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02_2020 HEINZ MAGAZIN Dortmund

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KUNST|STORY Alte

KUNST|STORY Alte Meister, neu entdeckt! Picasso, Munch, Rembrandt–die Namendieser Künstler kenntjeder.Neue Perspektivenauf ihre Werkeund ihr Schaffengeben aktuell drei spannende Ausstellungen. 48| HEINZ |02.2020

Pablo Picasso, Trois têtes de mouton /Drei Schafschädel /Three Lamb’s heads, 17.10.1939, Museo Nacional Centro deArte Reina Sofia, ©Succession Picasso /VGBild-Kunst, Bonn, 2019, Photographic Archives Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia ©Kunstsammlung NRW Picasso. Kriegsjahre Für Pablo Picasso begann der Krieg schon vordem Zweiten Weltkrieg. Die Grauen des Spanischen Bürgerkriegs und vor allem die Bombardierung der baskischen Stadt Gernika durch eine deutsche Legion im Jahr 1937 erschütterten ihn zutiefst und veranlassten ihn zum berühmten monumentalen Wandbild „Guernica“. Einen Einblick in sein Schaffen in den folgenden Jahren ermöglicht die Ausstellung „Pablo Picasso. Kriegsjahre1939 bis 1945“ im K20der Kunstsammlung NRWinDüsseldorf. Was vielleicht überrascht: Picasso hat während des Zweiten Weltkriegs keine weitere Kunst gefertigt, die sich explizit mit dem Kriegsgeschehen oder der menschlichen Fähigkeit zur Grausamkeit beschäftigte.1939 floherzwaraus Parisnach Südfrankreich, kehrte im August 1940 aber in die von den Deutschen besetzte französische Hauptstadtzurück. DemBilddes egozentrischenKünstlers, der vordem Trauerspiel um ihn herum die Augen verschließt, wollen die Ausstellungsmacher entgegentreten.Picasso hatselbstgesagt: „Ich habe denKrieg nicht gemalt. Aber ich bin sicher, dass der Krieg Eingang genommen hat in die Bilder,die ichgeschaffenhabe.“ Wenn seine Stillleben immer karger werden, ersich der Ausarbeitung von Tierschädeln widmet und zunehmend schwermütige Braun-, Grau- oder Grün-Töne dominieren, schleichen sich unübersehbar die Themen Verarmung, Resignation, Trauer und Todinsein Werk.Als er nach Kriegsende vomSchrecken derVernichtungslager erfährt, versucht er sich noch einmal an expliziter Kriegsmalerei, doch erfindet keine Form für das Nicht-Darstellbare, muss schließlich kapitulieren: „Das Leichenhaus“ und auch die Illustrationen für Reverdys „Gesangder Toten“ kann er nichtzuEndebringen. mfk ❚ PABLOPICASSO.KRIEGSJAHRE 1939-1945 K20, Grabbeplatz20, Düsseldorf;Dauer: 15.2.-14.6. K20 Pablo Picasso, Taube, 4.12.1942, Chinatusche, Auswaschungen und Gouache auf Büttenpapier, 64,8 x46 cm, Musée national Picasso-Paris, ©Succession Picasso /VGBild-Kunst, Bonn, 2019, Foto: ©bpk /RMN -Grand Palais /Michèle Bellot Inside Rembrandt Mystisch, aufwühlend, detailversessen und von einzigartiger Lichtführung getragen –sowird Rembrandts Kunst bis heute wahrgenommen. Anlässlich des 350. Todestags stellt sich die Frage: Was begeistertdie BetrachterüberEpochen und Ländergrenzenhinweg so sehr an ihm? Das Wallraf-Richartz-Museum Köln will Antworten geben und präsentiertunter dem Titel„Inside Rembrandt“eineReise insZentrum seines Schaffens. Von seinen Wurzeln imniederländischen Leiden aus bricht der Betrachter auf, umsich bis zum beruflichen und privaten Höhepunkt Rembrandts zu begeben. Markiert wird dieser durch das Bildnis „Der Gelehrte im Studierzimmer“, daserstmalsseit 70 Jahren außerhalb Pragsausgestellt wird. Über 60 weitereWerke wurden ausdem Amsterdamer Rijksmuseum, der Getty Collection in L.A., dem New Yorker Museum of Modern Art, der Münchner Pinakothek, dem Nationalmuseum Stockholm und der StaatsgalerieStuttgart beschafft. Hinzukommen selektierte Arbeiten vonZeitgenossen und Schülern Rembrandts wieJan Lievens, Govert Flinkund FerdinandBol. Gegliedert ist die Ausstellung in fünf Akte, die verschiedene Etappen imLeben des bedeutenden Künstlers des Barocks aufgreifen. Von ersten Werken und Experimentierphasen geht es bis zum ikonischen „Selbstbildnis als Zeuxis“, das seit jeher im Kölner Wallraf-Richartz-Museum beheimatet ist und bis heute als Rembrandts rätselhaftestesPorträt gilt. mak ❚ INSIDE REMBRANDT–1606-1669 Wallraf-Richartz-Museum, Obenmarspforten 40, Köln; Dauer: bis 1.3. Rembrandt (Harmensz. van Rijn), Selbstbildnis als Zeuxis, um 1662, Öl auf Leinwand ©Wallraf-Richartz-Museum &Fondation Corboud, Foto RBA Köln Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2019, Karl Ove Knausgård ©Andreas Endermann /Kunstsammlung NRW Munch gesehen vonKnausgard Normalerweise drehen sich Ausstellungen um Künstler. Im DüsseldorferK20 steht aber auch der Kurator im Fokus. Es betrachtet der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgård einen der berühmtesten Maler: Edvard Munch. Es ist eine Verbindung, die Funken schlägt –vor allem dann, wenn man sich auch mit den Texten auseinandersetzt, die Knausgård über seine Beschäftigung mit Munch geschrieben hat.Einigefinden sich im Ausstellungskatalog.Knausgård erklärtda etwa das großformatige, ikonische Gemälde „Die Sonne“ von 1912, das gleich im Eingangsraum der Ausstellung Blicke fängt: „In ‚Die Sonne‘, nach der Lebenskrise, scheint ermit der äußeren Welt dasselbe tun zu wollen, was erzuvor mit der inneren Getan hat. Er riss die Konventionen fort und versuchte, ebenso brutal direkt und ikonisch auszudrücken, was er sah.“ Knausgård hat für die Munch-Ausstellung die Methode seines vielbeachteten autobiographischen Buchprojekts angewandt: Er ist sich selbst und den Menschen, mit denen er sich beschäftigt, möglichst nahe gekommen, hat Innenleben und Verhältnisse zur Außenwelt ergründet, umzueinem Kern des menschlichen Lebens in unserer Kultur vorzudringen. Wer die Ausstellung also wirklich mit seinen Augen sehen will, der sollte vorher das Buch „So viel Sehnsucht auf so kleiner Fläche. Edvard Munch und seine Bilder“ lesen, indem Knausgård in drei kurzweiligenEssays vonseiner Auseinandersetzung mit Munchberichtet. Knausgård regt vor allem zur eigenständigen Kunstbetrachtung an, die alle VorurteileüberBordwirft,die man über den Maler von„Der Schrei“ hat. Mit frischen Augen soll man Munchs Schaffen hier begegnen –und in der Auseinandersetzung mit Knausgårds Lesarten neue Ebenen entdecken. mfk ❚ EDVARD MUNCH GESEHEN VONKARL OVEKNÅUSGARD K20, Grabbeplatz5,Düsseldorf;Dauer: bis 1.3. 02.2020| HEINZ |49

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