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04_2019 HEINZ MAGAZIN Duisburg, Oberhausen, Mülheim

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KULTURKOPF | INTERVIEW

KULTURKOPF | INTERVIEW Rund um die „Tonne“ Feiernvor derSanierung DerGasometer Oberhausenfeiertdoppeltes Jubiläum. Vor90Jahren eingeweiht, istEuropas höchster Gasometer nachseinerStilllegung nun seit 25 Jahren Europas höchsteAusstellungshalle –mit einzigartigemRaumvolumen.Und noch einSilberjubiläumsteht 2019 an:Seit1994 ist JeanetteSchmitz Geschäftsführerin derGasometer Oberhausen GmbH undhat 16 Ausstellungen begleitet. Im Gespräch mit Claudia Heinrichverriet sie,welche Ausstellung ihrpersönlicher Favorit ist, welches Konzept scheiterte undwarum der Gasometer 2020 in Zwangspause geht. Frau Schmitz, Sie sind also von Beginnandabei … Nichtganz! DieInitiativezum Umbau desGasometers in einen Ausstellungsort kam 1992 vom Leiter der IBA Emscherpark, Professor Karl Ganser –mit dem Plan einer Ausstellung zur Entwicklung der Schwerindustrie imRuhrgebiet. Am22. Juli 1994 eröffnete „Feuer und Flamme“ mit historischen Fotos, Maschinenund Alltagsdingen. Fast eine halbe Million Besucher kamen, das übertraf all unsere Erwartungen. Ich war seit 1994 Projektleiterin. Als sich die Gasometer OberhausenGmbHgründete, wurdeich am 30. Dezember 1994 Geschäftsführerin. Wie sahder Gasometer früheraus, waswar seineFunktion? Unser Gasometer von 1929 ist ein Scheibengasbehälter zum Zwischenlagern überschüssiger Abgase aus Hochöfen, bis man es andernortsbrauchte. DasGas wurde überRohre durchden Boden eingeleitet. Eine weit über 1000 Tonnen schwere kreisrunde Gasdruckscheibe lag frei schwimmend obenauf und regelte den Druck im 117,5 Meterhohen Blechcontainer. VielRaum fürvielfältigeMöglichkeiten… In Oberhausen gab es nach der Stilllegung des Gasometers 1988 viele Diskussionen.Die Nutzung alsHochregallager stand im Raum. Undauch derAbriss. Gansers Engagementfür eine Ausstellungshalle überzeugte. Die Stadt gab die Zustimmung jedoch nur unter der Bedingung, dass sie –bis heute –kein Geld dazugeben muss. Mit vergleichsweise geringem Budget von 15,9 Millionen DM (90 % vom Land NRW, 10%von der Ruhrkohle AG) wurden Umbau und die erste Ausstellung gestemmt. 44| HEINZ |03.2019

VomindustriellenGasometer zum kulturellen Ausstellungsort: Was wurde umgebaut? Die Struktur blieb erhalten: äußere Hülle, Dach,Boden,Gasdruckscheibe, alles wurdenatürlich gründlich gereinigt. Den Umbau besorgte in den Jahren 1993 und 1994 die inOberhausen ansässige Deutsche Babcock AG. Die Scheibe wurde auf exakt 4,20 Meter Höhe fixiert und bildet nun die Decke im Erdgeschoss. Stahltreppen führen seitlich hoch zur zweiten Ausstellungsebene. Die 24 Segmente der Oberscheibe mit ihren Pfeilern und Verstrebungen dienen heute als Nischen für Exponate. Darüberwurde einedritteEbene eingezogen: die „Manege“mit 20 MeterDurchmesser, einer Tribüne mit 450Sitzplätzenfür Veranstaltungen und einer umlaufenden Galerie zur Betrachtung des zentralen Ausstellungsobjekts, zurzeit unser Matterhorn-Modell. Dann gibt es Glasfahrstühle, die auf 100 Meter Höhe fahren, und Aussichtsplattformen auf dem Dach für weiten Rundblick über das gesamtewestliche Ruhrgebiet. „InOberhausengab es nach der Stilllegungdes Gasometers 1988vieleDiskussionen. DieNutzung alsHochregallagerstand im Raum. Und auch derAbriss.“ wir einen Eiskegel als Hauptexponat. Viel zu aufwendig. Ersatz war ein 50 Meter hoher, effektvoll beleuchteter Wasserkegel in einem See. Erstmals öffneten wir den unbeheizbaren Gasometer über die Wintermonate der Jahre 2001 und 2002 –und entdeckten anmanchem Morgen Eisschollen im Wasserbecken. Persönliche Highlights sind beide Ausstellungen von Weltkünstler Christo. Zum einen „The Wall“ aus Ölfässern, imJahr 1999 noch mit Jeanne-Claude realisiert, speziell aber „Big Air Package“ aus dem Jahr 2013, die weltgrößte Innenraumplastik. EinBlick in dieGegenwart:Wie feiernSie dasJubiläumsjahr? Mitmonatlichen VorträgenzuBergweltenabMai,wenndie Temperaturen imInnenraum ansteigen. Der Reinhold-Messner-Abend im September ist bereits ausverkauft. Und natürlich mit unserer wunderbarenaktuellen Ausstellung „Der Berg ruft“, die noch biszum 27. Oktober läuft. ©Thomas Machoczek Wasgenau istIhreAufgabe–wasist reizvoll, washerausfordernd? Mein Job ist es, die Finanzierung unserer Ausstellungen sicherzustellen. Inhaltliche Konzeption und Realisation leisten freie Kuratoren und Partner. Die Fixkosten für den laufenden Betrieb und Wartungen sind über das Land NRW und den Regionalverband gesichert. Um aber Ausstellungen zurealisieren, hangeln wie uns von Jahr zu Jahr. Wurde es da auchschon maleng? Ja, zum Beispiel wurde es im Jahr 2000 eng für unsere Fußball-Ausstellung „Der Ball ist rund“. Esgelang mir, die beiden Funktionäre Rudi Assauer von Schalke und Michael Maier vom BVB an einen Tisch zuholen. Assauerlandetemit seiner Idee,alle sechs großen Ruhrgebietsvereine zu einem Freundschaftsturnier einzuladen und mit den Einnahmen unsere Ausstellung zu unterstützen, den rettendeCoup! Liefimmer allesglatt? Einmal mussten wir aufgeben. Die geplante Ausstellung zu Weltreligionen im Kulturhauptstadtjahr 2010 war nicht finanzierbar. Der Ersatz, „Sternstunden“ mit dem „größten Mond auf Erden“, wurde zum Glückstreffer. Kurator war der Anfang dieses Jahres verstorbene Professor Peter Pachnicke, der auch unsere mit 1,37 Millionen Besuchern erfolgreichste Ausstellung „Wunder der Natur“ konzipierte, die 2016 und2017lief. Und wie geht’s dann weiter? Mit einer einjährigen Sanierungs-Zwangspause. 2020 wird der Gasometer zur Großbaustelle und für Besuchergeschlossen. Wirbereiten derweil die nächste Ausstellung ab 2021 vor –das Thema wird aber noch nicht verraten. Die nur fünf Millimeter dicken Blechbahnender Außenhülle müssenganzdringend verstärkt undmit Korrosionsschutz versehen werden. Vielleicht reicht unser Budget von 14,5 Millionen Euro ja noch für weitere kleinere Maßnahmen, um den Gasometerfit zu machenfür die nächsten25Jahre. ❚ GASOMETER OBERHAUSEN Arenastr.11, Oberhausen;Öffnungszeiten: Di-So10-18 Uhr; Tickets: 10 € Der Gasometer Oberhausen istein Ort beeindruckender Zahlen. Hier sind einige davon: Höhe: 117,5 Meter Durchmesser:67,6Meter Speichervolumen: 347 000m³ Sitzplätze: 450 Einweihung:1929 (vor 90 Jahren) Kosten des Umbaus:15,9Mio.DM ErsteAusstellung:22.7.1994 („Feuer undFlamme“) Realisierte Ausstellungen: 16 Bestbesuchte Ausstellung: „Wunder der Natur“, 2016/2017 (1 370 000 Besucher) Sie haben faszinierende Ausstellungen begleitet. „Der Berg ruft“ ist bereits die 16.Gab es ganz besondere Höhepunkte? Die Wasser-Ausstellung „Blaues Gold“ beispielsweise. Ursprünglich wollten Jeantte Schmitz ©RVR/ Schejokmas Machoczek 03.2019| HEINZ |45

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