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06_2019 HEINZ MAGAZIN Wuppertal, Solingen, Remscheid

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KINO | TIPP DES MONATS

KINO | TIPP DES MONATS Reise zum Ende Philosophischer Sci-Fi Diefranzösische Filmemacherin ClaireDenis erforscht in ihrem ersten englischsprachigenWerk„High Life“–einem Sci-Fi-Trip perRaumschiff in Richtung schwarzesLoch–den Menschen, das Leben, dasSterben und alles,was dazwischenliegt.Kopflastiges Science-Fiction-Kino wiedieses glänztsichernichtdurch Massenkompatibilität,„High Life“gehört aber schon jetztzum Standardrepertoirefür Liebhaber diesesGenres. I rgendwo inder dunklen Endlosigkeit des Weltalls driftet ein Raumschiff umher, das eine Gruppe Strafgefangener für Experimente zu einem schwarzen Loch bringen sollte. Inzwischen beherbergt es aber nur noch den stillen, brütenden Monte und ein Neugeborenes. Was auf der Reise geschah und wohin sie noch führenwird, zeigt Filmemacherin ClaireDenis in ihremerstenenglischsprachigen Projekt mit dem Titel„High Life“. 70 Jahre alt war die französische Regisseurin und Drehbuchautorin, alssie „HighLife“ drehte –und trotzdem strahlt ihrWerkmehrEnergie, mehr Esprit,mehrfastschon manischen Schaffensdrang aus,als so mancher Hollywoodstreifen junger Nachwuchstalente. Denis ist ohne Zweifel die Kapitänin dieses Raumschiffes, das sie sozielstrebig Richtung Abgrund manövriert, dass man ihr eine Lust an der Zerstörung unterstellenkönnte.Tatsächlich isteswohlabereher eine Lust am Beobachten, am Erforschen, amAusprobieren. Was Denis, übrigens auch Professorin ander La fémis, der bedeutendsten Filmhochschule Frankreichs, in „High Life“ erforschen will, ist ein Dauerbrenner inihrem Werk: Das Menschsein. Sie tut das hier auf intellektuelle, philosophische und zerebrale Art, erzählt dabei aber Mia Goth als Boyse ©Pandora Film 52| HEINZ |06.2019

©Pandora Film auch erschreckend sinnlich. Der Film hat eine haptische Qualität, die aber fern vonErotik bleibt.Denis‘Sinnlichkeit ist kalt und brutal, Sexualität nurein Trieb,dessenMechanismensie erkundet. DieGeschichtevon im Weltraum verlorener Sträflinge erzähltDenis bedacht undurchsichtig. Das Enträtseln der Ereignisse überlässt sie größtenteils dem Zuschauer. Und auch wenn sie dazu betörend schöne BildernohneEffektgehasche einsetzt, bleiben ihre Aussagen radikal. Womanche Filme das Streben und Treiben der Menschen mit Sinn aufladen oder Fantasie verklären, bleibt „High Life“ vehement: Das Leben endet mit dem Tod. Das Dazwischen ist nur eine Reise. Und die endet so oder so im schwarzenLoch.Wosonst? „High Life“ fällt zwar ohne Zweifel in das Genre der Science-Fiction, bewegt sich darin aber auf einer anderen Ebene, als die meisten Artverwandten. Es ist Sci-Fi imSinne von „2001: Odyssee im Weltraum“, aber nicht auf epochal operesker Ebene, sondern auch einer klaustrophobisch intimen. Das All ist dabei für Denis nicht utopisches Ziel, sondern ein Raum, den sie mit Sinnbildern füllen kann. Sozusagen eine schwarze Leinwand, auf die sie ihre Farben pinseln kann. Hervorzuheben ist aber nicht nur Claire Denis Leistung. Auch die Schauspieler, die ihre Vision zum Leben erwecken, gehören gelobt. Robert Pattinson, einst „Twilight“-Bube, inzwischen längst Darling der Indie-Szene mit beachtenswertem Portfolio, spielt den zurückgenommenen und in sich gekehrten Monte und lässt keine Geste oder Bewegung aus, umauszudrücken, was hinter der stillen Front liegt. Juliette Binoche spielt ihm gegenüber entfesselter, fanatisch und furios.Der Film zwingt den Zuschauerzur Nähe mit ihremCharakter, einer Ärztin, die imWeltraum die Fortpflanzung erforschen will, und lässt dadurch nicht zu, sie eindeutig zu definieren. Lars Eidinger muss mit etwa zwei Zeilen im Film auskommen und auch Outkast-Rapper Andre3000der Rest der Besatzung bleibtBeiwerk– absichtlich etwas farblos gezeichnet, aber durchaus prägnant genuggespielt. JUNI 05 Poetry Slam #60 06 Kovacs - Klangvokal-Konzert 07 FZW Indie Night: LukeSital-Singh 09 IlyasYalcintas - Singer/Songwriter 12 RedCity Radio &Good Friend 14 Calypsonic Steel Orchestra 20 Dt.Evangelischer Kirchentag 21 Dt.Evangelischer Kirchentag 22 Dt.Evangelischer Kirchentag 29 Spastic Fantastic Festival JULI 05 LucyDakus -Indie Pop 09 Kodaline -Indie Music 12 Youth Brigade Festival 2019 19 Scumbag Millionaire 28 OM -Stoner Rock, Drone AUGUST 08 Laruzo -Indie Music 11 Bury Tomorrow -ausverkauft! PARTYS im Juni 01 Summer XXL Party 08 30+ too old to die young 09 Evergreens Party 14 Caribbean JAM! 15 90er &2000er Party 22 Alles 90er Show www.fzw.de „High Life“ ist in dem, was er über das menschliche Streben zu sagen hat, ein radikaler und brutaler Film. Gleichzeitig ist esein unglaublich schön anzusehendes Werk. Wie das Leben selbst also. Es ist ein Film, den man erleben muss –und auf keinen Fall verpassen darf. LukasVering ❚ HIGH LIFE FRA, POL, DEU, GBR 2019 R: ClaireDenis; D: Robert Pattinson, Juliette Binoche, AndréBenjamin, Mia Goth,LarsEidinger,Agata Buzek,Claire Tran,EwanMitchell; Start: 30.5. Juliette Binoche als Dr. Dibs ©Pandora Film 06.2019| HEINZ |53

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