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03_2019 HEINZ MAGAZIN Essen

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KULTURKOPF|INTERVIEW

KULTURKOPF|INTERVIEW Nachhaltige Idee Anti-Schmutz-Kampagne Florian Mönikes (25) ist Studentder Sport- und Wirtschaftswissenschaftenan derBergischen Uni in Wuppertalund passionierterSurfer. Seit 2016 betreibterdeshalb dasLabel „Surfstoff“.Mönikes,der schonseit Kindesbeinen an denStränden derWelt unterwegsist,will auf den Müll an Stränden aufmerksam machen. Sein Motto: ProtectyourPassion. Nadine Beneke sprach mit ihm über seine Arbeit unddarüber,was jedereinzelneinSachen ökologischer Fußabdrucktun kann. W ie kamst du aufdie Idee,dein eigenesLabelzugründen? Im Grunde ging esmir anfangs nur darum, ein, zwei T- Shirts für die Surfschule meines Vaters zu designen. Dort verkaufen wir schon seit vielen Jahren verschiedene Surfmarken undwollten die Größedes Angebots ein wenig reduzieren,stattdessen ein eigenes Shirtmit in unser Angebot aufnehmen. Zur gleichen Zeit bin ich durchZufall daraufgestoßen, dassmittlerweile die Möglichkeit besteht, Kleidung bzw. T-Shirts aus Holzfasern herzustellen und ich fing an, mich in diesem Bereichweiterzuinformieren. Wie gingesdannweiter? Für mich war ab diesem Zeitpunkt klar, wenn wir T-Shirts produzieren, sollen sie auch einen Mehrwert bieten, welcher über Design und Tragekomfort hinausgeht. Da gerade wir als Wassersportler Müll unter Palmen in Thailand ©Florian Mönikes /Surfstoff aufunsere Umwelt angewiesen sind,seheich es alsunsereAufgabe, diese zuschützen. Als ich dann angefangen habe, mir Feedback für verschiedene Ideen und Designs einzuholen, wurde schnell klar, dass Geschmäcker natürlich sehr unterschiedlich sind.Sowurden ausein,zweiT-ShirtssechsHerrenund sechs Damenartikel welche ausden Rohstoffen Holz, Bambus oder recycelten Plastikflaschen produziertwerden. Welche Stoffe verwendest du und wie hast du dieStoffe gefunden? Holz, Eukalyptus oder Buche, Bambus, recycelte Plastikflaschen und Bio-Baumwolle, welche meist zu denanderen Fasern hinzugemischtwird. Am Anfang habe ich mich auf die Suche nach Produzenten gemacht, welche T-Shirts aus Holzfasern herstellen und wurde über eine kleine Siebdruck-Ma- 44| HEINZ |03.2019

Florian Mönikes ©Surfstoff nufaktur in Wuppertal (mithandundherz) fündig, dadiese einen Produzentenhatten, der solche T-Shirts herstellt. Mit dieser Manufaktur arbeite ich auch heute noch zusammen, dadort auch ein sehr großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird. Mittlerweile arbeiten wir mit zwei Produzenten zusammen, welche auf diese Fasern setzen, wobei natürlich auch die Produktion fair ist. Beide Produzenten sind Mitglieder der Fair-Wear-Foundation. Wie genaukannman sich die Herstellung der Kleidung vorstellen? Wie wird aus recycletenFlaschen einShirt? Florian inAktion ©Surfstoff Bei allen Rohstoffen ist es eigentlich ähnlich, sie werden zu ganz kleinen Flocken verarbeitet, welche dann mit einem organischem und ungiftigem Lösungsmittel vermischt werden. Die dabei entstehende Masse wird im Anschluss durch Spinndrüsen gepresst, wodurch dann die einzelnen Fasern entstehen, aus denen unsere Kleidung gefertigtwird. Wie beurteilstdudie Müllentwicklunganden Stränden in den letzten Jahren? Meinem Empfinden nach istdie Müllentwicklung an unseren Stränden schon viel zu lange ein Problem. Schon auf meiner Weltreise 2013 war ich immer wieder entsetzt, wie viel Müll an vielen Stränden hinterlassen wurde und dabei rede ich nicht nur von Stränden, welche von Touristen überlaufen sind, sondern auch von einsamen Stränden, die sehr schwer zu finden sind. Glücklicherweise hab ich das Gefühl, dass langsam ein Umdenken stattfindet, immer mehr Organisationen oder Unternehmen entstehen, welche sich mit dem Thema beschäftigen und das Thema öffentlich behandeln. Wenn jetzt jeder einzelne einen kleinen Teil dazu beiträgt, zum Beispiel seinen Müll mitzunehmen oder sich im Urlaub an Aufräumaktionen zu beteiligen,bin ichguter Dinge,dasswir das Problem gemeinsam in den Griff bekommen. Obwohl ich bei manchen Menschen leider bezweifle, dassdieses Umdenkenjemalsstattfinden wird. Diesevereinzelten Personen müssendanndurch dieGemeinschaft aufgefangenwerden... Welchesinddeine Lieblingsstrände?Und warum? Mein Lieblingsstrand ist ganz klar in Prerow an der Ostsee, also genau dort, wo sich die Surfschule meines Vaters befindet. Dort gibt es einen super feinen weißen Sandstrand und auch die Vermüllung hält sich oftmalszum GlückinGrenzen.Vielleichtbin ichindem Fall aber auch nicht ganz objektiv... Ansonsten mag ich unberührte Strändeamliebsten,die noch nichtvieleMenschengesehen haben. Da gefällt mir zum Beispiel der White Heaven Beach in Australien deutlich besser als der Strand in Santa Monica USA. Generell habe ichauf meiner Weltreiseaberfestgestellt:UmschöneStrände zu finden,mussman garnichtunbedingt ausDeutschland heraus. Wie siehteigentlich eineklassischeWoche bei diraus? Meine klassische Woche verändert sich natürlich mit der Jahreszeit. Im Winter besteht meine Woche aus Universität und Arbeit, im Sommer dann aus so viel Surfen wie nur möglich. Durch meine Arbeit als Surflehrer verbringe ich dann natürlich auch mehrere Stunden am Tagauf dem Wasser, allerdings nicht zum privaten Surfen sondern umunsere Schüler zuunterrichten. Wenn die Windstärke dann mal stimmt, will man natürlich auch außerhalb des Unterrichtes noch selber surfen gehen, das bedeutet dann oft sehr früh aufstehen und jede Minute bis zum Sonnenuntergang nutzen. Ansolchen Tagen verbringt man dann gerne mal sechs bis sieben Stunden auf dem Wasser. Mitte Dezember fand der Weltklimagipfel in Kattowitzstatt.Abge sehen von deinen persönlichen Beweggründen, die Meere sauber zu halten: Welche Rolle spielt es fürdich,ein Beispielfür anderezusein? Das spielt für mich auf jeden Fall eine große Rolle. Meiner Meinung nach gibt es mittlerweile soviele nachhaltige Angebote, welche sich zusätzlich qualitätsmäßig gar nicht mehr von den Alternativprodukten unterscheiden. Genau das wollte ich auch mit Surfstoff aufzeigen, ökologisch und nachhaltig leben kann heutzutage so einfach sein,ohne dassman dabeiauf viel Konsum verzichtenmuss. Ob es jetzt Zahnbürsten auf Bambus sind, Strohhalme aus Stroh oder auch einfach Tüten aus Maisstärke, welche biologisch abbaubar sind. Ich denke, dawird sich auch noch jede Menge tun. Mein Tipp: Nicht immer nur auf den Preis schauen und manchmal lieber ein paar Cent mehr bezahlen, um der Umwelt etwas Gutes zu tun. Dasmacht dann natürlich nur Sinn, wenn wir alle an einemStrangziehen. Du unterstützt mit Surfstoff das Pacific Garbage Screening Project. Wasgenau hatesdamit aufsich? DasPacificGarbage Screeningist ein Projekt zu Reinigung der Weltmeere. Hierbei will ein Team aus Aachen Geräte erschaffen, welche an derMeeresoberflächeschwimmen und Müll in allenGrößenaufsammeln. Unserer Meinung nach ein vielversprechendes Projekt, welches wir gerne unterstützen, deswegen spenden wir einen Euro für jedes verkaufteKleidungsstückandas PGS. Waswünschst du dir für die Zukunft desLabels? An erster Stelle, dass viele Leute durch das Label zum nachhaltigerenLeben animiertwerden und ihrVerhalten anpassen. Genaudarum ging es mir ja bei der Gründung und das Ziel ist natürlich noch lange nicht erreicht. In naher Zukunft wollen wir deshalb präsenter für unsere Zielgruppewerden,damit so vieleLeute wiemöglich auf unsere Kleidung und das Konzept dahinter aufmerksam werden. Das heißt, wir sind momentan dabei neue Shops für uns zu gewinnen, welche meist inKüstennähe liegen oder zum Beispiel direkt mit einer Surf- oder Segelschule verbunden sind, dawir genau in dem Bereich unsere Hauptzielgruppesehen. ❚ Infos undShopauf:www.surfstoff.com „Da gerade wirals Wassersportler auf unsereUmwelt angewiesen sind, sehe ichesals unsere Aufgabe, diesezu schützen.“ 03.2019| HEINZ |45

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