Aufrufe
vor 6 Jahren

E-Paper Heinz-Magazin für Bochum 06/2017

  • Text
  • Bochum
  • Dortmund
  • Eintritt
  • Frei
  • Raum
  • Wuppertal
  • Zeche
  • Duisburg
  • Oberhausen
  • Bergisches

STADTPLAN STORY Tour de

STADTPLAN STORY Tour de Wolf NABU-Bildungsprojekt Eine kleine, gut gemachte Wanderausstellung tourt durch die Zoos im Sektor, macht aber auch an anderen Orten Station. Ihre Intention: den hierzulande einst heimischen Wolf so zu zeigen, wie er ist – scheu und vor allem sehr selten. Auch wenn der Urahn unseres Hundes dieses Jahr erst fünf Mal aufgetaucht ist, freuen Naturschützer sich jetzt schon auf „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“. B FOTO: JÜRGEN BORRIS ei den Wölfen ist es ganz ähnlich wie bei einer guten Menschenfamilie: Vater und Mutter bekommen Nachwuchs, und wenn der aus dem Gröbsten raus ist, werden noch ein paar Geschwister gezeugt. Die Älteren kümmern sich dann mit um die Jüngeren, sind aber auch die ersten, die von zu Hause ausziehen und in der weiten Welt nach einem eigenen Partner suchen. Weil Wölfe, ob Rüde oder Weibchen, keine Dating-App haben, gehen sie auf ihren vier Pfoten auf die Suche, nicht selten Hunderte von Kilometer. 2012 ist auf Partnersuche sogar ein Wolf aus Italien nach Deutschland gekommen. Man nannte ihn Pierre-Luigi und erwartete gespannt, dass er sich mit einer aus Polen stammenden Wölfin zusammentat. Eine richtig schöne binationale Ehe! Auch Katharina Stenglein vom Naturschutzbund (NABU) NRW hätte sich über diesen „genetischen Austausch aus verschiedenen Populationen“ gefreut. Leider wurde Luigi erschossen, bevor es so weit kommen konnte. Luigi ist nicht der einzige Isegrim, der auf diese Weise ums Leben kommt. Stenglein, die beim NABU im Landesfachausschuss Wolf arbeitet, geht von einer hohen Dunkelziffer aus: „Wir bekommen nur einen Bruchteil der illegal abgeschossenen Wölfe mit“, sagt die Wissenschaftlerin. Wen wundert’s: Es ist nämlich verboten und kann ziemlich teuer werden. Seit 1984 steht der Wolf unter besonderem Schutz. In Europa galt er fast als ausgestorben, genauer gesagt: ausgerottet. Wer einen Wolf tötet, dem drohen in Deutschland Geldstrafe und Freiheitsentzug. Jäger müssen sogar ihren Jagdschein abgeben. So geschehen unlängst im Westerwald. Deswegen werden die getöteten Tiere in den meisten Fällen unauffindbar verscharrt. Jäger sind nicht die einzigen, die derzeit teilweise Front gegen den Wolf machen. Verärgerte Bauern plädieren für „Wolfsobergrenzen“ und Erschießung der Tiere, wenn sie in der Nähe ihrer Herde oder Ställe gesichtet werden. Fast täglich berichten Zeitungen über den Wolf, Parteien nehmen ihn in ihr Wahlprogramm auf. Katharina Stenglein hat Verständnis dafür, wenn gerade Schafzuchtverbände kontrovers über die Rückkehr des Wolfes diskutieren: „Viele Schafhalter machen das aus Leidenschaft, reich kann man damit nicht werden. Aber das Problem ist nicht der Wolf. Das Problem ist Billigfleisch, dass Wolle nicht richtig vermarktet werden kann wegen billiger Wolle aus dem Ausland und erschwerender EU-Richtlinien. Da ist der Wolf das Tröpfchen, das das Fass zum Überlaufen bringt.“ 12 | HEINZ | 06.2017

NOCH TICKETS VERFÜGBAR Stationen der Wanderausstellung Die Rückkehr des Wolfes nach NRW Juni 2017 Zoo Wuppertal · Juli 2017 Zoo Duisburg · August 2017 Zoo Bochum · September 2017 Waldinformationszentrum Hammerhof, Warburg · Oktober 2017 Zoo Rheine · 8.11.-6.12.2017 Stadtbibliothek Hattingen · April 2018 Zoo Aachen · Mai 2018 Zoo Krefeld · Juni 2018 Tierpark Hamm · Juli 2018 AGARD Naturfreundehaus Dortmund · August 2018 Zoo Münster Sparkasse Dortmund präsentiert: Best of WOLFSWELPEN DES RUDELS MUNSTER IN NIEDERSACHSEN (SOMMER 2013) FOTO: JÜRGEN BORRIS Seit 1998 kehren einzelne Wölfe in die Heimat ihrer Vorfahren zurück. Dazu gehört auch Deutschland. Die meisten Wölfe stammen aus Polen, und so sind auch die meisten Individuen in den angrenzenden neuen Bundesländern zu finden. Wobei „finden“ nicht der richtige Ausdruck ist. Wölfe sind nämlich recht scheu. Einen Menschen können sie schon aus drei Kilometer Entfernung riechen. Aber sie hinterlassen Spuren, und die machen die Lausitz zwischen Brandenburg und Sachsen zum interessanten Reiseziel. Ein regelrechter Wolftourismus hat sich dort entwickelt: Spurenexkursionen mit Wolfexperten. So sehr der „Fußabdruck“ eines Wolfs dem des Schäferhundes gleicht, so unterschiedlich ist die Lauftechnik. Man nennt es „Schnüren“, wenn der Wolf, um große Entfernungen zurückzulegen, Kraft spart, indem er die Hinterpfoten immer genau in den Abdruck der Vorderpfoten setzt. Zu Gesicht bekommt man Wölfe aber so gut wie nie. Und das, obwohl in der Lausitz 20 Rudel nachgewiesen sind. Das sind um die 120 Wölfe – so viele wie nirgends sonst in Deutschland. Wildschweine haben weitaus weniger Scheu – und können wirklich gefährlich werden. In Berlin und Nürnberg durchwühlen sie Vorgärten, Gräber und Mülltonnen, greifen Jogger an, versperren zu Dutzenden Wege. In Berlin Spandau traut sich manch einer nachts nicht mehr aus dem Haus. Wölfe könnten einen 50-Kilogramm-schweren Keiler schmackhaft finden. Wäre das nicht ein Grund, sich über die Rückkehr des Wolfes zu freuen? Ein altes russisches Sprichwort sagt: „Wo der Wolf lebt, ist der Wald gesund.“ Katharina Stenglein berichtet: „Förster sind meistens froh, wenn der Wolf zurückkommt.“ Rehe und Hirsche sind nämlich sein Lieblingsessen, und Rotwild schält und verbeißt die Bäume. In der Lausitz hat man sich daran gewöhnt, das Land wieder mit einem großen Beutejäger zu teilen. Die Menschen gehen wie eh und je Pilze sammeln, die Kinder spielen in den Wäldern. Schafhirte verlassen sich auf ihre Hütehunde und elektrische Zäune mit hoher Spannung, deren Anschaffung auch in NRW zu 80 Prozent bezuschusst wird. 2017 gab es bislang fünf bestätigte Wolfssichtungen aus Brilon, der Senne, Lemgo, Bad Oeynhausen und Petershagen (leider ein überfahrener Wolf). Insgesamt wurde in NRW seit letztem Jahr sechzehn Mal ein Wolf nachgewiesen – acht Mal im Jahr 2016 und fünf Mal 2017. Das heißt aber nicht, dass sich sechzehn Wölfe dauerhaft in NRW aufhalten. Bisher handelte es sich nur um durchziehende Einzeltiere. Vier Mal könnte es sogar derselbe Wolf gewesen sein. Damit er kein Durchreisender bleibt und von uns Menschen als wichtiger Bestandteil der Natur gewertschätzt wird, muss die Mär vom bösen Wolf, der Großmütter und kleine Mädchen verschlingt, endlich aus den Köpfen. Dazu will die von der Stiftung Umwelt und Entwicklung finanzierte Wanderausstellung beitragen. Hoffentlich gelingt es ihr! Isabelle Reiff ❚ www.nrw.nabu.de/wolfsprojekt FOTO: NORA SCHOLPP KATHARINA STENGLEIN, 31, ist die Projektkoordinatorin für das NABU-Bildungsprojekt „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“. Vorher hat die Diplom-Biologin am Max- Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig das Kooperationsverhalten von Wölfen erforscht. Comedy, Kabarett & Musik im Biergarten Tante Amanda Dortmund Freitag - Sonntag 30. Juni - 2. Juli 2017 Eintritt: € 26,00 Ermäßigt: € 16,00 alle Preise inkl. VVK bei Bedarf zuzüglich Versandkosten Tickets: - Theater Fletch Bizzel - Tante Amanda - LeserLäden der WAZ/WR Infos: Theater Fletch Bizzel, Telefon: 0231-14 25 25 Online-Verkauf & Infos geierabend.de facebook.com/geierabend

Heinz-Magazine 2019

Heinz-Magazine 2018

Heinz-Magazin 2017

Heinz-Magazin 2016