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03-2018 BOCHUM HEINZ MAGAZIN

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Heinz Magazin März 2018, Ausgabe für Dortmund

BÜHNE | ÜBERSICHT

BÜHNE | ÜBERSICHT ROBERT TARGAN HEINZ-AUTOR Laut sein Die Fragen sind nicht neu, dürfen allerdings niemals verstummen: Was kann uns das Theater noch Aktuelles erzählen? Wo steckt im Gezeigten der heutige Bezug? Und inwiefern betrifft mich das überhaupt? Die 39. Duisburger Akzente greifen eine alte pazifistische Losung auf, rücken sie in den Fokus des Kulturfestivals, formulieren sie allerdings auch als Frage: „Nie wieder Krieg?“ Als vor bald einhundert Jahren der Erste Weltkrieg endete, dauerte es nicht lange, bis ein ehemaliger Gefreiter namens Adolf Hitler mit scharfer Rhetorik auffiel – Stimmungsmache, von der auch im Jahr 2018 Politiker am rechten Rand Gebrauch machen. Es war, ist und bleibt also die immens wichtige Aufgabe von Theater und Literatur, laut zu sein, Finger in Wunden zu legen und von Tätern und Opfern zu erzählen. Bertolt Brecht brachte das einst gewohnt gut auf den Punkt: „Die Schriftsteller können nicht so schnell schreiben, wie die Regierungen Kriege machen – denn das Schreiben verlangt Denkarbeit.“ Robert Targan Selen Kara Maria Bahra TRÄUME(N) ERLAUBT Im Herzen Peter Pan Wer die Geschichte Peter Pans kennt, weiß um das sagenhafte Nimmerland, dem Land aller Träume, wo den Bewohnern eine grenzenlose Freiheit winkt. Auch im Kinder- und Jugendtheater Dortmund tritt Peter Pan in Erscheinung, um die „Reality Boys“ von einem tristen Alltag mit den ewig gleichen Tagesabläufen zu erlösen. Doch etwas ist anders in diesem „Dortmunder Nimmerland“: Es DER PRINZ, DER BETTELKNABE UND... Jenseits der A40 In Essen ist es nicht nur eine geographische Frage, ob man südlich oder nördlich der A40 wohnt – die Autobahn, die mitten durch die Stadt verläuft, teilt die Ruhrgebietsmetropole auch in Arm und Reich. Während im Süden eine gehobene Mittel- und Oberschicht lebt, ist der Norden vielerorts von Armut und dem Bezug existenzsichernder Leistungen geprägt. Für das Grillo-Theater packen FLUCHT AUS DEM KZ Das siebte Kreuz In ihrem 1938 begonnenen Roman „Das siebte Kreuz“ zeichnet Anna Seghers die Flucht von sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager nach und platziert die Geschehnisse somit in eine Zeit, in der die Hoffnung zusehends von den unfassbaren Gräueltaten des Nationalsozialismus erdrückt wird. An einem Montag im Oktober 1937 gelingt der Strafkolonne die Flucht aus dem Lager; mit vereinten bröckelt heftig an der Fassade. Das integrative Projekt mit jungen Geflüchteten startet in seine dritte Spielzeit und präsentiert sich mit neuen Teilnehmern, aber auch jungen Darstellern der „ersten Stunde“, die mittlerweile einen festen Wohnsitz in Dortmund gefunden haben. Für sie ist die Arbeit am Theater längst ein ganz persönliches Nimmerland geworden: neue Abenteuer, jenseits alltäglicher Sorgen. rt ❚ IM HERZEN PETER PAN KJT, Sckellstr. 5-7, Dortmund, Tel.: (0231) 5027222; Termine: 4., 9., 10.3., jeweils 18 Uhr; Preis: 7 €; www.theaterdo.de Christine Lang und Volker Lösch diese Thematik an und verquicken sie mit Mark Twains „Der Prinz und der Bettelknabe“. Hier sind es nicht Prinz und Bettelknabe, die ihre Rollen tauschen und somit neue Pflichten und Lebenssituationen kennenlernen – es sind Kinder aus der „gespaltenen Stadt“, die in neue Realitäten jenseits der A40 eintauchen. Modernes Märchen über soziale Gerechtigkeit. rt ❚ DER PRINZ, DER BETTELKNABE U. DAS KAPITAL Grillo-Theater, Theaterplatz 11, Essen, (0201) 8122200; Termine: 15., 17., 23.3, jew. 19.30 h; Preise: 14-24 € Kräften überwältigt man gleich mehrere Wachposten und verschwindet unter Sirenengeheul im Nebel. Die gefährliche Flucht hält sieben Tage und Nächte an – im Lager werden sieben Kreuze für die Gehetzten errichtet. Seghers Roman avancierte zum Weltbestseller und wurde 44 in Hollywood verfilmt. Grimme-Preisträger Lars-Ole Walburg inszeniert „Das siebte Kreuz“ fürs Theater Oberhausen. rt ❚ DAS SIEBTE KREUZ Theater Oberhausen, Will-Quadflieg-Platz 1, Tel. (0208) 85780; Termine: 9., 10., 16.3, jew. 19.30 Uhr; Preise: 12-32 € FRÖHLICHER TABUBRUCH Träum weiter Die Hauptrolle im Auftragswerk mit deutsch-türkischem Star-Appeal „Träum weiter“ über eine homosexuelle Koma-Patientin spielt Almila Bagriacik, die bald schon als neue Kieler Tatort-Kommissarin zu sehen sein wird. Regisseurin Selen Kara sagt über das Stück: „Ich hatte keine Lust auf klassische Gastarbeiter-Storys, auf unterdrückte Frauen oder Ehrenmorde.“ Stattdessen steht Homosexualität in der Türkei auf dem Plan – ein Tabuthema. Die Autorin des Stücks Nesrin Samdereli aber nimmt kein Blatt vor dem Mund, geht keinem Gag aus dem Weg – auch wenn er wehtut – und bringt so nicht nur die Familie in ihrem Stück, sondern auch die Köpfe der Zuschauer in Bewegung. Im Kern steht dabei dieser tolle Satz: „Unterschätze niemals die Menschen, die dich lieben.“ mfk ❚ TRÄUM WEITER Schauspielhaus Bochum, Königsallee 15, Bochum; Termine: 3., 8., 16., 23.3. , jeweils 19:30 Uhr; Preis: Ab 12€; www.schauspielhausbochum.de Birgit Hupfeld (Probenfoto) Martin Kaufhold HIPPIE-HITS Hair Auch wenn lange Haare in der Hippie-Zeit unverzichtbar gewesen sind: Das American Tribal Love-Rock Musical „Hair“ hält noch einiges mehr parat. Denn obwohl das legendäre Stück, das 1967 als Off-Broadway-Inszenierung uraufgeführt wurde, bereits über 50 Jahre auf dem Buckel hat, sind seine Themen bis heute aktuell – Krieg, Rassenproblematik, Auflehnung gegen Autoritäten. Ein spannender Geschichtsausflug, der gleichermaßen dramatisch und unterhaltsam ist. Im Mittelpunkt stehen die 28 Songs, die einst James Rado und Gerome Ragni geschrieben haben – die Musik lieferte Galt MacDermot. Blumenkinder und freie Liebe kommen somit dank Stücken wie „Aquarius“, „Let the sunshine in“ und natürlich „Hair“ bestens zur Geltung. rt ❚ HAIR Capitol Theater, Düsseldorf (14.3.) // Colosseum Theater, Essen (15.3.) // Ruhrfestspielhaus, Recklinghausen (23.3.) // RuhrCongress, Bochum (24.3.) //Stadthalle Hagen (13.4.); Preis: ab 39,40 € © Frank Serr Showservice, Foto: Lisa Gramlich 58| HEINZ |03.2018

DIE WELTPREMIERE DAS MUSICAL MIT DEN HITS VON 21.02. – 29.04. 2018 DUISBURG Theater am Marientor BUCH: MARTIN LINGNAU & HEIKO WOHLGEMUTH REGIE: GIL MEHMERT www.petry-musical.de www.eventim.de 03.2018| HEINZ | 59

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