STADTPLAN | STORY Leere beleben Verschiedene Akteurekämpfen in unterschiedlichen Städtengegen das gleiche Phänomen: Leerstand. Wir stellen Projektevor,die kreativeund sinnvolle Lösungen suchen undfinden. Leerstand in Wuppertal ©Sascha Oertel Makler gegenLeerstand Sascha Oertelist Immobilienmakler undHausverwalter,mit Gebäudenkennt er sich also aus.Seine beruflichen Kenntnisse setzt er gegen denLeerstand vielerLadenlokale in ganz Wuppertalein. Als gebürtigen Heckinghauser traf esSascha Oertel besonders, zu beobachten, wiesichder LeerstandinseinerHeimatstadt mehrund mehr ausbreitete. „Der Einzelhandel funktioniert heute nicht mehr wiefrüher. Inzwischen gibt es in einer Straße gefühlt 70 Friseure nebeneinander. Esist nicht mehr sokunterbunt, wie esfrüher einmal war. Unser Kaufverhalten verändert unsere Umwelt. Wir sind mit verantwortlich,dasskaumnoch kleineLäden existieren.“ Sascha wollte seiner Heimatstadt etwas zurückgeben. Darum sitzt er inzwischen in einem Ausschuss, der Ideen sammelt und Bürger beider Umsetzung vonProjektenunterstütztund anleitet.„Wirkönnen helfen, neue Läden, die gebraucht werden, zufördern –zum Beispiel Lokale, indenen junge und alte Menschen zusammengebracht werden,oder Locationsfür Skater.Genau solche Projektefinden wir sehr spannend. Durch meinen Geschäftszweig kenne ich mich mit Immobilien aus. Es ist mir wichtig, den Leuten zu zeigen, was man alles machen kann und ihnen eine Gelegenheit zu geben, sich zuäußern.“ Ideen, was mit den leeren Geschäften geschehen könnte, gibt es viele, es mangelt an Umsetzern. Natürlich gibt es auch Zwischenlösungen für leerstehende Geschäfte. „Beispielsweise ein ortsansässiges Malerunternehmen kann in einem leeren Geschäft Sascha Oertel „Unser Kaufverhalten verändert unsere Umwelt“ Werbung machen. Der Laden ist sonicht mehr leer, er ist optisch wiederhergerichtet und wird den Leuten auf ganz neue Art ins Gedächtnis gerufen, sie achten wieder darauf. Der Eigentümer erhält 20 Prozent der Einnahmen und kann so seine Nebenkosten abdecken und heizen, was auch dem Gebäude hilft.“ Auch langfristige Lösungen konnte Saschaschon ermöglichen.Bei einem Treffenvon KoSI-Lab (einer Organisation, die Leerstand bekämpft) konnte ein Teilnehmer Kontakte zum Blauen Kreuz herstellen, das nach einer Geschäftsstelle in Wuppertalsuchte.„Wirkonntenihnenein passendes Ladenlokal andie Hand geben und jetzt sind sie schon fast komplett eingezogen“, berichtet Sascha glücklich. ImFrühjahr wird außerdem zum zweiten Mal das rote Sofa durch Wuppertal wandern. „Wir stellen ein rotes Sofa in ein leeres Ladenlokal und laden die Anwohnerein,mit uns ihre Ideen für Umsetzungsmöglichkeiten zu teilen. Esist uns wichtig, dass wir die Meinungen und Ideen der Wuppertaler einbeziehen.“ Insbesondere Leute, die nach einer Umsetzungsmöglichkeit für ihre Startup-Ideen suchen, sind herzlich zur nächsten Rote-Sofa- Aktion eingeladen. Es ist auch möglich mit Sascha per Mail Kontakt aufzunehmen. „Wir freuen uns immer über Leute mit Ideen, besonders über Umsetzer, sie müssen nicht mal aus der Umgebung sein. Falls jemand etwas starten möchte, aber nicht genau weiß wie, kann er sich gerne bei uns melden.Wir helfen bei betriebswirtschaftlichen Fragen und greifen auch sonst unterdie Arme.Wir sindhier eineFamilie und es istuns wichtig, dassjeder,der möchte,Fuß fassenkann.“Saschahat nicht nur das Vermitteln von Immobilien im Blick, sondern geht auch mitgutem Beispiel voran: „ImMai werdeich mit einem Kooperationspartnerselbstein leerstehendes Gebäude anmieten.“ pb 42| HEINZ |03.2019
Urbane Produktivität Pop-up-Experiment In Wattenscheid wird ein leerstehendes Lokalzur Ideenschmiedeumgewandelt. Erst tristerLeerstand, jetztfesches Pop-up-Lokal:Auf der Hochstraße 72 in Wattenscheid hatdas ForschungsprojektUrbaneProduktion.ruhram16.2. das temporäreLokal Watcraft eröffnet. Noch bis EndeMai treffensichhierBürger, lokale Produzenten, Händler, Handwerksbetriebe und Initiativen,umIdeen zurBelebung des Stadtteilszuentwickeln. DasZiel:Die Akteurevor Ortsollensich vernetzen undgemeinsamanpacken.Immersamstagswerden DIY-Workshops angeboten. Im März stehen „Siebdruck“ (2.3.)„Spielzeug-Roboter bauen“(9.3.), „Naturkosmetikselbermachen“(16.3.) und ein „Upcycling-Schnupperkurs“ (30.3.)auf demProgramm.Die Donnerstagabende sind für Netzwerktreffen, Vorträge und Gründerberatungen reserviert. Das Projekt läuftbis zum 23.5., alleTermine finden sich aufwww.watcraft.de LN Grafik: UrbaneProduktion.ruhr Raum für Affären Kultur stattTeppich Hattingenziehtmit Leerstand- Bespielung nationaleKultur-Prominenzan. Künstler Jojo Ensslin bei der Eröffnung ©Uli Wilkes Pop-up Noch bisEndeMärz(31.3.) nutzt die MarketingAbteilung der Stadt Bochum einen Leerstandinder Innenstadt(Kortumstraße49),umdorteinespannende Ausstellung rund um Superspion James Bond zu beheimateten. Denn 007 wurde laut offiziellerBiografie im schönenWattenscheid geboren! Sehen kann manRequisiten,Autos,Drehbücher, Vorträge und mehr. lv Einleerstehendes LadenlokalamMarktplatzist seit September 2018 neuerKulturortinHattingen-Blankenstein.Davor gabesandere Pläne: Eine Teppichreinigung wollte sich ansiedeln. DieMenschenvor Ortsahen das anders,sie wollten eineNutzung, die besserzum malerisch historischen Ortskern passt.Initiatorund AnwohnerUli Wilkes rief dasProjekt „KleineAffäre“ins Leben undwurde vonzwölf weiteren Blankensteinerndabei unterstützt. In der 35 qm großen Galerie findennun Ausstellungen, Lesungen und Konzerte statt. „Das Angebotwirdüberaus positiv angenommen“, sagt Wilkes. Dazu tragen auch dieÖffnungszeitenbei, die den Laden schon tagsüberzum beliebtenTreffpunktmachen.Ursprünglich wardie „KleineAffäre“als Kurzzeitprojekt geplant. DiepositiveResonanz und Unterstützung hält die AffäreamLaufen, alle März-Termine mit z.B. Wigald Boning und FriedemannWeisesindausverkauft, im April kommenu.a.Henning Neuser(6.4.)und BerndGieseking(10.4.). db Kurator der Ausstellung Dr. Siegfried Tesche (links) und Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Bochum Marketing GmbH, mit dem Ein-Mann- Hubschrauber Little Nellie aus „Man lebt nur zweimal“. ©Bochum Marketing GmbH, Andreas Molatta 03.2019| HEINZ |43
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