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10-2017 OBERHAUSEN HEINZ MAGAZIN

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HEINZ Magazin Oktober 2017, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

KINO ÜBERSICHT LUKAS

KINO ÜBERSICHT LUKAS VERING Alles ist im Wandel HEINZ-AUTOR Auch in der Filmbranche verändern sich gerade Strukturen, die lange Zeit als gegeben galten. Schon vergangenes Jahr angedeutet, ist es diesen Sommer ganz offensichtlich geworden: Die Sommersaison ist nicht mehr die geldsprudelnde Quelle, die sie einst war. Kein Wunder, denn Hits kommen nun rund ums Jahr heraus, in den Zwischenmonaten sahnen Streifen wie „Logan“ oder „Die Schöne und das Biest“ massiv ab, während sich die Unterhaltungsbranche dank Streaming weiter und weiter verformt. Und noch ein klares Signal sollte die Filmindustrie hören: Denn während große Blockbuster wie „Die Mumie“ oder „Der dunkle Turm“ finanziell enttäuschen, sind es bescheiden budgetierte Filme wie „Get Out“ oder „Baby Driver“, die Kinofans begeistern. Vielleicht, weil hier keine Studios mit Gewalt ihre Kochlöffel in den Topf zwingen und stattdessen die kreativen Stimmen ihrer Schöpfer klar durchklingen. Ob die kommenden Franchisehammer wie „Thor“, „Justice League“ oder „Star Wars“ das Ruder rumreißen, wird sich zeigen. Bis dahin, bleibt alles anders. Auch in der Kinorubrik vom HEiNZ mit neuem Autoren. Lukas Vering CAMINO FILMVERLEIH 2017 TWENTIETH CENTURY FOX KINDHEITSERINNERUNGEN Die beste aller Welten ■ In „Die beste aller Welten“ erzählt der österreichische Regisseur Adrian Goiginger die Geschichte seiner Kindheit mit drogensüchtiger Mutter. Dabei gelingt ihm eine so beeindruckend nuancierte wie erschreckend schonungslose Darstellung von Sucht, die den Konsum nie glorifiziert, aber gleichfalls die Abhängigen nicht verteufelt. Ehrlich ist Goigingers Film, der sich nicht wie „Die Kinder KATZ-UND-MAUS-SPIEL Schneemann ■ Dank der Neuverfilmung von Stephen Kings „Es“ werden Kinogängern im Oktober nicht nur Clowns fürs Leben versaut, auch an Schneemännern dürften Filmfreunde alsbald nur noch wenig Freude haben. Denn in der Romanverfilmung des siebten Teils der Harry Hole-Reihe von Autor Jo Nesbø, versteckt ein Serienkiller seine Leichen einfach in (na?) Schneemännern! Welcher Schuft den SPIONAGE-SPÄSSE Kingsman 2 ■ Als im Jahr 2015 die betont britische Agenten-Actionkomödie „Kingsman“ mit unartigem Humor, derber Brutalität und dreistem Charme über die Kinoleinwände mähte, revitalisierte sie das mal wieder eingeschlafene Agentengenre mit stromschlagartiger Energie. Für die Fortsetzung zieht es Jungspion Eggsy aus dem Vereinigten Königreich nun in die United States of America, wo er auf vom Bahnhof Zoo“ oder „Trainspotting“ um das Phänomen einer Drogenkultur dreht, sondern allein auf das Einzelschicksal seiner Protagonisten konzentriert. Das gelingt durch eine Kamera, die förmlich an den Charakteren zu kleben scheint. Beachtlich ist dabei vor allem Jungdarsteller Jeremy Miliker, der nicht echter und herzzerreißender spielen könnte. lv ❚ DIE BESTE ALLER WELTEN DEU, AUT 2017, Regie: Adrian Goiginger, mit: Verena Altenberger, Jeremy Miliker, Lukas Miko, M. Pink; Start: 28.9. schönen Schnee da so zweckentfremdet, soll nun also besagter Elitepolizist Harry Hole in Erfahrung bringen. Dabei steht ihm, das ist ja inzwischen Krimikonvention, eine genauso schöne wie kluge Assitentin zur Seite und irgendwann werden beide in ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Killer verstrickt. Da hat jetzt niemand den Serienmörderfilm neu erfunden – aber blendend gut besetzt! lv ❚ SCHNEEMANN USA 2017, Regie: Tomas Alfredson, mit: Michael Fassbender, Rebecca Ferguson, Charlotte Gainsbourg; Start: 19.10. die Agentenkollegen der Statesmen trifft, um eine durchgeknallte Geschäftsfrau mit Weltherrschaftsambitionen zur Strecke zu bringen. Dabei ist gewiss, dass auch Teil zwei vor aberwitzigen Charakteren wimmelt, schamloses Actionvergnügen bietet und sich herrlich überzogen in Genreklischees ergeht, um sie gleichzeitig mit Genuss zu unterwandern. lv ❚ KINGSMAN 2: The Golden Circle GBR, USA 2017, Regie: Matthew Vaughn, mit: Taron Egerton, Channing Tatum, Colin Firth, J. Moore; Start: 21.9. KREATIVES COMING-OF-AGE Es war einmal Indianerland ■ Basierend auf der Romanvorlage vom gleichen Titel, erzählt „Es war einmal Indianerland“ eine recht klassische Coming-Of-Age Story über den 17-jährigen Mauser. Der lebt in einem deutschen und ziemlich rauen Hochhausghetto, will Boxer werden und wird alsbald von den Turbulenzen des Lebens eingeholt. Ganz und gar nicht klassisch ist dabei der Erzählstil, den Jungregisseur und Studenten-Oscar-Gewinner Ilker Catak wählt. Wie ein wundersames Puzzle verschachtelt er Handlungsebenen, jede Szene ist prall gefüllt mit kunstvoller Bildsprache, jede Sekunde Spielzeit glänzt vor betörender Kreativität. „Es war einmal Indianerland“ ist ein berauschender Film, der sich einiges traut und dabei seine Zuschauer fordert, ohne sie je zu verlieren. Und nebst all dem ambitionierten Filmemachen, schafft der Streifen es noch unheimlich viel Spaß zu machen. lv ❚ ES WAR EINMAL INDIANERLAND DEU 2017, Regie: Ilker Catak, mit: Leonard Scheicher, Emilia Schüle, Clemens Schick; Start: 19.10. UNIVERSAL PICTURES FILMPERLEN SEHENSWERTER SCI-FI What happend to Monday ■ In einer von Überbevölkerung gebeutelten Zukunft mit striktem Ein-Kind- Gesetz kommt’s nicht gut, wenn man Siebenlinge aufziehen will. Aber anstatt sechs der Enkelinnen auf Eis zu legen, benennt Opa Terrence sie lieber nach den Tagen der Woche und lässt sie nur an ihrem namensgebenden Tag nach draußen, wo sie die Identität von Karen Settman teilen. Aus diesem durchaus SPLENDID FILM GMBH interessanten Konzept spinnt der Film einen spannenden Actionstreifen, für dessen Logik man zwar manches Mal ein Auge zudrücken muss, dafür aber mit atemlosem Tempo, Fragen zum Begriff Identität und einer Hauptdarstellerin in Höchstform belohnt wird. Die schafft es, jeder der sieben Schwestern eine eigene Facette zu geben, ohne sie in Stereotypen verfallen zu lassen. lv ❚ WHAT HAPPEND TO MONDAY USA 2017, Regie: Tommy Wirkola, mit: Noomi Rapace, Willem Dafoe, Glenn Close; Start: 12.10. 50 | HEINZ | 10.2017

PORT AU PRINCE PICTURES 2017 SPANNENDER POLIT-THRILLER Die Nile Hilton Affäre ■ Im Januar überzeugte „Die Nile Hilton Affäre“ bereits auf dem Sundance Film Festival und wurde mit dem World Cinema Grand Jury Prize: Dramatic ausgezeichnet. Darin gerät Polizist Noredin Mostafa während des Arabischen Frühlings im Kairo des Jahres 2011 durch eine Mordermittlung auf eigene Faust in einen Sumpf aus Lügen und Korruption. Inszeniert wird das als spannender Polit-Thriller, ein moderner Film Noir, der bis zur letzten Minute fesselt. Regisseur Saleh beschränkt sich darin nicht darauf, die großen Konfliktlinien eines sich im Umbruch befindenden Landes zu dokumentieren. Auch für kleine, auf den ersten Blick banale Alltagssituationen findet er in seiner Erzählung Platz. All das fängt Kameramann Pierre Aïm mit eindrücklichen Bildern ein, unterstützt von einem ebenso elektrisierenden Soundtrack. cra ❚ DIE NILE HILTON AFFÄRE SWE 2017, Regie: Tarik Saleh, mit: Fares Fares, Mari Malek; Start: 5.10. SCHARFE SATIRE The Square ■ Wann muss ich wem helfen? Muss ich überhaupt helfen? Wem kann ich vertrauen? Und was ist eigentlich Kunst? In „The Square“ stellt Regisseur und Drehbuchautor Ruben Östlund fast alles auf den Prüfstand. Es ist keine leichte Kost, die Östlund serviert. Nicht nur seinen Filmfiguren mutet er einiges zu, auch das Publikum wird auf die Probe gestellt. Immer wieder steht man vor der Frage, wie man selber in ähnlichen Situationen reagieren würde. Ein Film mit einer derartigen Thematik birgt immer die Gefahr, allzu moralisch und gewissenhaft, und dadurch unter Umständen langweilig und beliebig zu werden. Östlund gelingt es jedoch mit einer fantastischen Mischung aus skurrilem Humor und scharfer Satire, diese Gefahr zu umschiffen. Inhaltlich wie optisch reizend. cra ❚ THE SQUARE SWE 2017, Regie: Ruben Östlund, mit: Claes Bang, Elisabeth Moss, Dominic West; Start: 19.10. ALAMODE FILM 2017 TWENTIETH CENTURY FOX IRONISCHE SUPERHELDEN Captain Underpants ■ Die erste Verfilmung der erfolgreichen Kinderbücher rund um den sogenannten Captain Underpants ist eine wahrlich angenehme Überraschung. Die Geschichte dreht sich um einen miesgelaunten Schuldirektor, der von zwei seiner frechsten Schüler hypnotisiert wird und fortan die Identität ihrer selbstgemalten Comicfigur Captain Underpants annimmt. Das mit dem Superheldensein stellt sich dabei natürlich als nicht so einfach heraus. Forsch und freimütig wird hier mit Animationsstilen gespielt, man bricht die vierte Wand, dreht Superheldenklischees auf den Kopf und geizt nicht mit Selbstironie. Und obwohl der Film sich offensichtlich an ein junges Publikum wendet, ist er raffiniert genug, um auch die älteren Generationen vortrefflich zu unterhalten. lv ❚ CAPTAIN UNDERPANTS USA 2017, Regie: David Soren, mit: Kevin Hart, Thomas Middleditch, Ed Helms, Nick Kroll; Start: 12.10.

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