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01_2020 HEINZ MAGAZIN Wuppertal, Solingen, Remscheid

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BÜHNE | TIPP DES MONATS

BÜHNE | TIPP DES MONATS Zum Abschied kreisen die Geier Neues vomGeierabend „Mein Name ist Pott,RuhrPott!“ Unterdiesem Mottosteht diebereits 28. Session desDortmunder Geierabends.007 rettet das Ruhrgebiet, umrahmtvom typisch absurdenKlamauk der Kabarettisten. Zwei der Geier feiern dabeiaberauchihren Abschiedvon derShow, denn sie gehen in ZukunftneueWege. 60| HEINZ |01.2019

©Ekkehart Bussenius/Tania Reinick Fränzi und Fips, im wahren Leben Franziska Mense-Moritz und Hans Peter Krüger, verlassen an Aschermittwoch den Geierabend. Mitje19und 22 Jahren,die sieTeil des Ensembles waren, sind sie wahre Geier-Urgesteine und prägten die Show in großem Maße. Dabei sind beide „da einfach irgendwie reingeraten“, wie sie schmunzelnd erzählen –mehr zufällig als bewusst. Krügers Wurzeln liegen nämlich eigentlich inder Regie und dem Theater. Er kam erst als Co-Regisseur zum Geierabend und wurde dann irgendwann überzeugt, auch selbst mitzuspielen. Mense-Moritz traf einen Darsteller des Geierabends, Martin Risse, zufällig imCafé. Als erfragte, ob sie nicht mitmachen wolle, war ihr das Konzept noch völlig unbekannt. Beide waren anfangs skeptisch, verliebten sich dann aber doch schneller als erwartet. „Wo viel gelacht wird, muss es ja einfach gut sein“, dachte Franziska Mense-Moritz damals, als sie zusagte, und bereute es nicht. Es war vor allem das Format der Show, das es den beiden angetan hatte. „Viele Leute, großes Getöse, ne Band im Rücken und Kirmes auf der Bühne. Das ist einfach was anderes als Kleinkunst – das ist richtige Show“, sodie Kabarettistin, „Wenn man so rampensäuischveranlagt ist, dannist dasgenau der richtige Bahnhof!“ Neben dem Spaß auf der Bühne waren esaber eben auch die Menschen imEnsemble, die die beiden so lange dort gehalten haben. Krüger spricht von einem Zusammenhalt, der über alle Krisensituationen hinweg erhalten blieb. „Und das sind alles echte Bühnenmenschen“, beschreibt erlächelnd. Soein Engagement für das Publikum, die Show unddie Kollegenhabeerbishernur hier erlebt. Ein Kapitelendet Nichtsdestotrotz kehren nun beide dem Geierabend den Rücken zu. Der Grund dafür ist einfach: eswird Zeit. Mense-Moritz erklärt esso: „Irgendwann ist so ein Kapitel auch einfach zu Ende. Ich habe das Gefühl, dass ich mich hier nicht mehr richtig weiterentwickeln kann und ich gerne mal wieder was Neues ausprobieren möchte.“ Sie bringt ab Sommer gemeinsam mit Kollegin Susan Kent ihr eigenes Programm auf die Bühne. Auch, dass sie Entscheidungen nicht mehr mit einem ganzen Team besprechen muss, freut sie. Für Krüger stehen die Dinge ähnlich. Ermöchte sich wieder mehr dem Theater widmen und in einer anderen Tiefe arbeiten. Als Autor stand er beim Geierabend außerdem vor einem zeitlichen Problem: „Ich bin zu meiner eigenen Schreibe leider gar nicht mehr gekommen. Dem möchte ich michunbedingt wieder mehrzuwenden.“ Allerdings wird der Weggang von gleich zwei Darstellern nicht spurlos an der Show vorbeigehen. Diese Erfahrung haben auch Fips und Fränzi in zwei Jahrzehnten Geierabend schon öfter gemacht. Aber gerade deswegen machen sich auch keine Sorgen. „Jeder der geht, reißt erst mal ein Loch. Aber diese Veränderungen erweisen sich dann meist doch als positiv. Es gab bisher immer einen „Jeder der geht, reißt erst malein Loch.“ Franziska Mense-Moritz ist Fränzi ©Ekkehart Bussenius/Tania Reinick Schub nach vorne inder einen oder anderen Weise“, so Mense-Moritz. Krüger stimmt ihr zuund ergänzt: „Eine Show wie der Geierabend braucht ja auch immer wieder neue, jugendliche Energie, damit sie funktioniert.“ Abder kommenden Session wird es deshalb auch wieder neue Gesichter auf der Bühne zu sehen geben, die auf ihre Weise den Geierabendgestalten werden. ZwischenKlamauk undKritik An so manchen Sketch werden sich die beiden Geier aber wohl auch nach ihrem Ausstieg noch gern erinnern. Krüger schießen da sofort einige seiner Figuren in den Kopf, wie die Männer amFenster oder den Wutbürger, die im Laufe der Zeit mit dem Darsteller mitgewachsen sind. Für beide sind aber die Sketche besonders erinnerungswürdig, indenen „man so mit der Gratwanderung des Humors spielt“, wie esder Schauspieler beschreibt. Nummern, die mit politischen oder moralischen Themen das Publikum zum Denken anregen sollen. Als Beispiel erzählt er von einem Sketch über Flüchtlinge, die bei der Flucht übers Meer von Menschen mit Handykameras gefilmt und wie imZoo bestaunt werden. Auch die völlig absurden Nummern bleiben ihnen imGedächtnis. Sie entstanden meist aus zufälligen Alltagssituationen, wurden aber dann unerwartet zum Hit. „Man lernt hier also auch jede Menge über Komik“, lacht erund verrät, dass es auch im aktuellen Programm wieder solche Nummerngeben wird. Grundsätzlich sind beide glücklich mit ihrem „Abschiedsprogramm“. Krüger bringt sowohl den Wutbürger als auch die Fenstertypen wieder auf die Bühne und freut sich sehr darüber. Beide wareninden letztenJahrennichtTeil der Show.Ein wenigPerfektionismus kommt dabei aber auch ans Licht: „Jetzt nochmal alles richtig gut machen, nochmal richtig reinhauen“, denn einen besonderen Stellenwert hat die letzte Session schon für ihn. Auch Mense-Moritz ist wieder gut ausgelastet: „Ich bin gefühlt in fast jeder Nummer vertreten, also kann ich mich nichtbeschweren“,witzeltsie. AusDarsteller wird Zuschauer Besonders gespannt sind beide auf die Zeit danach, in der sie den Geierabend zum ersten Mal selbst als Zuschauer erleben können. „Das wird bestimmt merkwürdig.“ Das sind die Beiden sich einig. Aus der ersten Reihe wollen sie sich die Show aber nicht anschauen, sondern lieber inkognito hinter der Bühne –damit nicht alle auf sie achten. Auch bezüglich der Veränderungen sind sie neugierig. „Man hält sich selbst jaimmer erst mal für unersetzlich“, so Mense-Moritz, „aber ich freue mich auch und bin schon total gespannt, wie es wird!“ Erst einmal darf sich das Publikum ja aber noch auf einen letzten Geierabend mit Fränzi und Fips freuen. Was danach kommt, weiß der Geier! JuliaVerstraelen ❚ GEIERABEND –MeinNameist Pott,Ruhrpott Zeche Zollern, Grubenweg5,Dortmund; Termine: 3.1.-25.2. Hans Peter Krüger ist Fips ©Ekkehart Bussenius/Tania Reinick 01.2020| HEINZ |61

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