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HEINZ Magazin Bochum 10-2016

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HEINZ Magazin Oktober 2016, Ausgabe für Bochum, Herne und Witten

Entenhausen in

Entenhausen in Oberhausen Micky, Donald & friends und ihre Zeichner Walt Disney ist der Vater von Micky Maus. Doch in erster Linie war er Filmproduzent und Imperiums-Chef. Gezeichnet und getextet haben andere. Die Disney- Factory beschäftigt seit den 1930er Jahren Legionen von Kreativen, die Strips und Storys rund um Entenhausen mit flottem Strich zu Papier bringen. Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen stellt mit vielen Original-Blättern sechs der wichtigsten Zeichner vor. M it Mickey Mouse fing alles an. 1928 hat sie Walt Disney (1901- 1966) für einen Trickfilm zum Leben erweckt. Gezeichnet hat sie jedoch sein Freund Ub Iwerks. So war das und ist es noch: Wo Disney draufsteht, stecken unzählige, meist anonyme Zeichner und Texter drin. Sie entwarfen witzige Comic-Mäuse und -Enten und dachten sich immer neue, entzückende kleine und große Abenteuer für sie aus – zur Freude von Generationen an Comicfans. Sechs bedeutende Disney-Künstler, die den Charakteren rund um Micky Maus und Donald Duck ihre Stempel aufdrückten, hat die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen nun herausgehoben – in Zusammenarbeit mit der Sammlung Ina Brockmann und Peter Reichelt, Mannheim. Anhand von zahllosen originalen Zeichnungen und Drucken gibt die Schau Einblick in ihr kreatives Schaffen. Drei Altmeister aus der Anfangszeit stehen neben drei aktuellen Disney-Zeichnern, darunter zwei aus Deutschland. Die Ausstellung zeigt ihre besonderen Qualitäten und Verdienste rund um die eine oder andere Figur und offenbart auch ihre Unterschiede in Intention und Zeichenstil. Da wäre zunächst Floyd Gottfredson (1905-1986). Ab Mai 1930 kreierte er Micky-Maus-Strips für die Tageszeitung, 45 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung. „The Mouse Man“ nennt man den Schöpfer von wortreichen Geschichten rund um Micky, Minnie, Pluto, Klarabella und all die anderen Bewohner des „Mausiversums“. Doch der noch größere Comic- Star betritt erst Mitte der 30er Jahre die Bühne und trägt keinen Mauseschwanz, sondern einen stets hektisch schnatternden Entenschnabel: Donald Duck, der hysterisch-cholerische Pechvogel. Seine frühen Abenteuer entwarf Al Taliaferro (1905-1969), 38 Jahre lang Zeichner des Zei- « Mickey © Carl Barks, Courtesy Sammlung Reichelt und Brockmann Mannheim (oben) Sonntagsseite, 9.6.1946 (Detail) © Al Taliaferro, Courtesy Sammlung Reichelt u. Brockmann Mannheim (mitte) Don Rosa 1990er Jahre © Walt Disney Co. (unten) 56 | HEINZ | 10.2016

NEUES LAND, 2015 © HEIKO SAKURAI Wir schaffen das! Zeichnungen mit Witz, doch völlig anderem Background zeigt parallel eine Ausstellung im Kleinen Schloss. Statt Enten und Mäuse bearbeiten Waldemar Mandzel, Thomas Plaßmann und Heiko Sakurai die Tagespolitik: als Karikaturisten großer deutscher Zeitungen. Zum 1. Jahrestag des „Wir schaffen das“-Versprechens der Bundeskanzlerin versammelt die kleine Schau spitzfindigste Karikaturen zu Flüchtlingsthema und Willkommenkultur. Thomas Plaßmann kommentiert z.B., wie erschöpften Ankömmlingen „In Dunkeldeutschland“ Hass, Hetze und unschöne Objekte um die Ohren fliegen. Angela Merkel präsentiert sich mal als dösig-verpeilte Freiheitsstatue (Heiko Sakurai), mal als muntere „Gutfrau“, die die Belastungen des deutschen Michels völlig ignoriert (Waldemar Mandzel). Die drei Zeichner aus unterschiedlichen Generationen verbindet die seltene Gabe, brisante Themen in nur einem Bild und mit wenig Worten essenziell auf den Punkt zu bringen. 189 politische Karikaturen – mit Konzentration ein eng umrissenes Thema – vermitteln nebst Zeitungsausschnitten ab Oktober 2015, was Karikatur heute leisten kann. ❚ WIR SCHAFFEN DAS! Ludwiggalerie Schloss Oberhausen/Kleines Schloss, Konrad-Adenauer Allee 46; Dauer: bis 8.1.2017; Di-So 11-18 Uhr; Eintritt frei; www.ludwiggalerie.de tungs-Donalds. Taliaferros elegantem und sicherem Strich verdankt der Enterich seinen Charakter und den grimmig-entschlossenen Blick, mit dem er von einem Schlamassel ins nächste tappt. Fast kalligrafisch schöne Bildbeispiele belegen, dass Taliaferro zu Recht als Donalds Vater gilt. Carl Barks (1901-2000), der erste namhafte Disney-Zeichner, stellt Taliaferros brachialen Slapstickhumor allerdings in den Schatten. Barks, als Comic-Zeichner und -Autor gleichermaßen hochbegabt, ist Erfinder der Donald-Duck-Comic-Hefte (ab 1943) – mit langen Storys statt kurzen Strips. Seine Werke rund um die Entenhausen-Stars sind wohlbekannt und oft gezeigt. Die Schau konfrontiert ihn nun erstmals mit seinen beiden wichtigsten Kollegen – und einer jüngeren, durch ihn geprägten Zeichnergeneration. Zu ihnen gehört zum einen der Amerikaner Don Rosa (geb. 1951), der die von Barks eingeführte Figur des Geizkragens Dagobert entscheidend weiterentwickelte, ihm gar eine umfassende eigene Biografie verpasste. Zum anderen die beiden deutschen Zeichner: der Münchner Jan Gulbransson (geb. 1949), der seine rasanten Donald-Storys mit Gegenwartsbezug würzt. Und der 1964 in Aachen geborene Ulrich Schröder, einst jüngster Disneyzeichner, mittlerweile Leiter seines eigenen duckworks- Studios, der zur Signierstunde nach Oberhausen kommt: Am 19.10. ist zunächst Dagobert-Zeichner Don Rosa zu Gast (15-18 Uhr) und am 27.11., 14 Uhr entführt Ulrich Schröder ins Disney-Mausiversum. Claudia Heinrich ❚ ENTENHAUSEN >>>> OBERHAUSEN. Donald, Micky and friends Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer Allee 46; Dauer: bis 15.1.2017; Di-So 11-18 Uhr; www.ludwiggalerie.de

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