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HEINZ MAGAZIN DORTMUND 02-2017

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HEINZ Magazin Februar 2017, Ausgabe für Dortmund

Schlafen Sie gut und

Schlafen Sie gut und träumen Sie sinnvoll Schreiben ist küssen mit dem Kopf Die fünfte Produktion der freien Theatergruppe austroPott bringt den Erfolgsroman „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer ins Dortmunder U und sorgt für einen unterhaltsamen Theaterabend. Eine E-Mail-Romanze am Puls der Zeit, die sowohl verzaubert als auch das Thema virtueller (Un-)Möglichkeiten menschlicher Beziehungen in den Mittelpunkt stellt. HEINZ besuchte die Proben. E igentlich wollte Emmi nur ihr Abo der Zeitschrift „Like“ kündigen, doch ein Tippfehler leitet ihr Anliegen fälschlicherweise an einen gewissen Leo Leike. Das ist der Anfang einer Zufallsbekanntschaft, die sich auf eine jahrelange E-Mail-Konversation ausweitet und ungeahnte Dimensionen annimmt. Emmi und Leo kommen sich nah und erleben eine intensive virtuelle Zweisamkeit. Schnell steht die Frage nach einem tatsächlichen Treffen im Raum – doch was ist, wenn Fantasiebild und reale Erscheinung nicht übereinstimmen? Können – und wollen – die beiden den geschützten Raum ihrer virtuellen Kommunikation verlassen? Daniel Glattauer entwirft in seinem modernen Briefroman austroPott Die im November 2012 von Michael Kamp, Harald Schwaiger und Richard Saringer ins Leben gerufene freie Theatergruppe austro- Pott bezieht ihren Namen aus einer Kombination der Herkunft ihrer Gründungsväter – Austria (Österreich) meets Pott (Ruhrgebiet). Im Laufe der Jahre und Projekte hat sich die Besetzung gewandelt; seit 2015 ist Katja Heinrich mit dabei. austroPott arbeitet gemeinschaftlich und entwickelt sowohl die Dramaturgie als auch die Regie ihrer Stücke ohne weitere künstlerische Führung. Inhaltliche Schwerpunkte der Inszenierungen entstehen im Probenprozess, wobei die selbstständigen Schauspieler/innen das Zentrum der theatralischen Kunst ausmachen. www.austropott.de eine komplexe Beziehungsgeschichte, dessen Theaterfassung die freie Theatergruppe austroPott am 28. Januar zur Premiere bringt. Es spielen Harald Schwaiger (Leo) und Katja Heinrich (Emmi), die bereits 2015 mit Glattauers „Die Wunderübung“ einen großen Erfolg verbuchen konnten. Beide Schauspieler sind überzeugt von Glattauers Menschen- und Lebenskenntnis und entdecken bei den Proben zu „Gut gegen Nordwind“ immer wieder neue inhaltliche Facetten seines Textes. Es geht um Sehnsüchte, Visionen, um offenbare Leeren im jeweiligen Leben von Emmi und Leo, um Projektionen, um das gegenseitige Spiegelvorhalten. Die Bühne besteht aus zwei aneinandergrenzenden Zimmern, die die jeweiligen Lebensräume der beiden markieren. Spannende theatrale Effekte entstehen durch – den Protagonisten unbewusste – Überschneidungen, etwa wenn Emmi einen Apfel auf den Tisch ablegt, der von Leo von der anderen Seite wieder aufgenommen wird. Oder wenn Leo den Schubladenschrank von rechts bedient und Emmi dieselbe Schublade später auf ihrer Seite öffnet. Der Zuschauer wird damit zum allwissenden Beobachter, der das scheinbare Zusammenkommen verfolgt und so viel mehr weiß, als die Figuren selber. In vielen Gesprächen und spielerischen Probensituationen haben Katja Heinrich und Harald Schwaiger für ihre Figuren Charakterprofile entworfen und um ein visuelles Eigenleben erweitert, das im Bühnenzusammenhang naturgemäß über die Romanvorlage hinausgeht. Da gibt es viel Spielraum für schauspielerische Interpretationen und in der Gestaltung der Texte, die im Laufe der Inszenierung zunehmend dialogischer werden. Aus zunächst separat gelesenen E-Mails entsteht für das Publikum nach und nach ein or- 60 | HEINZ | 02.2017

ganisches Gespräch, was sich analog zu der Annäherung zwischen Emmi und Leo entwickelt. Und doch bleiben Geheimnisse, die die Inszenierung interessant machen. Denn auch wenn Emmi und Leo auf der Bühne und damit für das Publikum Gestalt annehmen, bleiben Fragen bewusst offen. Entsprechen die Angaben, die die beiden in ihren E-Mails offenbaren, wirklich der Realität? Gibt es Leos On-Off-Freundin Marlene wirklich? „Lebendig und sinnlich soll die Inszenierung werden“, sagt Katja Heinrich, deren Hauptziel es ist, die Zuschauer komplett mitzunehmen in die Geschichte. Dazu wird viel Musik mit im Spiel sein, sei es, um die Charaktere zu profilieren, gewisse Stimmungen zu erzeugen oder dramaturgische Brücken zu schlagen. Katja Heinrich und Harald Schwaiger erarbeiten die Inszenierung zu „Gut gegen Nordwind“ in einer gemeinsamen Regie und entwickeln die Situationen sowie die Figuren aus sich selbst heraus – ein Grundsatz, den die freie Theatergruppe austroPott seit ihrer Gründung verfolgt. Sie bedienen kein festgelegtes Regiekonzept und genießen die Freiheit der freien, persönlichen Entfaltung im Probenprozess. Als erfahrene Profis mit mannigfaltigen Erfahrungen im Theater und als TV- Darsteller können beide im Rahmen von austroPott ihren ursprünglichen Impulsen freien Lauf lassen. Ein unterhaltsames, intelligentes Theater zum Anfassen und mit größter Nähe zum Publikum ist ihr Anliegen, „ein wenig back to the roots“, wie Harald Schwaiger feststellt. Dabei steht ihnen kein großer Stab zur Verfügung, sie machen über Kostümund Bühnenbildgestaltung alles selbst, daneben steht ihnen die treue Souffleuse und in manchen Teilen künstlerische Beraterin Gitta Kessler zur Seite. austroPott ist demnach eine „Herzensangelegenheit“, von der die Akteure alleine nicht leben könnten. Dank der Unterstützung der Sparkasse und dem Dortmunder IT-Dienstleister adesso in Kooperation mit dem Dortmunder U seien zwar die Unkosten gedeckt, doch gewähren erst die Einnahmen durch die Ticketverkäufe eine kleine Bezahlung. Nichtsdestotrotz lieben Katja Heinrich und Harald Schwaiger ihre gemeinsame Theaterarbeit, die auf einem großen Vertrauen basiert. Sie kennen sich seit über 20 Jahren und wissen gegenseitige Kritik konstruktiv in die Sache umzusetzen. Ein überaus sympathisches Team mit einer sehenswerten Inszenierung – gut gegen Winterblues! Kerstin Turley ❚ GUT GEGEN NORDWIND RWE-Forum im Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse; Termine: 28.1., 19.30 (Premiere), 4./11./15./18., jew. 19.30, 5./19.2., jew. 19 Uhr; Preise: 18/10 €, Tickets (0159) 03158179, tickets@ austropott.de; www.austropott.de AUSTROPOTTT OLIVER BETKE Harald Schwaiger Der gebürtige Österreicher mit Schauspiel-Ausbildung am Salzburger Mozarteum war nach Stationen in Graz, Frankfurt, Weimar und Heidelberg von 2002-2010 festes Ensemblemitglied am Theater Dortmund. In der Spielzeit 2015/16 war er am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert und ist daneben immer wieder in TV-Produktionen von ARD, ZDF und Sat 1 zu sehen. www.harald-schwaiger.com Katja Heinrich Die 1975 in Neustrelitz geborene und an der Hochschule für Filmund Fernsehen in Potsdam ausgebildete Schauspielerin war am Maxim-Gorki-Theater Berlin, am Staatsschauspiel Dresden und danach in Weimar und Potsdam engagiert, bevor sie von 2005-2010 zum festen Ensemble des Grillo- Theater Essen gehörte. Durch zahlreiche TV-Auftritte (u.a. „Tatort“, „SOKO“, „Wolffs Revier“) ist sie einem breiten Fernsehpublikum bekannt. www.katja-heinrich.de Speisen, Getränke, Genuss. HÖVELS Hausbrauerei Hoher Wall 5-7 · 44137 Dortmund hoevels-hausbrauerei.de am Markt www.wenkers.de Jetzt Skrei im Wenkers

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