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HEINZ Magazin Wuppertal 12-2016

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HEINZ Magazin Dezember 2016, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

KINO TIPP DES MONATS

KINO TIPP DES MONATS Inzest-Bombe Mütterlicher Missbrauch Der Filmemacher Florian Eichinger geht dahin, wo es weh tut. Zum Abschluss seiner Trilogie über Gewalt in der Familie, widmet er sich einem besonderen Tabu: der sexuelle Missbrauch des Sohnes durch die Mutter. Wie in „Bergfest“ und „Nordstrand“ liegt die wahre Dimension der Gewalterfahrung nicht in spektakulären Szenen, sondern in den dauerhaften Folgen, die die Opfer für ihr Leben prägen. TIMO SCHWARZ Florian Eichinger Der Filmemacher, geboren 1971 in Ludwigsburg, arbeitete zunächst als Fernsehredakteur und machte sich als Produzent und Regisseur für Kurzfilme, Musikvideos und TV-Werbespots selbstständig. 2010 kam sein erster abendfüllender Spielfilm „Bergfest“ heraus, der ihm gleich viele Festivaleinladungen und mehrere Auszeichnungen einbrachte. Nach dem Vater-Sohn-Drama auf der Alpenhütte war 2013 ein Haus an der Nordsee Schauplatz der Abrechnung zweier Brüder mit ihrer Jugend. „Nordstrand“ handelte vom Versagen der Familie angesichts der Brutalität des Vaters. Der Film erhielt international 20 Nominierungen bei Festivals und Wettbewerben. Für seinen neuen Film „Die Hände meiner Mutter“, mit dem er derzeit auf diversen Festivals unterwegs ist, erhielt Eichinger den „Förderpreis Neues Deutsches Kino“. D ie Vergangenheit holt den 39-jährigen Ingenieur Markus schlagartig wieder ein. Die Oma war einen Moment unachtsam und der Sohn hat eine kleine Wunde am Kopf. Und da sind sie wieder, die verdrängten Szenen aus Markus’ eigener Kindheit. Die Mutter als Monster, ihre peinvollen Besuche in seinem Dachbodenzimmer, die Scham und die Wehrlosigkeit des Knaben. Das Déjà-vu passiert zum ungelegenen Zeitpunkt, die Familie feiert im großen Kreis den Geburtstag des Vaters. Doch Markus begreift, zögerlich, dass er sich der Vergangenheit stellen muss und auch seine Mutter zur Verantwortung ziehen muss. Es beginnt ein schmerzvoller Prozess für die ganze Familie. Nach Rosa von Praunheims Männerdrama „Härte“ greift „Die Hände meiner Mutter“ das heikle Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Frauen auf. Der ist zwar eher selten, circa 10 bis 20 Prozent der Fälle schätzen Experten, doch im Bewusstsein der Öffentlichkeit nahezu völlig ausgeblendet. Florian Eichingers Psychodrama verzichtet auf die Dämonisierung des Täters und konzentriert sich auf das Dilemma des Opfers zwischen Zweifeln, Leiden und letztlich dem Wunsch nach einem ganz normalen Leben. Diese Perspektive ist neu und lässt den Figuren ihre dramaturgische Glaubwürdigkeit – und ihre Würde. philipp koep ❚ DIE HÄNDE MEINER MUTTER D 2016, 106 Min., Regie u. Buch: Florian Eichinger, mit: Andreas Döhler, Jessica Schwarz, Katrin Pollitt, Heiko Pinkowski; Start: 1.12. 52 | HEINZ | 12.2016

« Jessica Schwarz, Andreas Döhler © Kinescope Film LIVE ESCAPE GAME EVENTS IN WUPPERTAL INTERVIEW MIT FILMEMACHER FLORIAN EICHINGER ZU „DIE HÄNDE MEINER MUTTER“ Es geht ans Eingemachte HEINZ: Ihre Filme handeln von Gewalt in der Familie. Haben Sie eine besondere Beziehung zu diesem Thema? Florian Eichinger: Ich bin in einer großen Patchwork-Familie aufgewachsen, da habe ich auch direkte und indirekte Erfahrungen mit Gewalt gemacht. Allerdings nicht so extrem wie in „Die Hände meiner Mutter“ oder „Nordstrand“, dem Film davor. Mein erster Film „Bergfest“ kommt meiner biografischen Erfahrung am nächsten. Irgendwann habe ich gemerkt, dass meine Sicht auf diese Dinge sich von der öffentlichen Wahrnehmung oft unterscheidet. Man könnte vielleicht sagen, ich wollte etwas richtigstellen. Familiäre Gewalt wird nicht selten in Rollenklischees dargestellt, beispielsweise in schablonenhaften Täter-Opfer-Mustern. Das ist vielleicht leichter verdaulich, aber auch arg vereinfachend, denn die Wirklichkeit ist voller Zwischentöne und Widersprüche. So ist die Beziehung zwischen Markus und seiner Mutter zwar von enormer Grausamkeit geprägt, aber eben nicht nur. Auf der Festivaltour von „Bergfest“ vor sechs Jahren fiel mir auf, dass sich das Publikum sehr intensiv mit dem Film auseinandersetzte. Das hat mich animiert, weiter über die Folgen und Verstrickungen von Gewalt in der Familie zu recherchieren, auch jenseits meiner eigenen Erfahrungen. Bei meinem neuen Film habe ich beispielsweise intensiv mit zwei Psychoanalytikern zusammengearbeitet. In den meisten Fällen häuslicher Gewalt sind die Täter männlich und die Opfer weiblich. Bei Ihren Filmen liegt der Fokus auf den männlichen Opfern. Für Männer ist es wohl besonders schwierig, sich als Opfer zu sehen, weil das mit dem herkömmlichen Rollenbild von Stärke oder Dominanz nicht vereinbar ist. Sie wollen sich lieber nicht eingestehen, etwas zu sein, das schon auf dem Schulhof als das vielleicht schlimmste Schimpfwort gilt. Dramatischerweise erschweren sich viele Menschen damit aber die psychische Bewältigung ihres Traumas und hemmen so auch die eigene Entwicklung. Thomas Vinterberg ließ die Inzest-Bombe auf einer Familienfeier platzen. „Die Hände meiner Mutter“ beginnt ebenfalls auf einem Geburtstagsfest. „Das Fest“ ist ein grandioser Film. Vinterberg hat das Tabu- Thema als einer der ersten in zugespitzter Form auf die Leinwand gebracht. Mit dem Titel „Bergfest“ wollte ich ihm auch eine kleine Referenz erweisen. Mir geht es aber weniger darum, wann die Mutter endlich alles zugibt, sondern eher darum, wie alle direkt und indirekt Beteiligten mit etwas so Abgründigem umgehen, für das es keine einfache Handhabe gibt. Würden Sie den Film ihrer Mutter zeigen? Meine Mutter ist schon vor vielen Jahren gestorben. Ich habe eine Zeitlang mit dem Titel des Films gehadert, denn ihr hätte ich vielleicht einmal einen ganz anderen Film mit demselben Titel gewidmet. Anders als für den Protagonisten Markus verbinde ich mit den Händen meiner Mutter nämlich sehr schöne Erinnerungen an Liebe und Zärtlichkeit. Sind Sie festgelegt auf beklemmende Familiendramen? Ich hoffe nein. Zwar kann ich noch nichts Konkretes sagen, aber ich arbeite gerade an zwei Projekten mit weit mehr Leichtigkeit. Aber ans Eingemachte soll es trotzdem gehen! Das Gespräch führte Philipp Koep DER NEUE FREIZEITTREND FÜR FREUNDE, FAMILIEN UND KOLLEGEN • Erlebt Nervenkitzel pur bei unseren Versus-Games und Firmenevents • 2 verschiedene Live Escape Rooms • Wir versetzen Euch in die Rolle einer Agentengruppe, Euer Ziel – in 60 Minuten die Mission zu erfüllen und aus dem Raum zu entkommen • Bereits ab 60 € mit 4 Personen spielbar fun4mind Live Escape Game Events • Heinkelstr. 33 • 42285 Wuppertal Tel.: 0178 3263141 • www.fun4mind.de • www.facebook.com/fun4mind ` Das einmalige aligeKo Konzerterlebnis, ebnis das Rock und Modern Dance vereint! eint! SAMStag/ SONNTAG SAMStag/ SONNTAG Saxophon: gitarre: Katja Doug Rieckermann Aldrich (Whitesnake, (rod stewart) Dio) keyboards: Saxophon: Katja erik Rieckermann Norlander (Last In Line, (rod Lana stewart) Lane) schlagzeug: keyboards: erik Glen Norlander Sobel (alice (Last cooper, In Line, steven Lana tyler) Lane) schlagzeug: bass: Glen Rudy Sobel Sarzo (Ozzy (alice Osbourne, cooper, steven Whitesnake) tyler) gitarre: bass: BrentWo Rudy Woods Sarzo ods (Ozzy (Vince Osbourne, Neil, Sebastian Whitesnake) Bach) gitarre: Brent CHOREOGRAPHie: Woods (Vince Neil, Sebastian Bach) STANISLAV ISLAVTS TSOY CHOREOGRAPHie: STANISLAV TSOY 18/19. februar 2017 ESSEN • Grand Hall Tickethotline: 01806-570070 (0,20€/Anruf inkl. MwSt. aus den Festnetzen, max 0,60€/Anruf inkl. MwSt. aus den Mobilfunknetzen) MO-SO 8-20 Uhr oder unter www.eventim.de gitarre: Doug Aldrich (Whitesnake, Dio) 18/19.02.2017 ESSEN•GrandHall heartofstorm.com

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