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HEINZ Magazin Oberhausen 06-2016

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HEINZ Magazin Juni 2016, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

STADTPLAN STORY Kunst

STADTPLAN STORY Kunst krönt Natur 50 Flusskilometer neu entdecken Zum dritten Mal rückt die EMSCHERKUNST ein einzigartiges Renaturierungsprojekt in den Fokus. Sieben Kunstareale nehmen mit insgesamt 25 ungewöhnlichen Arbeiten den östlichen Teil des neuen Emschertals in den Blick. Dortmund, das komplett von der Emscher durchflossen wird, spielt diesmal eine Hauptrolle. Vom 4. Juni bis 18. September kann auf eigene Faust oder geführt getourt werden. D er niederländische Künstler Erik van Lieshout hatte es noch schwer, als er letztes Jahr seine Fahrten zur Insel im Phoenix- See unternahm. Heuer hat am Westufer ein Tretbootverleih aufgemacht. Seitdem kann auch das gemeine Volk – also alle, die nicht Mitglied im örtlichen Yachtclub sind – ganz easy über den Teich schippern. Van Lieshout musste noch in einem rechten Kahn zu dem unter Naturschutz stehenden Eiland. Dort wollte er vom Zentrum her erfassen, was aus dem Gelände des nach China verkauften Hochofenwerks Phoenix-Ost geworden ist. Van Lieshout ist nicht entgangen, dass der Plan nicht für alle aufgegangen ist. Im exponierten Ärztehaus am Hafen scheiterte in nur vier Jahren der dritte Gastronom. Nationalspieler Marco Reus verkaufte sein See-Penthouse wieder, floh vor dem dauernden Partylärm an den ruhigen Stadtrand. Keine Einzelfälle. Van Lieshout sprach mit Anwohnern und Besuchern und erkannte, dass der künstlich geschaffene Phoenix-See mit den Villen an seinen Ufern selbst wie eine Insel inmitten des einstigen Arbeiterstadtteils Hörde liegt. Seine Filminstallation „Die Insel“ ist am Kai in einem leer stehenden Ladenlokal zu sehen. Schiffbruch hätte van Lieshout mit dem Schlepper erlitten, mit dem die Künstlerinnen Clea Stracke & Verena Seibt aufkreuzen werden. Ihr trockengefallenes Expeditionsschiff ARCA tourt denn auch auf Rädern von der Quelle der Emscher in Holzwickede durch Dortmund, Castrop- Rauxel, Recklinghausen und Herne. Stracke & Seibt haben darauf eine mobile Forschungsstation installiert und nehmen die Emscherregion gemeinsam mit Besuchern in den Blick. Farbensammeln, Wassermalerei, konkretes Sehen, Spazierengehen und bedingungsloses Lauschen helfen, die Geschichte dieser immer wieder überformten Landschaft zu erkunden. Die Forschungsreise wird von einem digitalen Logbuch begleitet, das die Ereignisse an Bord und auf den Touren dokumentiert. Auch die Künstlerin Nevin Aladağ hatte ein Schiff im Sinn, als sie entlang des neu geschaffenen Hochwasserrückhaltebeckens in Dortmund- Mengede 60 Wellenbrecher aufstellen ließ. Vom Turm des Drosselbauwerks lässt sich der Umriss am besten erkennen, den die mächtigen Betonblocksteine nachzeichnen: Es handelt sich um den vermeintlichen Abdruck der Arche Noah, der Anfang der 1960er Jahre auf dem Berg Ararat in der östlichen Türkei entdeckt wurde. Aladağ bezieht sich mit ihrer Arbeit in mehrfacher Hinsicht auf den Ort und seine Schutzfunktion. Das Hochwasserrückhaltebecken hat sich seit seiner Fertigstellung zu einem Biotop für Kiebitze und Flussregenpfeiffer entwickelt und ist deswegen zum Vogelschutzgebiet erklärt worden. Passenderweise hat man denn auch die Vogelbeobachtungsstation des Künstlers Mark Dion von der „Emscherkunst“ 2010 hierher verlagert. Besucher können sich in dem umgebauten Gastank auf eine Zeitreise in die Kulturgeschichte des Vogels begeben und die Piepmätze mittels Feldstecher beobachten. Wenn im August die Brutzeit zu Ende ist, werden vereinzelt auch Führungen durch das Schutzgebiet und die Installation von Nevin Aladağ angeboten. Insgesamt gibt es wieder ein breites Angebot geführter Touren bei der „Emscherkunst“. Zusätzlich stehen an vielen Kunstwerken Kunstscouts bereit, die die Besucher über die Arbeiten informieren. Die Kunstwerke lassen sich mit dem Rad, im Reisebus, mit dem Auto oder arealweise auch zu Fuß entdecken. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf Dortmund. Vier der sieben Ausstellungsareale sind hier verortet. 14 | HEINZ | 06.2016

KÜNSTLER ERIK VAN LIESHOUT AUF DEM PHOENIX-SEE (FOTO: THORSTEN ARENDT, EMSCHERKUNST) ROMAN MENSING, EMSCHERKUNST Neben dem Hochwasserrückhaltebecken und dem mit insgesamt fünf stationären Arbeiten dicht bespielten Phoenix-See werden auch das Dortmunder Unionviertel und die Kokerei Hansa zu Spielorten der Freiluft-Ausstellung. Die Themen Partizipation, Klima, Ökologie und Gärtnern in der Stadt sind wichtige Aspekte der dritten „Emscherkunst“. Studierende der Kunstakademie Münster entwickeln hierfür verschiedene Installationen im Dortmunder Unionviertel. Das nah gelegene „U“ fungiert als Besucherzentrum. Die Münsteraner haben 2010 schon und auch 2013 das Emscherkunstprogramm bereichert. Man denke an so verrückte Aktionen wie die Brotschleudermaschine oder die aufblasbare Kirchenruine. Ein Magnet war auch die 38-Meter-Brückenskulptur „Warten auf den Fluss“ der Künstlergruppe Observatorium. Diesmal wird sie nahe des Wasserkreuzes von Emscher und Rhein-Herne-Kanal in Castrop-Rauxel aufgebaut. Die drei integrierten Pavillons können über www.emscherkunst.de/entdecken/ uebernachtungen/ gebucht werden. Übernachten kann man auch wieder in Zelten des chinesischen Künstlers Ai Weiwei oder in der Wolkenskulptur von Reiner Maria Matysik. Isabelle Reiff ❚ EMSCHERKUNST 50 Kilometer Kunstroute – 7 Kunstareale im östlichen Teil des neuen Emschertals; Termine: 4.6.-18.9.; Eintritt frei; www.emscherkunst.de Besucherzentren / Infopoints An den folgenden Standorten, die täglich von 10-18 Uhr geöffnet sind, kann man sich ab Ausstellungsbeginn über Touren informieren, die Radkarte erwerben und außerdem Leihräder mieten: ■ Besucherzentrum Emscherquellhof Quellenstraße 3, 59439 Holzwickede ■ Besucherzentrum Dortmunder U Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund ■ Infopoint in der Kokerei Hansa Emscherallee 11, 44369 Dortmund ■ Infopoint im Museum Strom und Leben am Stadthafen Uferstraße 2-4, 45663 Recklinghausen 3 Fragen an Kurator Prof. Dr. Florian Matzner Nicht nur gefällig oder idyllisch sein: Inwieweit schlägt die Emscherkunst 2016 kritische Töne an? Einige Künstler setzen sich bei der diesjährigen Emscherkunst mit den Gegebenheiten vor Ort natürlich auch kritisch auseinander, z.B. stellt sich ja am Phoenix-See in Dortmund als neuem „Ballungsraum” für Reiche die Frage nach der Gentrifizierung eines ganzen Stadtteils – und das in Rekordzeit. Ich bin mal gespannt, wie lange die alten Stahlarbeiterhäuschen in der dritten und vierten Reihe noch „durchhalten” werden. Viele Städte – ein Ruhrgebiet: Bewegen grenznahe Arbeiten wie „Wellenbrecher”, teils in Dortmund, teils in Castrop-Rauxel gelegen, auch etwas zwischen den Stadtherren? Da bin ich sehr skeptisch: Das ist auch eine Frage oder Diskussion, die ja eher zufällig durch die Standorte der Kunstprojekte thematisiert wird. Fakt ist aber, dass Kunstwerke, die in einer Stadt der Emscherkunst aus angeblich ökologischen Bedenken verboten worden sind, in einer anderen Stadt nicht nur akzeptiert, sondern geradezu willkommen waren. Emscherkunst 2020 und danach: Wie viele Kunstwerke bleiben für immer? Das werden wir sehen: Inzwischen sind aus den drei Editionen der Emscherkunst insgesamt ein Dutzend permanente Kunstwerke verblieben. Wichtiger aber ist, dass die Emscherkunst in den Köpfen der Leute möglichst lange „haften” bleibt und sie die Bilder der Ausstellungen in ihrem Gedächtnis archivieren – und das für immer! KÜNSTLER – EIN BERUF? BILDHAUEREI / PLASTIK ABENTEUERLUSTIG, REISEGEIL, FOTOSÜCHTIG SUCHT M/W ZUM RUDELKNIPSEN, WELTENBUMMELN, NERVENKITZELN! MESSE-FESTIVAL für Fotografie, Reise und Outdoor 11. + 12. Juni 2016 Landschaftspark Duisburg www.photoadventure.eu FOTOGRAFIE / MEDIEN MALEREI / GRAFIK 6. JULI 2016 | 10-15 UHR SCHNUPPERSTUDIENTAG AN DER HOCHSCHULE DER BILDENDEN KÜNSTE (HBK) ESSEN ANMELDUNG UND KONTAKT Hochschule der bildenden Künste (HBK) Essen Prinz-Friedrich-Str. 28A 45257 Essen STUDIENBÜRO Tel: 0201 54 56 110 Fax: 0201 54 56 111 mail@hbk-essen.de WWW.HBK-ESSEN.DE • Duisburg • Die Teilnahme am Schnupperstudientag ist kostenlos. Anmeldeformular zum Download unter: • Duisburg •

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