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KUNST|TIPP DES MONATS

KUNST|TIPP DES MONATS 48| HEINZ |04.2019

Unter Feuer DerKunstpalast in Düsseldorf zeigt Arbeiten vonachtprägenden Kriegsfotografinnen. Nebenbewegenden Aufnahmen vonder Front und aus Krisengebieten werden dabei dieGeschichten derFotografinnen zugänglich gemacht. Christine Spengler: Nouenna, eine Kämpferin der Volksfront Polisario; Westsahara, 1976, Silbergelatineabzug, 50 x60cm©Christine Spengler, Paris I ndiesem Fall liegtdas Lager so nah an der Stadt,dasseskeinenZweifel daran gebenkann, dassdie Einwohner wussten, wasdavor sich ging“,schrieb die amerikanischeKriegsberichterstatterin Lee Miller zudem Konzentrationslager Dachau, das sie am30. April 1945 erreicht hatte, nachdem sie im Juli 1944 am Omaha Beach angekommen war –drei Wochen nach der Invasion der Alliierten inder Normandie. Lee Miller war eine der wenigen Frauen seitensder Alliierten, die überden Krieg gegenDeutschland berichteten. Sie fotografierte und schrieb für das Modemagazin Vogue, für das sie zuvor modelte oder –umfinanzielle Unabhängigkeit bestrebt– Accessoires und Mode fotografisch in Szene setzte. Doch es sollten ihre subjektiven Reportagen und vor allem ihre eindringlichen Fotos sein, zu denen auch symbolische Selbstinszenierung gehörten, durch die sie zum Mythos der Fotografie des Zweiten Weltkriegs wurde. Diesen Status erlangte das einstige Model und dieals Man-Ray-Muse bekannte Frau jedoch erst nach ihrem Tod 1977. Hierzulande wurde der Name Lee Miller seit der documenta 12 wieder populärer, als von ihr Objekte und eine Fotoserie im„Brain“ der Ausstellung gezeigt wurden. Ihre späte Wiederentdeckung ist von der schlechten gesellschaftlichen Stellung der Frau geprägt, die auch dieAnnahmegestützthat, dass Kriegsfotografie ein von Männern dominiertes Berufsfeld sei, das nur durch Namen wie Robert Capa strahlt und eben nicht durch Gerda Taro (1910-1937), die zusammen mit Capa den Spanischen Bürgerkrieg dokumentierte. Im Sogder Geschehnisse Um dieser auch weiterhin geläufigen Meinung entgegenzuwirken,präsentiertder Kunstpalast mit der Ausstellung „Foto- Anja Niedringhaus: Afghanische Männer auf einem Motorrad überholen kanadische Soldaten auf einer Patrouille imBezirk Panjwayi, südwestlich von Kandahar; Salavat, Afghanistan, September 2010; Kunstpalast, Düsseldorf ©picture alliance /APImage Gerda Taro: Republikanische Milizionärin bei der Ausbildung amStrand bei Barcelona, Spanien, August 1936, Inkjetd Druck, 18,423,5 x17,818,1 cm©International Center ofPhotography, New York grafinnen ander Front“ rund 120 Arbeiten von acht Fotografinnen ausden letzten 80 Jahren.Neben LeeMillerund GerdaTarosindFotografien der Französin Catherine Leroy (1944-2006) zu sehen, die zu den bekanntesten Journalisten des Vietnamkriegs zählt und 1976 als ersteFraudie Robert-Capa-Goldmedailleerhielt.Von Susan Meiselas (*1948) sindBilder des Aufstandsgegen das Somoza-Regimes in Nicaragua zu sehen, den sie zwischen 1978 und 1979 dokumentierte. Ihre Aufnahmen trugen dazu bei, dass die Welt auf die verheerende Situation in dem südamerikanischen Land aufmerksam wurde. Eine ebenfalls preisgekrönte Serie. Auch die deutsche Fotografin und Pulitzer-Preisträgerin Anja Niedringhaus (1965-2014) ist in der Ausstellung vertreten. Ihre eindringlichen Fotos zeugen von der Not und dem Elend, die der Krieg über Land und Leute bringt –sei es der Balkan, Irak, Libyen oder Afghanistan. Riskante Aufgabe „Man muss den Leuten zeigen, was passiert ist. Wenn ich es nicht fotografiere, wird esnicht bekannt“, sagte Niedringhaus 2001 und betonte damit ihren dokumentarischen und aufklärerischen Ansatz. Ganz im Gegensatz zu Lee Miller, die mit Texten und Bildern ihren Beitrag im Kampf gegen Nazideutschland leisten wollte. Zwei unterschiedliche Motivationen für eine riskante Aufgabe, die selten folgenlos bleibt. Gerda Taro verunglückte tragisch 1937, Lee Miller trank und verfiel in Depressionen, Anja Niedringhaus wurde am 4. April 2014 in Afghanistan von einem Attentäter erschossen. Stefanie Roenneke ❚ FOTOGRAFINNEN AN DER FRONT Kunstpalast, Ehrenhof4-5, Düsseldorf; Dauer: 8.3.-10.6.; Öffnungszeiten:Di-So11-18 Uhr, Do bis 21 Uhr; Preis: Sonderausstellungen inkl.Sammlung10€,nur Sammlung 5€ 04.2019| HEINZ |49

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