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10_2019 HEINZ MAGAZIN Wuppertal, Solingen, Remscheid

KUNST | TIPP DES

KUNST | TIPP DES MONATS

Die Welt und wir Familiengeschichten DasKunstmuseum Bochum widmetsich jungenKunstschaffenden aus Israel undermöglicht einen Einblickineineblühende Kunstszene,die hierzulandenochunterrepräsentiertist.Die Arbeiten stehen für unterschiedliche Perspektivenauf dieisraelische Kultur,die an sehr persönliche Geschichten gebundensind. M it „Family Stories“ werden acht Gegenwartskünstler vorgestellt, die mit ihren Arbeiten den Einfluss von Historie und Gegenwart, Religion und Kultur auf sich und ihre jeweiligen Familiengeschichten ausloten. Darunter befindet sich Fatima Abu Roomi, die aus Tamra, einer arabisch-israelischen Stadt imunteren Galiläa stammt. Sie erzählt mit ihren Arbeiten sowohl eine persönliche als auch eine kollektive Geschichte, wenn sie in ihren Gemälden die Tochter-Vater-Beziehung mit wiederkehrenden Darstellungen des Vaters und einer Reihe von Selbstbildnissen behandelt, indenensie sich mit und ohne Verschleierung malt. Mit einer ungewöhnlichen Mischung aus sozialem Realismus und einer Figuration, die an Cartoons, Manga-Comics und Kinderbuchillustrationen erinnert, erzählt die in der Ukraine geborene und in Israel lebende Künstlerin Zoya Cherkassky aus ihrer Kindheit. Diese hat sie bis zuihrem 14. Lebensjahr in Kiev verbracht. Ihre amerikanische Debütausstellung im Juni in einer New Yorker Galerie wurde von der New York Times als „herausragend“ gelobt. Dem Comic-Stil hat sich auch Michael Kovner zugewendet, der am bekanntesten durch seine ausdrucksstarken Stadt- und Landschaftsbilder ist. In der Graphic Novel „Ezekiel’s World“ setzt sich Kovner mit den Trau- mata seines Vaters und das davon geprägte Vater-Sohn-Verhältnis auseinander. Michael Kovner ist Sohn von Aba Kovner, bedeutender Lyriker und Widerstandskämpfer gegen Nazi-Deutschland. Auch wenn die Figur von Ezekiel aus realen und imaginären Zügen des Vaters besteht, ist die Stimme des Dichters Aba Kovner durch eine Reihevon Gedichteninder Graphic Novelenthalten. Neben Samah Shihadi, die sich mit großformatigen Bleistiftzeichnungen an die Ausflüge ihrer Familie zu den Ruinen des ehemaligen Elternhauses erinnert, das dem Konflikt zwischen Israel und Palästina zum Opfer fiel, sind zudem Arbeiten von Mika Hazan Bloom, Karam Natour und Eden Auerbach Ofrat inBochum zu sehen. Letztere verarbeitet den Todihrer Mutter durch eine persönliche Reinterpretation des Goethe-Gedichts „Der Erlkönig“. Ebenso ausgestellt wird das Schaffen des Künstlerpaares Merav Kamel und Halil Balabin, die mit einer Radierfolge ein lang gehütetes Familiengeheimnis zu Tage fördern. Stefanie Roenneke ❚ FAMILY STORIES–JUNGE KUNSTAUS ISRAEL Kunstmuseum Bochum,Kortumstr.147; Dauer: bis26.1.20; Öffnungszeiten: Di-So10-17 Uhr, Mi bis20Uhr; www.kunstmuseumbochum.de Merav Kamel /Halil Balabin, „Pinhas“, Light Blue Tallit (2015) ©Kunstmuseum Bochum Still aus dem Video „Repeat After Me“ (2018) von Karam Natou ©Kunstmuseum Bochum Samah Shiadi, „Living room“, Holzkohle auf Papier (2018) ©Kunstmuseum Bochum 10.2019| HEINZ |49

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