganz besondereAtmosphäre. Im Schiffsbauch hingegen werfen mehrere Beamer die audiovisuelle Installation „UnterTageUnterDeck“ an die rohenStahlwände.Kraftvolle Bilder, die mal harte Realität, mal gar Poesie erzeugen. Frank Lion stellt fest: „Weder soll es eine ausschließlich wehmütige Reise werden, noch möchten wir nur die kräftezehrende Welt unter Tage beleuchten.Ziel istes, beim Betrachtereinegewisse Achtung voreinem Beruf zuerzeugen, den es eben bald nicht mehr geben wird.“ Eine Hommage also an hart arbeitende Bergmänner sowie den Grundstein für diedaraus resultierende wirtschaftlicheEntwicklung Deutschlands. Und letztlich auch ein Blick indie Zukunft, die durch stetigen Wandel geprägtsein wird. RobertTargan DasTheaterschiff Maria-Helena zwischen Rhein, Ruhrund Rhein-Herne-Kanal UnterTageUnterDeck (jeweils 11-18 Uhr) Duisburg-Ruhrort,Mühlenweide (10.5.) Mülheim, Stadthafen (11.+12.5.) Oberhausen,Kaisergarten (13., 14., 15., 16.5.) Recklinghausen, Stadthafen (17.+18.5.) Herne, KünstlerzecheUnserFritz (20.+21.5.) Sehnsucht nach Licht(jeweils 20.30 Uhr) Duisburg-Ruhrort,Mühlenweide (10.5.) Mülheim, Stadthafen (11.5.) Oberhausen,Kaisergarten (16.5.) Recklinghausen, Stadthafen (18.5.) Herne, KünstlerzecheUnserFritz (20.5.) Frank Lion 05.2018| HEINZ |17

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