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HEINZ MAGAZIN OBERHAUSEN 04-2017

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HEINZ Magazin April 2017, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

KONZERTE TIPP DES MONATS

KONZERTE TIPP DES MONATS Wir sind zuhaus HEINZ präsentiert Eine akustische Naherfahrung soll es werden, wenn Alina Süggeler und Andi Weizel von Frida Gold ihren Songs in der Bochumer Christuskirche im Rahmen der „Zurück zu mir“-Tour einen neuen, intimen Charakter verleihen. Im Interview erläutert Alina Süggeler ihren Begriff von Heimat, spricht über die Liebe zum Ruhrgebiet und darüber, wie wichtig ihr die Nähe zum Publikum ist. HEINZ: Du bist in Witten geboren und lebst in Berlin – muss sich das Ruhrgebiet kulturell vor der Hauptstadt verstecken? Alina Süggeler: Ich habe den sehr direkten Vergleich, da ich oft in meine Heimat zurückkehre. Der Ballungsort Ruhrgebiet muss sich aber grundsätzlich nicht verstecken. In Berlin geht es mir oft so, dass ich das kulturelle Angebot kaum aufnehmen kann, da es mich nahezu erschlägt. Hier jedoch wähle ich ganz selbstbewusst aus. Ich habe das Gefühl, im Ruhrgebiet hat sich alles viel entspannter integriert, da muss ich nur an das ganz und gar nicht elitäre Bochumer Schauspielhaus denken. Mit Frida Gold seid ihr ja gut rumgekommen – was unterscheidet denn das Berliner oder Hamburger Publikum vom hiesigen? Erstmal ist es so, dass wir hier immer schrecklich aufgeregt sind (lacht), denn bei Heimspielen kommen all die Leute, die man kennt. Grundsätzlich tue ich mich aber schwer damit, zu sagen, dass sich ein Publikum von einem anderen unterscheiden kann. Ich versuche einfach, so offen wie möglich abends auf die Bühne zu gehen und die Leute dort abzuholen, wo sie abgeholt werden müssen. Dennoch sind die Strukturen in Dortmund, Essen oder Bochum für Bands andere. Unsere erste Platte haben wir hier geschrieben und produziert, in einer kleinen Wohnung, nahe dem Schauspielhaus. Das war für uns damals als junge Band der absolut richtige Start, denn wir konnten unser Debüt mit einer totalen Ortsverbundenheit entstehen lassen. Weder gab es diese Anonymität, noch unzählige andere Strömungen, wie es beides für Berlin typisch ist. Ruhrgebiet bedeutet bis heute für uns Erdung und einen klaren Blick auf die Dinge zu bekommen. Gibt es denn deiner Meinung nach die „Metropole Ruhr“? Natürlich hat hier jede Stadt seinen eigenen Charakter, sein Eigenleben und eine individuelle Dynamik. Ich fühle mich aber schon als Ruhrgebietlerin, hier gehöre ich hin. Euer Song „Wir sind zuhaus“ handelt von einem ortsunabhängigen Heimatgefühl. Ich denke, grundsätzlich fühlt man sich dort wohl, wo man sich akzeptiert fühlt. Das verspüre ich mit den Menschen, die mir am liebsten sind. Das ist eine Grundhaltung, die meine Familie in sich trägt. Auch das ist etwas, was mir über die Jahre immer wieder im Ruhrgebiet begegnet ist: diese Akzeptanz. Selbst in Zeiten des größten Erfolgs hat uns hier aber niemand den roten Teppich ausgerollt, sondern ist uns einfach ganz offenherzig begegnet. Ein schönes Gefühl der Zugehörigkeit. Viele der Texte auf „Alina“ sind sehr persönlich – fällt es leicht, so direkt zu formulieren? Man benötigt nach dem Songschreiben definitiv ein wenig Abstand und eine neue Betrachtungsweise. Gleichzeitig stelle ich mir die Fragen: „Wen möchte ich mit meinen Texten ansprechen?“ und „Drücke ich meine Gedanken so aus, dass sich jemand darin wiederfinden kann?“ Beim Musikmachen tritt man immer auch in einen Dialog ein. Tatsächlich habe ich 20 | HEINZ | 04.2017

© MISCHA MEYER auf der aktuellen Platte meine Sicht der Dinge ein wenig härter durchgezogen. Manche Songtexte wachsen über die Zeit, andere aber müssen eben sofort raus und festgehalten werden. Manche deutsche Bands scheuen diese Direktheit und verschlüsseln ihre Songs. Ich glaube, viele haben Angst davor, sich so direkt auszudrücken. Bewegt man sich nah am Wort und formuliert dabei zusätzlich etwas poetischer, landet man schnell beim Schlager. Das sind Kategorisierungen, die ich nicht unbedingt verstehe. Schlager sehe ich eher als eine Haltung, denn als Sprache an. Durch diese Überinszenierung verlieren die Lieder dieses Genres ihre Natürlichkeit. Ich mag die deutsche Sprache aber sehr und liebe es auch, neue Worte zu kreieren oder ihren Sinn zu verdrehen. Dennoch mischt ihr innerhalb eurer Songs gerne deutsche und englische Sprache. Das hat sich einfach so durchgesetzt. Manche Songs bedienen sich bei mir in ihrer Entstehung einer Fantasiesprache, Songs, die man später dann mit Worten füllen muss. Andere Worte sitzen dort, wo sie intuitiv landen, aber genau richtig – manchmal eben auf Englisch. Dann texte ich um diese drum herum. Das war also nie ein Plan oder Vorhaben, das hat sich einfach so über die Zeit ergeben. Macht man sich durch diese Direktheit auch angreifbar? Im Video zu „Langsam“ bist du nackt zu sehen. Tatsächlich bin ich für eine totale Konfrontation viel zu sensibel. Natürlich möchte ich schon ein wenig Reibung verursachen. Dort, wo Reibung entsteht, ist Fortschritt, da bewegt sich was. Das Video zu „Langsam“ war allerdings nie als Konfrontation angedacht, dafür ist es auch viel zu leise und behutsam. Diesen Song so zu interpretieren, war exakt mein Anliegen. In den Wochen nach dem Dreh, in denen wir im Schnitt saßen und Szenen ausgewählt haben, wurde mir erst richtig klar, wie spannend dieses Vorhaben war und ist. Heute passiert vieles aus Berechnung oder PR-Gründen – ich würde mir wünschen, dass die Leute wieder mehr in die Tiefe gehen und sich fragen würden, was der Künstler kommunizieren möchte. Wie werden sich denn nun die anstehenden Akustik-Gigs gestalten? Diese Konzerte sind mit sehr viel Vorbereitung verbunden: Wir haben uns vorgenommen, die Frida-Gold-Songs auf ihren Ursprung herunterzubrechen. Die Band hatte stürmische Zeiten; zu Beginn ging alles sehr schnell, und auch das zweite Album war direkt sehr erfolgreich. Dieses ganze Business muss man als Band erstmal überstehen. Daher der Gedanke, sich zurückzubesinnen, sich zu erden und den Kern zu fühlen. Aktuell arrangieren wir ausgewählte Songs nur für Klavier und Gitarre. Ohnehin habe ich seit unserer letzten Tour das Gefühl, wir haben mit unserem Publikum eine neue Sprache gefunden. Eine neue Offenheit. Akustisch bedeutet ja auch, dass man sich nicht mehr hinter einem breiten Sound verstecken kann, oder? Das macht es mir aber viel leichter. Ich habe immer das Gefühl, dass viel Sound auch viel Performance von mir verlangt – das entfremdet meist. Ich kenne durchaus diese Momente: große Bühne, viel Platz, man wächst über sich hinaus. Ich kenne aber auch diesen Druck, all dem gerecht werden zu müssen. Ich fühle mich daher sehr viel sicherer, wenn ich bemerke, dass beim Konzert ausreichend Platz für die Stimmung vorhanden ist, die man mitbringt. Ich brauche immer ein paar Augenblicke, um ins Konzert zu kommen und Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Wie wird das beim Heimspiel in der Bochumer Christuskirche sein? Den Raum „Kirche“ habe ich stets mit Begegnungen verbunden. Ich bin in einer katholischen Gemeinde aufgewachsen und habe dort die ersten Berührungspunkte zur Musik gefunden und bemerkt, was eine Stimme mit Menschen machen kann. Ich freue mich total auf dieses Konzert. Das Gespräch führte Robert Targan ❚ FRIDA GOLD Christuskirche, Platz des europäischen Versprechens, Bochum; Termin: 25.4., 20 Uhr; Preis: 28/35 € (VVK/AK); Verlosung: 3x2 Tickets unter www.heinz-magazin.de Wir bieten folgende Studiengänge: Bachelor Logopädie Ergotherapie Physiotherapie Pflege Hebammenkunde Gesundheit und Diversity Gesundheit und Sozialraum (berufsbegleitend) Evidenzbasierung pflegerischen Handelns (vorbehaltlich der Akkreditierung) Master Evidence-based Health Care Gesundheit und Diversity in der Arbeit (in Teilzeit, vorbehaltlich der Akkreditierung) Die Hochschule für Gesundheit (hsg) bietet als erste staatliche Hochschule für Gesundheitsberufe ein umfassendes und praxisnahes Studium. Hier ist der richtige Ort für Studierende, die den Zukunftssektor Gesundheit mitgestalten möchten – interdisziplinär und offen für neue Perspektiven. www.hs-gesundheit.de Hauptsache gesund!

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